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26.09.2011 32. Woche
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Würdest du deine Kinder hungern lassen?

Die Simpsons-Hour; Park statt Basteln; Hausaufgaben? Kein Problem; uns geht's doch vergleichsweise gut
„Du würdest also deine Kinder verhungern lassen?“ Joshs witziger Spruch erntete ihm einen Lacher am Abendbrotttisch. Das heißt Finn und ich lachten. Meine Frau nicht. Sue wollte eigentlich betonen wie nett es von ihr ist, dass sie immer kocht, während Finn und Josh oft übers Essen meckern. „Wenn ihr das nicht wertschätzt, muss ich es ja nicht machen“, resümierte sie. Woraufhin Josh seinen Spruch absetzte. Ich muss gestehen, ich lachte selbst, obwohl ich die Autorität meiner Frau natürlich nicht untergraben sollte, aber es war einfach zu witizig.

Sue und die Kids sind gerade in den Park gegangen, und ich nutze die Zeit für einen Ausflug ins Café, um schnell einen Artikel für die taz zu schreiben, den ich schon vor einem Monat hätte schreiben sollen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund ist das Wetter auf der Insel immer noch sehr gut. Gestern waren es über 20 Grad und sonnig. Heute ist es nicht ganz so warm und etwas bedeckt, aber trotzdem. So lange ich mit meinem Laptop im Garten sitzen und rauchen kann, werde ich nicht meckern.

Übrigens ist mir aufgefallen, dass sich eine kleine Tradition in unserem Haus etabliert hat (vom Dienstag-Filmclub abgesehen), die ich noch nicht erwähnt habe: die Simpsons-Hour. Hour ist nicht ganz richtig, denn eine Folge der Simpsons dauert nur 30 Minuten, aber wir nennen es eben so. Die Simpsons ist eine der wenigen Sendungen, die wir alle zusammen schauen können.

Alles was Sci-Fi oder Superhelden oder sonstwas enthält, gefällt meiner Frau nicht. Ist die Handlung zu kompliziert, gefällt es Finn nicht. Meine Frau und die Kids schauen gerne Kochstudios, Fußball etc. aber das finde ich schrecklich langweilig. Autosendungen gefallen mir und den Kids gut, aber meine Frau findet sie öde. Nur die Simpsons mögen wir alle. Zum einen, weil der Humor wirklich hintergründig ist, weil eine große Bandbreite von Charakteren vorkommt, weil es auch Slapstick gibt (was für Finn besonders wichtig ist), und weil meine Kidner denken, ich sei genau wie Homer Simpson und das auch bei jeder Gelegenheit anmerken müssen – auch in Gegenwart von Dritten! Nun, ob ich darüber so glüclich sein soll, weiß ich nicht, aber sei’s drum. Hauptsache, wir haben alle Spaß.

Was haben wir sonst diese Woche gemacht? Josh geht jetzt mittwochs in den Fußballclub der Schule, das heißt Finn und ich pilgern um 15.30 Uhr ins Café, während Josh eine Stunde kickt und dann holen wir ihn um 16.20 Uhr ab. Am Dienstagabend war unser sehr erfolgreicher Filmabend mit der Vorführung eines Science-Fictions-Films, den Josh ganz großarttig fand, während Finn so gelangweilt war, das er sich gleich an den Computer verzog.

Am Wochenende hatten wir von meiner Frau den Auftrag bekommen, zu basteln, aber ich hatte absolut keine Lust. Als Kind habe ich gerne gebastelt, aber ich muss gestehen, dass mir solche Aktivitäten mit meinen Kindern schwer fallen. Es scheint als ob ich mit dem Alter ungeduldiger geworden bin. Wie macht ihr das? Bastelt ihr mit euren Kindern? Ich gehe lieber mit ihnen in den Park. Dabei mangelt es uns nicht an Modellen. Wir haben noch zwei schöne Revell-Autos, die schon seit Monaten darauf warten zusammengebaut zu werden.

Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass Finn auch Schwierigkeiten mit dem Basteln hat. Solche Bausätze enthalten ja oft kleine Teile und die zusammenzusetzen erfordert viel Geduld und die fehlt ihm einfach. Auf der anderen Seite: Vielleicht könnte er es schrittchenweise lernen, wenn ich mich öfter mit ihm hinsetzen würde? Es lief jedenfalls darauf hinaus, dass Finn und ich in den Park gingen und Josh seinen Freund Sam besuchte. Finn und Josh hatten sich übrigens beide darauf gefreut, Sams neue Kätzchen zu sehen. Angeblich hatte eine von Sams Katzen Junge bekommen, aber es stellte sich heraus, dass die Geschichte erfunden war. Meine Kinder machen so etwas ja gar nicht, aber Sam spinnt öfter Seemansgarn.

Apropos Geduld: Ein Bereich in dem Finn große Fortschritte gemacht hat, sind die Hausaufgaben. Sonntagnachmittag war es Zeit für die Aufgaben und Finn erledigte seine doch ziemlich schnell und mit relativ wenige Hilfe. Es ist wirklich erstaunlich. Manche Dinge versteht er sehr schnell, andere Dinge gar nicht. Grundsätzlich ist es so, dass er mit abstraktem Denken kämpft, obwohl er sich viel Mühe gibt. Er war auch sehr stolz, dass er seine Aufgaben recht problemlos machen konnte.

Ich erinnere mich noch mit Schrecken an Finns erste Schuljahre und die Dramen, die er jedesmal bei den Hausaufgaben veranstaltete. Das war so herzzerreißend, dass ich mich oft gefragt habe ob es wirklich Sinn macht, ihn so zu quälen. Vor allem bei Mathe weinte er jedesmal wie verrückt. Meine Frau blieb allerdings hart und es hat sich wirklich ausgezahlt, denn heute gibt es bei den Hausaufgaben kaum noch Tränen.

Der Kampf mit den Flüssigkeiten beschränkte sich in dieser Woche also auf das Bettnässen. Ich glaube, es gelang Finn drei Nächte lang trocken zu bleiben, ansonsten gab es wieder Unfälle. Mühsam nährt sich das Eichhörnchen, aber vielleicht ist es wie mit den Mathehausaufgaben mit Geduld und Spucke fängt man eine (Bettnäss-) Mucke …

Wir ihr seht ist es schon wieder Montagnachmittag, und das Tagebuch geht jetzt erst online, aber am Wochenende war bei uns wieder Halligalli angesagt. Ich hatte mir auch schon überlegt, das Tagebuch an einem anderen Tag zu schreiben, aber das würde nicht viel ändern. Als Freier hat man eben nicht viel Freizeit, denn jede Minute die ich nicht arbeite, verdiene ich natürlich auch nichts. Aber ich will nicht meckern, denn wenn ich das Radio einschalte und die täglichen Katastropenmeldungen aus anderen Teilen der Welt höre geht es uns hier in der Bushberry Road noch vergleichsweise gut.

Also dann hoffe ich, dass es euch auch gut geht und wir sprechen uns nächste Woche.

Bye, bye,

Frank

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Kommentare von Lesern:

 
Frank, London:
30.09.2011 12:59
Eigentlich bastele ich ganz gerne, aber die Kids sind halt so ungeduldig. Ist eben die Videospielgeneration. Schade eigentlich.
Gerd, Norddeutschland:
27.09.2011 19:17
Basteln? Oh Gott, überhaupt nicht mein Ding mit meinen drei linken Händen mit 15 Daumen. Das macht bei uns meine Frau, die dann immer ganz frustriert ist, dass unsere Kleine sich kaum 2 Minuten konzentrieren kann.

Tagebuch Frank H. Diebel

Frank H. Diebel
Alter: 44 Jahre
Wohnort: London
Beruf: Journalist
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: Finn: 23.10.00; Josh: 2.9.02
Letzter Eintrag: 19.12.2011

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