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Erzieher - ein Beruf für Jungen


Hohe Vielfalt und Verdienstmöglichkeiten, die über denen anderer Fachberufe liegen - die Jobaussichten sind nicht schlecht. Und gerade Jungen werden aus Paritätsgründen gesucht. Aber wie kommt man überhaupt an die Jungen ran? Im Interview erläutert Stefan Braig vom Modellprojekt mehr Männer in Kitas Nürnberg, warum der Erzieherberuf inzwischen hip ist.

Was bei Jungen zieht


väterzeit: Wie bekommt man Jungen dazu, den Erzieherberuf zu ergreifen?

Stefan Braig: Viele Jungen erreichen wir über Berufsbildungsmessen und ähnliche Veranstaltungen. Die sind meist an die Schulabgänger von Haupt- und Realschulen gerichtet, etwa ein Jahr vor deren Abschluss. Wir haben für solche Messen einen Erlebnisparcours geschaffen. Der geht vom Wickeln einer Babypuppe bis zum Bobbycar-Rennen. Außerdem stellen wir dar, wie der Alltag in der Kita aussieht und weisen darauf hin, dass Erzieher ein krisensicherer Job ist.

väterzeit: Was zieht bei den Jungen am meisten?

Stefan Braig: Sie sind erstaunt von der Vielfalt. Von der Krippe über Hort bis zur Jugendgruppe - das ist eben ein breites Spektrum. Die Aufgaben gehen von Forschungsthemen - wie z.B. Haus der kleinen Forscher - über Fußballspielen bis zu Hausaufgabenbetreuung. Der Beruf bietet auch viele Möglichkeiten, Kreativität auszuleben: Malen, Basteln, Musik machen. Im Büro ist man oft auf wenige Tätigkeiten festgelegt, da bietet der Erzieherberuf eine weit größere Breite.

Gute Verdienstmöglichkeiten


väterzeit: Status und Geld sind also nicht der wesentliche Faktor?

Stefan Braig: Geld ist natürlich ein Thema. Mechatroniker ist der Berufswunsch Nummer Eins bei Jungen, an Autos zu schrauben ist für sie sehr interessant. Allerdings sind es nur knapp sieben Prozent, die diesen Berufswunsch als ersten äußern. Erzieher verdienen allerdings im Durchschnitt mehr als ein Mechatroniker. Das ist vielen nicht bewusst. Allerdings bekommen sie in der Ausbildungszeit noch kein Geld, erst das Anerkennungsjahr wird vergütet. Das mag sich in einer dualen Ausbildung ändern.

väterzeit: Und die Aufstiegsmöglichkeiten?

Stefan Braig: Die sind gar nicht mehr so gering. Mit dem neuen S-Tarif im Öffentlichen Dienst wird unterschiedlich eingestuft, ob in einer kleinen Gruppe oder einer großen gearbeitet wird, ob Erschwernisse hinzukommen, da gibt es inzwischen viele Möglichkeiten.

Immer noch ein Mädchenberuf?


väterzeit: Was macht es für Jungen schwer, den Erzieherberuf zu ergreifen?

Stefan Braig: Wenn Jungen an unserem Stand stehenbleiben, werden sie oft von ihren Klassenkameraden - gerade auch von den Mädels - belächelt. "Ist doch ein Frauenberuf, was willst du denn da" und so weiter. Die kommen aber oft zurück, alleine, stellen dann ihre Fragen und informieren sich genau über die Voraussetzungen für den Fachschulbesuch. Es ist also vor allem eine Sache zwischen der Gruppe der Jungen und der Gruppe der Mädels.

väterzeit: Welche Rolle spielen bei der Berufswahl die Väter?

Stefan Braig: Eine große. Zum einen kennt der Sohn des Beruf des Vaters, da ist er Vorbild. Zum anderen hat er Einfluss durch seine Bewertung. Und da sollte er möglichst neutral bleiben, es sei denn, der Junge fordert eine Stellungnahme ein. Schon ein einfaches Hochziehen der Augenbrauen kann die Berufswahl beeinflussen.

Die Fragen stellte Ralf Ruhl

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