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Betreuungsgeld


Studie zum BetreuungsgeldBild: adina80xx - photocase.com

Nur Mitnahmeeffekte beim Betreuungsgeld - das prophezeit eine Wirtschaftsstudie im Auftrag des Bundesfinanzministeriums. Andere Untersuchungen sehen jedoch eine breite Akzeptanz des Betreuungsgeldes in der Bevölkerung.

Krippe oder Mutter?


Bis 2013 muss jedem dritten Kleinkind ein Krippenplatz angeboten werden, verlangt das Gesetz. Da aber der Ausbau der Kinderbetreuung nur schleppend vorankommt und insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg viele Befürworterinnen der häuslichen Kinderbetreuung leben, hat die Bundesregierung als Kompensation das Betreuungsgeld geplant. Wer keinen Krippenplatz in Anspruch nimmt, soll in den Genuss dieser staatlichen Leistung kommen.

Ab 2013 sollen daher Eltern, die ihr Kind zu Hause erziehen, 100 Euro Betreuungsgeld erhalten. Ab 2014 sollen es sogar 150 Euro für Kinder im zweiten und dritten Lebensjahr sein. Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim (ZEW) rechnet dafür mit Kosten zwischen 1,4 und 1,9 Milliarden Euro.

Wer wenig Geld hat, bleibt zu Hause


In Deutschland herrscht nach Meinung der Forscher eine große Neigung, Kleinkinder zu Hause zu erziehen. Nur wenige Mütter seien bereit, kurz nach der Geburt wieder die Arbeit aufzunehmen. Sie sehen daher vor allem Mitnahmeeffekte bei dieser geplanten Leistung. Allerdings sei fast die Hälfte der in Teilzeit beschäftigten Frauen - und der geringste Teil arbeitet Vollzeit - bereit, die Berufstätigkeit aufzugeben, um sich der Kindererziehung zu widmen. Dies gelte jedoch nicht für akademisch gebildete und hoch qualifizierte Mütter mit hohem Einkommen. Für diese Gruppe sei der Einkommensverlust zu hoch.

Vor allem Menschen mit niedriger oder gar keiner beruflichen Qualifikation, niedrigem Einkommen und Migrantenfamilien würden das Betreuungsgeld in Anspruch nehmen, prognostizieren die Forscher. Gerade für diese Gruppen sei aber ein Besuch in Krippe oder Kita sinnvoll - um die Sprache richtig zu lernen und das Sozialverhalten zu fördern.

Von Skandinavien bis Thüringen


Dies bestätigt auch eine Analyse der Friedrich-Ebert-Stiftung, die das Betreuungsgeld in Finnland, Norwegen und Schweden untersucht hat. Vor allem Mütter mit Migrationshintergrund und geringem Einkommen würden diese Leistung in Anspruch nehmen. Deshalb würden Frauen aus diesen gesellschaftlichen Gruppen zunehmend auf eine Berufstätigkeit verzichten.

In Thüringen wurde ein Landesbetreuungsgeld bereits 2006 eingerichtet. Nach einer Umfrage des Instituts für Demoskopie in Allensbach bewerten 60% der Thüringer diese Leistung positiv. Bei den Eltern sind es sogar noch mehr: 74% befürworten das Betreuungsgeld.

Betreuung vom Kind aus denken!


Stimmen zum Thüringer Modell stellen heraus, dass es viele Kinder gäbe, die sich im Alter von 12 oder 14 Monaten noch nicht auf eine Gruppe und eine fremde Umgebung einstellen könnten. Das zeigt deutlich den Systemfehler der staatlichen Kinderbetreuungspolitik: Sie wird von Finanzinteressen, Ideologien und den Interessen der Arbeitgeber geprägt. Was fehlt ist eine Diskussion über flexible Betreuungsmöglichkeiten, die von den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Kinder ausgeht. Denn viele Eltern fragen sich: Was ist, wenn mein Kind ein Jahr alt ist, ich wieder arbeiten muss, mein Kind aber noch nicht so fit ist, dass es sich in einer ihm fremden Einrichtung zurechtfindet?

Übrigens: Was Väter vom Betreuungsgeld halten ist noch in keiner Studie erfragt worden.

Ralf Ruhl

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