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Home Office


Home Office - Immer wünschen sich von zu Haus zu arbeitenBild: © Monkey Business - Fotolia.com

Eine bessere Vereinbarung von Beruf und Familie wünschen sich immer mehr Männer. Von zuhause aus arbeiten, das Büro in den eigenen vier Wänden haben - das gilt vielen als Königsweg. Wir zeigen, für wen das Home Office eine günstige Alternative ist.

Ganz oder teilweise am Schreibtisch im eigenen Haus arbeiten wollen nach einer repräsentativen Umfrage von TeamViewer etwa 43 Prozent der Befragten. Allerdings lässt sich den Daten nicht entnehmen, ob die meisten dauerhaft oder nur einige Tage in der Woche ins Home-Office wollen. Der Hightech-Verband Bitkom hatte 2008 bis 2010 ähnliche Befragungen durchgeführt. Nach diesen Zahlen wollten 2008 66 Prozent der Arbeitnehmer lieber im Wohnzimmer arbeiten, jedoch nur für einige Tage. Ständig das Büro verlassen wollten nur 17 Prozent. 2010 wollten jedoch nur noch 57 Prozent für einige Tage ins Home-Office wechseln, dauerhaft strebten das jedoch 20 Prozent an.

In Kontakt mit Arbeit und Familie


Lassen sich Familie und Beruf mit Heimarbeit also doch nicht so leicht verbinden? Matthias Lindner, Ressortkoordinator Bildung und Wissenschaft bei der Gewerkschaft ver.di, widerspricht: "Das Home-Office ist eine gute Lösung für Büroangestellte, die sowohl mit den Strukturen am Arbeitsplatz als auch mit denen der Familie in Kontakt bleiben möchten." Kaum vereinbaren lässt sich diese Lösung allerdings mit Schichtdienst oder häufigen persönlichen Kundenkontakten.

Außerdem steht diesem Vereinbarkeitsmodell die "Kultur der Präsenzpflicht" in vielen Unternehmen entgegen, so Lindner. Eine Studie der IGS-Organisationsberatung bestätigt dies: Nur 40 Prozent der Arbeitnehmer sehen ihr Unternehmen als familienfreundlich an. Insbesondere zeitliche Flexibilität und mehr Möglichkeiten, von Zuhause aus zu arbeiten, werden demnach gewünscht. "Viele Arbeitgeber wünschen sich jederzeit ‚Zugriff’ auf ihre Mitarbeiter", sagt Lindner. "Sie erkennen daher kaum, dass Menschen auch dann wertvolle Arbeit leisten, wenn sie nicht im Büro sitzen."

Dabei leisten mobile Computerarbeiter mehr Stunden als ihre Bürokollegen: Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) fand heraus, dass im Home-Office oft länger als zehn Stunden am Tag gearbeitet wird. Das sind vier Stunden mehr als im reinen Bürobetrieb.

Betriebsvereinbarung und Beratung


Wer zumindest einen Teil seiner Arbeitszeit in die eigenen vier Wände verlagern möchte, sollte sich vorher beraten lassen. In vielen Firmen, vor allem in großen Unternehmen, gibt es Betriebsvereinbarungen, die den Anspruch auf Home-Office regeln. Diese sind beim Betriebsrat einzusehen. Lindner empfiehlt, unbedingt Erfahrungen aus dem Kollegenkreis einzuholen. "Dann hat man Anhaltspunkte, wie die Vorgesetzten reagieren und wie man darstellen kann, dass man trotzdem verlässliche Arbeit leistet." Aber auch aus einem anderen Grund sei das Gespräch mit den Kollegen wichtig: Wer zeigt, dass er niemandem Mehrarbeit aufbürdet und die Kommunikation auch von Zuhause aus aufrechterhalten kann, könne meist auf die Unterstützung der direkten Mitarbeiter zählen. Dies zu betonen sei im Gespräch mit den Vorgesetzten ein Vorteil. So könne man nachweisen, dass dem Betrieb kein Nachteil entstehe.

Klare Regeln Zuhause


Aber auch mit der Familie muss das Home-Office besprochen werden: Lindner empfiehlt, mit der Partnerin und den Kindern klare Regeln und Absprachen zu treffen. Schließlich sei die Heimarbeit kein Urlaub: "Wenn du schon Zuhause bist, kannst du ja das Bad putzen, kochen und die Kinder bespaßen - solche Ansinnen nehmen nicht wahr, dass Home-Office Arbeit für den Arbeitgeber bedeutet." Allerdings lassen sich aufgrund der höheren zeitlichen Flexibilität Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit zuhause leichter verbinden. Dieses mehr an Autonomie schätzen die mobilen Computerarbeiter sehr. Laut IW-Studie geben 63% an, problemlos die Arbeit für eine oder zwei Stunden am Tag für persönliche Angelegenheiten unterbrechen zu können.

Dabei müssen sie jedoch unbedingt auf ihre Gesundheit aufpassen, denn sie halten häufig die vorgeschriebene Ruhezeit von elf Stunden nicht ein. Die Universität St. Gallen nennt als Resultat der ständigen Erreichbarkeit Einschlafschwierigkeiten, Kopf- und Rückenschmerzen sowie emotionale Erschöpfung. Dies sein im Home-Office überdurchschnittlich anzutreffen.

Ob die Abnahme des generellen Wunsches nach Home-Office solche privaten Erfahrungen oder eher negative Reaktionen der Arbeitgeber zugrunde liegen, lässt sich nicht entschlüsseln. Deutlich ist jedoch: Väter wünschen sich eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und dafür brauchen sie intelligente Lösungen, die auf ihre konkreten Bedürfnisse zugeschnitten sind. "Nach allen Untersuchungen und Erfahrungen sind Väter, die Beruf und Familie gut vereinbaren können, leistungsbereiter und engagierter als andere", resümiert Lindner. Auch das wird durch die TeamViewer-Studie belegt: Die "Opferbereitschaft" derer, die im Home-Office arbeiten wollen, sei äußerst hoch.

Ralf Ruhl

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