väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

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Wertschätzung muss von oben kommen


Väter in Betrieben sichtbar machen


Väterzeit: Heißt das, es ist auch an eine Erhöhung des Elterngeldes gedacht, das z.Z. 65% des Nettolohns ausmacht?

Martin Rosowski: Darüber wird zu reden sein. Man muss aber aufpassen, dass die Väter dadurch nicht noch stärker in die Rolle des Hauptverdieners gedrängt werden. Außerdem dürfen wir den Mutterschutz nicht aushebeln. Denn in der Elternzeit darf in Teilzeit gearbeitet werden, während des Mutterschutzes nicht. Da müssen wir Regelungen finden, die den Paaren, die gleichzeitig direkt nach der Geburt Elternzeit nehmen wollen - und das sind recht viele -, gerecht werden.

Väterzeit: Welche weiteren väterpolitischen Themen stehen auf der Agenda?

Martin Rosowski: Wir wollen als Bundesforum Männer ein Leitbild aktiver Vaterschaft etablieren und das auch in die Wirtschaft tragen, insbesondere auf die Leitungsebenen. In den organisatorischen Gremien, die direkte Entscheidungen über Arbeitszeit und Arbeitsprozesse fällen, sollte nicht nur auf Geschlechterparität geachtet werden. Es sollte ebenso darauf hingearbeitet werden, dass dort ein möglichst hohes Spektrum an unterschiedlichen Lebenserfahrungen und Lebensrealitäten abgebildet wird, also z.B. ältere und jüngere Männer und Väter zusammen in einem Team sind. Nur darauf zu achten, dass Mütter oder Väter dabei sind, würde die Perspektive verengen, denn Mütter haben andere Prioritäten und Lebensvorstellungen als Väter - Männer und Frauen ohne Erziehungsverantwortung ohnehin.


Väterzeit: Was heißt das für die Leitungsebene?

Martin Rosowski: Wir wollen darauf hinwirken, dass die Leitungsebene - also die Chefs ganz oben - ganz klar sagen, "wir wollen Väter im Betrieb haben und sie auch fördern". Dann müssen alle entsprechenden Maßnahmen transparent gemacht werden, denn sonst gibt es böses Blut in den Abteilungen und Konkurrenz zwischen Vätern und anderen Mitarbeitern. Außerdem kann dann die mittlere Ebene der direkten Vorgesetzten die Entscheidungen nicht mehr aushebeln.

Väterzeit: Wo sitzen die Bremser?

Martin Rosowski: Manche Betriebsleitungen sehen nicht, dass eine Diversität der Lebensformen in den Teams die Zufriedenheit und die Produktivität erhöht. Viele haben immer noch ein starres konservatives Männerbild, sie wollen den Arbeitsmann möglichst ständig präsent und unter ihrem Zugriff haben. Das gilt auch für die Kirchen als Arbeitgeber, auch dort ist es schwer, ein Leitbild Mann zu etablieren, das nicht den althergebrachten Stereotypen entspricht.

Auch Frauen bremsen Väter aus


Väterzeit: Kommt auch Gegenwind von den Frauen?

Martin Rosowski: Leider stehen auch Teile der organisierten Frauenbewegung und der Frauenbeauftragten den Anliegen einer stärkeren aktiven Vaterschaft nicht freundlich gegenüber. Es gibt immer wieder eine Neigung, Väter und Männer generell zu diffamieren: Wo sind denn die neuen Väter, sie nehmen ja nur die zwei Papamonate, sie sind ja nur verbal aufgeschlossen und übernehmen nicht wirklich Verantwortung. Dabei sieht jeder, der sehen will, die Männer, die Kinderwagen schieben, die Windeln einkaufen, die sich auf Elternabenden engagieren in Kita und Grundschule. Da wird also eine Veränderung der Gesellschaft schlichtweg nicht zur Kenntnis genommen, weil sie den eigenen Feindbildern widerspricht.

Väterzeit: Wer sind die Ansprechpartner für diese neue Männer- und Väterpolitik?

Martin Rosowski: Wir sind im Gespräch mit den ministeriellen Verwaltungen, die ist wichtig für die Abwicklung von Projekten, die finanzielle Abrechnung etc. Die politische Gestaltung geschieht aber in den Parteigremien, in den Fraktionen, in den Ministerien. Dort sind wir im Gespräch, um den Konsens zu erzielen, dass Gleichstellungspolitik immer beide Geschlechter im Blick haben und deren Bedürfnisse ernst nehmen muss.

Interview: Ralf Ruhl

"Vätermonate ausweiten!"


Vätermonate ausweiten! - Was Männerpolitik für Väter bring!Bild: Knuppi - photocase.de

Dass Gleichstellungspolitik Männer wie Frauen gleichermaßen im Blick hat, sollte selbstverständlich sein. Ist es aber nicht. Was Männerpolitik für Väter bringt erläutert im Gespräch Martin Rosowski, Vorsitzender des Bundesforums Männer.

Männer in verschiedenen Lebensphasen


Väterzeit: Männerpolitik - warum taucht die in der Diskussion immer im Plural als "Männerpolitiken" auf?

Martin Rosowski: Männerpolitik nimmt Bedürfnisse der Männer in den Blick. Und die sind aus der Sicht der Lebenslaufperspektive sehr unterschiedlich: Jungen, erwachsene Männer, Väter, ältere und betagte Männer haben eine unterschiedliche Lebensperspektive, einen unterschiedlichen kulturellen und sozialen Hintergrund. Die Zielgruppe lässt sich also nicht pauschalisieren, die Ansätze, um sie in ihren Lebenslagen zu unterstützen, ebenso wenig. Um dieser Vielfalt gerecht zu werden sprechen wir im Bundesforum Männer daher von Männerpolitiken.

Väterzeit: Was sind die vorrangigen Themen für Väter?

Martin Rosowski: An erster Stelle steht für uns eine Ausweitung des Erfolgsprogramms "Papamonate", also der zwei Monate, die in der Elternzeit ausschließlich dem Partner vorbehalten sind. Hier sind wir dabei - und auch im Gespräch mit den verantwortlichen Politikern und Politikerinnen der Parteien und in der Regierung - zu überlegen, wie sich dieses erfolgreiche Modell verbreitern lässt. Wir wollen nicht nur bei den zwei Monaten stehen bleiben, sondern den Eltern mehr Spielraum geben für ihre individuelle partnerschaftliche Lebensgestaltung.

Papamonate umgestalten


Väterzeit: Welche Modelle stehen da zur Debatte?

Martin Rosowski: Eine Möglichkeit ist, dem einen Partner sechs, dem anderen acht Monate Elternzeit zuzugestehen, das wäre nach Ende des Mutterschutzes eine hälftige Teilung. Eine weitere Option wäre, die Elternzeit zu dritteln: Ein Drittel für die Mutter, eins für den Vater, und das letzte wäre entweder gemeinsam zu nehmen oder nach Wunsch aufzuteilen. Das würde die Übernahme aktiver Vaterschaft wesentlich erleichtern.

Väterzeit: Aber auch im Moment kann die Elternschaft ja bereits nach Wunsch aufgeteilt werden. Väter sind nicht ausschließlich auf die beiden Papamonate festgelegt.

Martin Rosowski: Über drei Viertel der Väter nehmen nur die zwei Monate. In Befragungen wird aber immer wieder deutlich, dass die Gründe dafür im Materiellen liegen, nicht im persönlichen Wunsch der Betroffenen. Männer sind in der Regel vollerwerbstätig, Frauen arbeiten höchstens in Teilzeit. Darüber hinaus verdienen Frauen nach wie vor in vielen Fällen weniger als Männer. Da ist es natürlich schwer, auf den Haupternährer zu verzichten. Eine Aufteilung der Monate nach dem 6:8-Modell würde da Anreize für Väter schaffen. Auf der anderen Seite müssen wir schauen, wie können wir überhaupt das Familieneinkommen sichern bzw. auf eine Basis heben, die nicht nur das Überleben sichert, sondern eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Geschehen ermöglicht.

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