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17.07.2011 11. Woche
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Drei Monate mit Piet

Ein rosa Alptraum, ein neuer Duft für wahre Männer und ein Fazit nach drei Monaten mit Kind.
Rosa oder pink?

Gestern waren wir erneut bei unseren Freunden, die vor drei Wochen ihr zweites Kind bekommen haben. Diesmal war es ja ein Mädchen. Der letzte Besuch fand noch im Krankenhaus statt, diesmal zu Hause in gewohnter Umgebung. Der erste Gedanke im direkten Vergleich mit Piet war: "Ui, ist die klein." Das ist natürlich Quatsch. Das Baby ist beinahe exakt genau so groß wie Piet zu diesem Zeitpunkt. Aber der hat in der Zwischenzeit sein Gewicht verdoppelt. Unglaublich wie die Zeit vorbei rast.

Unsere Freunde bewohnen eine schöne Doppelhaushälfte in ländlicher Umgebung, also in einer Gegend, in der man noch auf der Straße einen Parkplatz findet, ohne eine halbe Stunde um den Block zu fahren. Der Garten bietet genügend Platz für zwei Sandkästen, zwei Schaukeln, einen Basketballkorb, eine Rutsche, ein Spielhaus und für ein großes Trampolin.

Letzteres ist bis 150 Kg zugelassen, also konnte ich es auch mal ausprobieren. Das ist schwieriger und anstrengender, als ich dachte. Macht aber richtig Spaß. Auf so einen Freizeitpark im eigenen Garten kann man schon neidisch werden, Piet wird sich mit dem öffentlichen Spielplatz vor unserer Haustüre zufrieden geben müssen. Immerhin haben wir eine Spielwiese, auf der das Spielen allerdings verboten ist.
Das ist jetzt kein Witz, da stehen zwei Schilder: "Spielwiese" und "Spielen verboten."

Natürlich ist in so einem Haus auch Platz für zwei Kinderzimmer, fairerweise identisch groß. Zumindest ein Konflikt zwischen Geschwistern ist damit vorerst verhindert worden. Das Zimmer für das neugeborene Mädchen war auch schon fertig eingerichtet und mit den zahlreichen Geschenken zur Geburt dekoriert. Beinahe alle Sachen waren rosa oder pink. Ich hoffte inständig, dass wir nicht auch etwas in rosa besorgt hatten. Das Kind hat ja beinahe keine Wahl, außer rosa und pink zu mögen, sonst müsste es auf praktisch alles verzichten und nackt durch die Welt laufen. Gibt es eigentlich rosa Windeln für Mädchen?

Auf der anderen Seite möchte ich auch nicht Piet in pinke Klamotten stecken und mit einem rosa Kinderwagen durch die Weltgeschichte ziehen. Aber vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich rosa und pink generell schlimm finde. Natürlich hat unser Sohn auch blaue Strampler, das lässt sich ja fast nicht vermeiden. Genausowenig wie die Aufschriften "Mummy and Baby" oder "Mutti passt auf mich auf".

Aber es braucht sich eigentlich niemand wundern, wenn unsere Kinder ab der Geburt derartig geprägt werden. Mein Sohn bekommt auf jeden Fall eine Spielküche, denn zu Hause koche ich. :)



Ich habe Hunger, oder mir ist schlecht.

Bei uns in der Familie ist das eine Art Binsenweisheit. Wir kennen nur drei Regeln:

Regel: Ich habe Hunger!
Regel: Wenn ich keinen Hunger habe, ist mir schlecht!
Regel: Wenn Regel zwei nicht zutrifft, tritt Regel eins in Kraft.

Piet muss dies gerade hart erlernen. Nachdem meine Frau unseren Sohn gestern Abend wie immer gegen 20:00 Uhr in sein Bett gebracht hatte, schlief er planmäßig sofort ein. So weit so gut. Vorher hatte er sich eine große Flasche weggezogen. So soll es sein.

Ich kam gegen 22:00 Uhr vom Tanzen nach Hause und ging zusammen mit meiner Frau gegen 23:00 Uhr ins Bett. Eher spät, in letzter Zeit versuche ich schon gegen 22:00 Uhr im Bett zu sein, aber wenn man abends noch "Sport" treibt, kann man eben nicht direkt danach ins Bett gehen.

Um 23:30 Uhr wurde ich von Piets "Öffen" geweckt. Das ist doch viel zu früh, dachte ich. Also habe ich mich noch einmal umgedreht. Gegen 0:30 Uhr erneut ein "ÖFF-ÖFF-Alarm", O.K., bitte einmal nachsehen. Piet schlief tief und fest, warf sich aber munter von einer Seite auf die Andere und rumste dabei mit den Beinchen gegen die Bettbegrenzung. Natürlich genau da, wo keine Polster sind. Aus dem wird doch noch ein guter Karateka. ;)

Da ich ihn nicht wecken wollte, habe ich mich wieder hingelegt. Bei der Gelegenheit warf ich einen Blick auf das Babyphone, es stand auf Lautstärke vier von fünf. Das war viel zu laut für nachts, da hört man ja einen Käfer im Zimmer husten. Kein Wunder, dass ich ständig aufgewacht bin. Also Lautstärke runter auf zwei, eigentlich reicht sogar eins, aber ich wollte nicht übertreiben.

Gegen 01:30 Uhr eindeutiges "ich-habe-Hunger-Öffen". Also, aufstehen, Flasche machen und füttern. Nach nur 75 ml war schon Schluss. Kein Wunder, es ist ja auch noch viel zu früh. Zum Bauern habe ich den Piet wie immer auf meine Schulter gelegt und er hat mir erst die linke Schulter vollgespuckt, dann die rechte Schulter vollgespuckt und zum Schluss noch den Bauch vom Papa vollgespuckt.

Na super. Jetzt rieche ich nach Babykotze. Vielleicht sollte ich auch einen neuen Duft kreieren:

"Babykotze Deluxe, der neue Duft vom Vollzeitvater, einfach männlich und wirkt grarantiert anziehend auf Frauen."

Em Ende noch ein Bäuerchen, endlich konnte ich ihn wieder in sein Bett legen. Er streckte noch die Beine in Richtung Himmel, kippte auf die Seite und war auf der Stelle wieder eingeschlafen. Eine Stunde später wurde ich wieder von ihm geweckt, es klang irgendwie kläglich.

Er lag hellwach in seinem Bett, aber es roch komisch. Als ich Piet anfasste, bemerkte ich, dass er sich von oben bis unten vollgespuckt hatte. Er war nass und kalt. Also umziehen. Normalerweise macht er dann mächtig Theater, diesmal nicht, offenbar war ihm klar, dass es sein musste. Ich zog Piet eine wärmere Jacke statt einem Body an und packt ihn in seinen Lieblings-Schlafsack. Nanu, ich hatte den doch richtig zu gemacht, oder nicht? Wieso schaut da ein Fuß raus?

Das darf nicht war sein, der Schlafsack ist hinüber. Also noch mal umpacken. Jetzt konnte er hoffentlich ein Weilchen schlafen. Immerhin waren es jetzt schon nach drei Uhr.

Als er um fünf Uhr wieder meckerte, flehte ich um Gnade - und wurde erhört. Mein Frau erklärte sich bereit, sich um ihn zu kümmern und netterweise gleich auch noch einmal gegen sieben Uhr.

Ich bin heute völlig neben der Spur und hoffe darauf, dass auch Piet so fertig sein wird wie ich. Dann komme ich zumindest zu etwas Ruhe.



Drei Monate mit Piet

Piet ist nun drei Monate alt. Es ist schon erstaunlich, wie so ein kleiner Mops das bisherige Leben auf den Kopf stellt. Es ist an der Zeit, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen:

Sind meine Frau und ich glücklicher als vorher? Ich bin mir da nicht sicher, also sagen wir mal Nein.
Hat Piet unsere Beziehung gefestigt? Nein.
Sind unsere Eltern glücklicher? Ein klares Ja.
Investieren wir viel Zeit in unseren Sohn? Ja.
Bleibt Zeit für private Dinge? Nein, bzw. kaum.
Kostet Piet eine Menge Geld? Auf jeden Fall.
Macht uns Piet Freude? Ja.
Waren wir in den drei Monaten mal aus oder im Kino? Nein.
Machen wir mehr Sport als vorher? Nein, keine Zeit oder zu müde.
Haben wir unser Leben "schon" wieder im Griff? Nein, aber Piet hat dafür uns im Griff. ;)
Würden wir lieber ohne Piet sein? AUF KEINEN FALL!

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Kommentare von Lesern:

 
honey, Deutschland:
28.06.2013 05:19
Es ist schon bemerkenswert was für eine bedingungslose liebe man gegenüber seinem kind hat :-)

Tagebuch Guido

Guido
Alter: 34
Wohnort: Neuss
Beruf: Vollzeitvater
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 15.04.2011
Letzter Eintrag: 25.06.2012

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