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05.06.2011 5. Woche
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Kaffeekränzchen beim Jugendamt

Vollzeitvater sein ist nicht schwer, Tagesvater werden dagegen sehr. Mein erster Besuch beim Jugendamt.
01.06.2011 Kaffeekränzchen beim Jugendamt

Gestern war ich auf einer Informationsveranstaltung des für meinen Wohnort zuständigen Jugendamtes zum Thema "Qualifizierungskurs zur Tagesmutter oder zum Tagesvater". Ein Kaffekränzchen war es also streng genommen nicht, auch wenn es, zu meinem Glück, Kaffee und Plätzchen gab. Ohne Kaffee halte ich zur Zeit keine zwei Stunden durch, hoffentlich schläft Piet bald ein wenig länger.

"Jede Tagespflegeperson, die ein Kind mehr als 15 Stunden wöchentlich oder länger als drei Monate betreut, benötigt eine Pflegeerlaubnis, die die zuständigen Fachberater des Jugendamtes erteilen.
Voraussetzungen dafür sind u.a. ein Qualifizierungskurs für Kindertagespfleger und ein Erste-Hilfe-Kurs für Säuglinge und Kinder." Stadtverwaltung Neuss

Dass ich überhaupt auf einer solchen Veranstaltung gelandet bin, habe ich einem Freund zu verdanken, der mir erzählte, dass Tagesväter dringend gesucht werden. Wir kamen darauf, weil ich mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit meinen alten Job und auch meinen alten Beruf mit dem Ende der Elternzeit nicht weiter sinnvoll wahrnehmen kann. Also suche ich schon jetzt nach Alternativen, denn Kinderbetreuung kostet ja auch Geld, das erst verdient sein möchte.

An diesem Vormittag waren fünf potenzielle Tagesmütter und Tagesväter anwesend, einschließlich mir, sowie drei Damen vom Jugendamt. Also sieben Frauen und ich. Der politisch korrekte Begriff für diesen Job ist übrigens geschlechtsneutral, er lautet "Kindertagespflegeperson", auch ein tolles Wort für das Spiel Hangman (Galgenmännchen).

Die Vorstellungsrunde war noch nicht beendet, da landete ich schon mit einer meiner Aussagen den ersten Volltreffer, denn ich war der Einzige, der nicht "Ein Herz für Kinder" hat. Naja, natürlich liebe ich meinen Sohn, aber bisher waren mir Kinder von Freunden und Verwandten herzlich egal. Blöd nur, so was sollte man offenbar nicht unbedingt dem Jugendamt erzählen, wenn man später Kinder betreuen möchte.

Warum eigentlich nicht? Muss ich Kinder bedingungslos lieben, muss mein "Herz aufgehen", so drückte es die Frau rechts von mir aus, wenn ich Kinder betreuen möchte? Vielleicht liegt es schlicht daran, dass ich ein Mann bin und die ganze Sache etwas sachlicher angehe. Das ist ein Job und wenn er mir Spaß macht, wovon ich ausgehe, dann um so besser. An keinen Job der Welt muss man sein Herz hängen, damit man ihn gut machen kann, aber es hilft natürlich. Wir werden sehen, zu dem Kurs habe ich mich auf jeden Fall angemeldet, Schaden wird es nicht. Der erste Hilfe-Kurs für Säuglinge und Kleinkinder ist sicher auch eine gute Idee.

Das Jugendamt gibt sich offenbar wirklich alle Mühe die Betreuungsqualität sicher zu stellen und steht auch später noch mit Rat und Tat zur Seite. Es gibt wesentlich mehr Zuschüsse und Unterstützungen, als ich gedacht habe. Seltsamerweise redet da sonst nie jemand drüber und ich halte mich für halbwegs informiert.

Bevor man den Kurs überhaupt antreten darf, kommt jemand vom Jugendamt vorbei und sieht sich bei uns zu Hause um. Anschließend wird ein ausführliches Gespräch geführt, um die Eignung zur "Tagespflegeperson" festzustellen. Der Kurs selbst beginnt im September, bis dahin habe ich also noch etwas Zeit zum Aufräumen.

02.06.2011 Vatertag

Nachdem ich zuerst meinen Vater angerufen hatte, der heute das schöne Wetter zum Tennisspielen nutzte, rief ich auch bei unserem ehemaligen Nachbarn aus meiner Kindheit an. Das hatte ich mir fest vorgenommen, und welcher Tag wäre dafür besser geeignet gewesen, als der Vatertag.

Aber es ist auch mein persönlicher erster Vatertag gewesen. Traditionell geht man spätestens zu diesem Zeitpunkt Babypinkeln, mit Bier und Bollerwagen, zumindest in dem Dorf, aus dem ich komme. Da gab es nur ein Problem, mein Sohn hat uns nach 4:00 Uhr morgens nicht mehr schlafen lassen. Nach feiern war mir da irgendwie nicht.

"Das Babypinkeln ist ein Brauch, der weit verbreitet ist und oft unmittelbar nach der Geburt eines Kindes stattfindet. Anders, als die Bezeichnung vielleicht vermuten lässt, hat das Babypinklen (auch Kindpinkeln oder Pinkelparty genannt) nichts damit zu tun, dass die Gäste dem Neugeborenen beim Wasserlassen zusehen, sondern dieses vielmehr durch einen geselligen Umtrunk symbolisch unterstützen möchten." von Ausgefallene Geschenkideen

Wir waren für heute aber ohnehin schon fest verplant, zum Kaffee bei einem befreundetem Paar, welches gerade das zweite Kind erwartet. Planmäßig kommt das Mädchen am 21.06. auf die Welt, dies ist nicht mehr so lange hin. Sah man auch. :)

Für Kaffee bin ich ja zurzeit immer und überall zu haben. Aber an einem so schönen Tag macht es umso mehr Spaß, etwas zu relaxen. Zum Abschied konnte sich der werdende Papa natürlich nicht den Satz verkneifen, den ich in letzter Zeit sooo lieben gelernt habe: "Piet war aber heute schön brav." Er liest natürlich aufmerksam dieses Tagebuch und wollte mich etwas foppen, dies ist ihm auch gelungen.

04.06.2011 Wer den Lappen nicht ehrt, ist das Spucktuch nicht wert.

Gestern Abend waren wir bei unseren Nachbarn eingeladen, es sollte ein gemütliches Zusammensitzen werden, teilweise hat das auch geklappt. Für den Weg nach ganz unten, wir wohnen ganz oben im Haus, nahmen wir nur das Nötigste mit, es war ja nicht so weit nach Hause.

Da es früher Abend war, zeigte unser Sohn, obwohl wir nicht zu Hause waren, sein wahres Gesicht. Er quengelte, wie wir es von ihm um diese Uhrzeit bereits kannten. Also versuchten wir Piet mit einer frischen Flasche zu beschäftigen. Dies funktionierte sogar prima, bis er in die vertikale Lage gehoben wurde, um das obligatorische Bäuerchen zu machen.

"Sehr viele Eltern nehmen Ihr Kind auf den Arm und bieten dem Kind so die Möglichkeit über Ihre Schulter hinweg ein Bäuerchen zu machen. Das Kind wird mit dem Arm unter dem Po abgestützt. In dieser Haltung können Sie das Aufstoßen durch sanftes Klopfen oder Reiben des Rückens unterstützen. Da viele Kinder mit der Luft auch ein wenig Milch mit herausbringen, empfiehlt es sich, dass Sie ein Tuch auf die Schulter legen, um Ihre Kleidung zu schützen." Von Schwangerschaft.at

Oje, es wurde an meiner linken Schulter verdächtig warm, warum hatte ich kein Spucktuch mitgenommen? Tja, nun war es zu spät.

Vollzeitvater-Tipp: Immer ein Spucktuch in der Wickeltasche haben und am besten noch ein Ersatz-T-Shirt für alle Fälle. Damit erklärt sich auch, warum Wickeltaschen so groß ausfallen.

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Kommentare von Lesern:

 
Vollzeitvater:
09.06.2011 11:10
Ich werde wohl niemanden zwingen, mir ihre/seine Kinder anzuvertrauen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich von den vier weiteren Damen im Kurs auch nur einer einzigen mein Kind überlassen würde. Aus welchem Grund ist dann ja egal. Rein statistisch gesehen dürfte die Gefahr des Mißbrauchs gegen null gehen, denn Tagesväter sind sehr selten. Davon abgesehen, weiss niemand, wer (welcher Mann) im Haushalt einer Tagesmutter ein und ausgeht. Wir werden sehen und ich werde es schreiben.
Steffi, Köln:
08.06.2011 09:56
Also in der Stadt gibt es viele Tagesväter und ich kenne mehrere, die Ihre Kinder bei einem Tagesvater haben. Die Erziehung ist ja sowieso schon so weiblich.
Gerd, Norddeutschland:
07.06.2011 09:44
Na, was machst Du denn für Sachen? Eiinfach ehrlich antworten? Also wirklich.
Die richtige und einzig politisch korrekte Antwort ist natürlich, dass Kinder das tollste, größte und wundervollste sind Jede andere Antwort zeigt nur, dass Du ein typischer Mann bist, der so unsensibel und egozentrisch ist, dass man ihm nicht mal einen Hund anvertrauen dürfte.... :-)

Respekt vor Deinen Gedanken, Tagesvater zu werden. Vor kurzem gab es hier einen Artikel über einen Tagesvater in der Region. Obgleich Betreuungsplätze fehlen, hat er dennoch erhebliche Schwierigkeiten gehabt, dass Eltern ihm ihre Kinder überlassen. Einfach weil so viele Eltern den Missbrauchsgedanken im Kopf haben. Letztlich hat er Kinder bekommen, indem er die Betreuungszeiten massiv ausgedehnt hat, also auch für Schichtarbeiter Kinderbetreuung angeboten hat. Das war sozusagen seine Marktlücke als Einstieg.

Tagebuch Guido

Guido
Alter: 34
Wohnort: Neuss
Beruf: Vollzeitvater
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 15.04.2011
Letzter Eintrag: 25.06.2012

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