väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

19.04.2018 51. Woche
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Das Knacken der Knospen

Wir warten, ob nach dem 1. Geburtstag der Schlaf besser wird.
Durch fehlenden Nachtschlaf lernt man sich als Paar auch nochmal ganz anders kennen. Manche gehen auf Weltreise, um in Extremsituationen sich als Paar zu testen, wir haben einfach Kinder bekommen. Okay, wir sind vorher auch vier Wochen ganz allein durch Japan gereist.

Der Kinderarzt spricht hässliche Worte aus. Es könnte auch Pfeiffrisches Drüsenfieber sein. Das hatten wir bei unserem Ältesten, zweimal. Ja, ich höre alle Aufschreien, wie auch ich damals protestierte. Das kann man gar nicht zweimal bekommen. Den Blick des Arztes, dem ich Widersprach, werde ich nicht vergessen. Da ging es mal ganz kurz und nonverbal, um in Frage gestellte Fachkompetenz. Dann kam die freundlich, wenn auch leicht hinterhältige Frage, woher ich mein Wissen habe. Internet. Darauf erfolgte eine kleine Lehreineinheit im Lesen von Laborberichten. Ich war ein braver Schüler und habe meine Lektion gelernt.

Am Ende des Tages bleiben wir von der Krankheit aber verschont und so lachte Lysanne im Laufe der Woche wieder ausgiebig. Denn eine Lysanne, die nicht lacht, ist ganz schmerzhaft. Als es ihr nicht gut ging und sie mitkam wenn man sie anschaute weinte sie, wenn sie einen anschaute und man schaute nicht zurück, weinte sie. Nachts weinten dann auch mal Beide ausgiebig. Doch zum Glück legte sich das Fieber bei der großen, von unseren beiden Kleinen.

Einen Nachtrag möchte ich dennoch einfügen. Am Wochenende nach Ostern hatten wir schönes Wetter und waren viel Draußen. Dort, in unserem kleinen Gärtchen, hörte ich es dann. Das Knacken der Knospen. Es war total faszinierend für mich, so als Stadtkind. Am Anfang konnte ich es gar nicht wirklich glauben und ging dem Geräusch nach. Aber egal welche Knospenpflanze, das Knacken erfüllte die Luft, die noch von Feuchtigkeit durchtränkt sich der Wärme hingab. Ein so andauerndes und lautes Knacken habe ich noch nie vernommen. Und die Ohren werden bei der Schreilautstärke nicht besser.

Das führt mich zu einem Erziehungsfauxpas. Polly, unsere Genügsame, hat nämlich herausgefunden, dass sie Nähe, auf jeden Fall Gehör und alles an Bedürfnisbefriedigung bekommt, wenn sie nur laut genug schreit und sie kommt in akustische Höhen, die meinem Trommelfell lehren, dass jeder Konzertbesuch gesünder ist. Diesen Fehltritt in der Erziehung müssen wir nun entgegen wirken. So bekommt unsere Polly nun vor allem Aufmerksamkeit, wenn sie ruhig ist. Keine Bange liebe(r) Leser/innen, wenn Polly schreit schauen wir selbstredend nach ihr und beruhigen sie.

Da wir uns nun so schön im Zwiegespräch befinden und meine Zeilen noch genügend Interessantes absondern, so sei geschrieben, dass all meine Worte hier bald ein Ende haben. Vernehme ich da so manch ein Durchatmen? Es sei erlaubt. Denn wer sind wir hier, im fernen Berlin, als das wir dauerhaft unser Leben Woche für Woche wiedergeben? Großartige literarische Werke sind fern hier zu finden und so drohe ich meine Leserschaft doch eher zu langweilen. Deshalb kehre ich lieber zum Wochengeschehen zurück.

Unser Sohn, ein Schüler wie er mir nur zu nah ist, hatte am Wochenende einen Teil seiner Freunde über Nacht zu Besuch. Fünf Zehnjährige haben unsere Zwillinge sehr beeindruckt. Mit großen Augen und offenem Mund folgten sie den Großen und hörten fleißig zu. Selbst unsere große Tochter folgte still dem Geschehen.

Offen gestanden kamen mir im Vorfeld der versprochenen Durchführung arge Zweifel, ob das Klug war. Doch selbst Eltern sind vor törichten Ideen nicht gefeilt. Und immerhin hatten wir es unserem Sohn versprochen. Allerdings hatten die Woche und die davor usw., ihre Spuren hinterlassen. Momentan will uns so recht nur wenig gelingen und das Zahnfleisch auf dem wir krauchen, ist auch nur noch eine vage Erinnerung.

Schlaf ist ein kurzer Zustand, bei dem das Licht der Wahrnehmung kurz flackert. Beim Selbstversuch mich einfach hinzulegen, reagierte mein Körper verstört und ließ mich nicht zu dem Kommen, was ich wollte, schlafen. Deshalb versuchte ich es mal mit paradoxer Intervention.

Unter einer paradoxen Intervention versteht man in der Regel verschiedene Methoden, die in scheinbarem Widerspruch zu Zielen stehen, die aber tatsächlich dafür entworfen sind, diese Ziele zu erreichen. (Wikipedia)

So traf ich abends einen alten Freund und wir zogen durch die kulinarische Vielfalt Berlins, um wie üblich beim Spanier die Nacht zu beschließen. Den Gaumen freute es. Als ich nach vier Stunden erwachte, selbstredend zu Hause, fühlte ich mich nicht besser als nach anderen Nächten. So trat ich den Tagesaufgaben gleichsam und gefügig entgegen.

Unter der Woche lösten die einzelnen Aufträge sich schnell ab und trotzdem kam ich dazu, zu sehen, wie Polly ihr erstes Gras aß und Lysanne sich erfreut Mutter Erde hingab. Mit unserem hiesigen Wetter ging es steil bergauf und so gab es genug Wärme für spielende Kinder in der Natur und das genießen all unsere Kinder.

Zwischendurch las ich mit hängenden Liedern, dass die Welt besser wird und dass es nur kaum jemand glauben will. Ich schwankte zwischen wollen und können, entschloss mich nach der Überschrift auch den Text zu lesen, kam bis zur Mitte und stellte fest, dass ich mich einfach in einem anderen Abschnitt des Lebens befinde, als das ich mich den Zeilen klaglos hingeben kann. Dann lächelten mich meine jüngsten Kinder an und Freude durchbrach meinen Zustand. Da ahnte ich, dass es stimmen könnte.

Dann erinnerte ich mich an meinen Freund, der mir beim spanischen Rotwein erzählte, dass er in seinem Israelurlaub, eher Rundreise, erfahren hat, dass Familien mit drei, vier und mehr Kindern dort völlig normal sind. Also sollte ich mich der Normalität wohl hingeben. Dennoch weiß ich, dass ich mich gern an die Worte vor der Cafeteria erinnere, als mir die Zwillingsmutter sagte, dass es ab dem 1. Lebensjahr viel besser wird. Eine Mutter mit Zwillingsmädchen, aus der Kita unseres Großen, die wir damals alle kennen gelernt haben, meinte, dass das erst mit Vollendung des 4. Lebensjahres eintrifft. Nun, wir werden es erfahren.

Ich habe mich mal gefragt, ob diese ganzen Berichte bei kidsgo nicht einen riesigen Schatz beinhalten. Da ließe sich doch bestimmt für unzählige Fachrichtungen Erkenntnisse ziehen. Wie fühlen sich Eltern in unserem Land? Welche Sorgen Hoffnungen, Probleme und Freuden erfahren und begleiten sie. Wahrscheinlich und das ist auch bei mir so, schreibt nicht jeder alles. Allerdings lassen sich bestimmt über diesen riesigen Zeitraum von Berichtswesen Aussagen treffen, inwieweit sich das Leben als Eltern auch verändert hat. Und die nichtgeschriebenen Zeilen, lassen sich ja vielleicht direkt und weniger öffentlich erheben.

Doch wahrscheinlich läuft es ganz gut für Eltern. Immerhin hatten wir wohl die höchste Geburtenrate seit 1973 im Lande. Und wir waren dabei. Immerhin gab es 2016 1,59 Kinder pro Frau. Da hatten wir schon deutlich schlechtere Zeiten.

Heute sagte meine Frau etwas, was ich schon einmal von einer Mutter hörte. Der Vorlauf war, dass Polly schrie und schrie und einfach nicht schlafen wollte. Als wir uns dann kurz im Wohnzimmer trafen, meinte meine Gattin, dass sie sich schon manchmal fragt, ob sie eine gute Mutter ist. Sofort bejahte ich dies, helfen tat es freilich wenig. Dennoch finde ich es bewundernswert, wenn das dauerschreiende Baby, liebevoll ertragen wird. Lysanne steht ihrer Schwester in nichts nach und besonders zum Verzweifeln ist es, wenn beide schreien. Selbst ich als Papa habe bei den Beiden gelernt, dass das eine harte Prüfung ist. Da ist es dann beruhigend zu wissen, dass a) die lieben Kleinen größer werden und sprechen lernen und b) die Herkunft der eigenen Schwerhörigkeit klar definiert werden kann.

In diesem Sinne, eine schöne Woche und sonnige Zeiten,
euer Daniel

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Kommentare von Lesern:

 
Daniel, Berlin:
30.05.2018 21:11
Ich Danke all meinen Leserinnen und Lesern, für eure Zeit, eure Kommentare und Anteilnahme. Auch Kidsgo Danke ich, nicht nur für die Idee und Umsetzung der Tagebücher, sondern auch für eure Geschenke zwischendurch, eure Arbeit mit den Sponsoren und eure Geduld. Macht weiter!

Als Vater von vier Kindern, habe ich gerade in meiner Elternzeit mit den Zwillingen erfahren, dass die Sicht auf solche "Auszeiten" immer noch immens, sagen wir, spannend ist. "Was machst du eigentlich den ganzen Tag. ", war fast noch wertschätzend aufzufassen.

Dafür gab es auch tolle und warme Begenungen, mit tollen Menschen. Ein älteres Ehepaar, mit denen ich ins Gespräch kam, die vier Söhne großzogen. Einen ziemlich Zügen freundlichen Typen, der uns für ausgeschütteten Kakao Servietten brachte und meinte, er fand es toll das der Papa nicht geschimpft hat.

Ich wünsche euch allen, schöne Erlebnisse, Gesundheit und das Kinder euer Herz erreichen mögen.

Alles Liebe, Daniel
Daniel, Berlin:
30.05.2018 20:54
Liebe Christiane und all die anderen Leserinnen und Leser,

den Abschlussbericht wird es in gewohnter Form wirklich nicht geben. Das liegt an mir. Es gab viel Neues, viel Entwicklung, vor allem sehr wenig Schlaf, so dass ich auch wochenlang nicht meine privaten Mails geöffnet habe. Nun ist es zu spät.

Dennoch möchte ich an dieser Stelle einiges nachtragen.

Unser Geburtstagsfest zum ersten vollständigem Lebenjahr haben wir im Kreis unserer Familie begangen. Zwei selbstgebackene Kuchen und viele Geschenke rundeten das Bild ab. Überraschenderweise kam noch ein tolles Geburtstagspaket von Kidsgo. Danke dafür, die liebevolle Verpackung und die tollen Blumen. Die beiden Sommermützen sind toll und wir setzen sie oft auf. Das heißt, wir versuchen es einmal öfter, als sie unsere Zwillinge abzusetzen versuchen. Habt Dank!

Für alle die einen Blog angeregt haben. Es ist ganz lieb und zu einer Sache habe ich mich noch hinreißen können. Ich habe den Namen Mehrfachpapa reserviert. Mehr jedoch nicht. Sollte der Blog nicht am 22.04.2019, also zum 2. Geburtstag starten, wird es auch nichts. So viel Zeit und das ist eine lange Zeit, möchte ich mir geben dürfen.

Es gibt viel Veränderungen bei unseren Zwillingen. Polly hat mächtig aufgeholt und steht nun. Lysanne hat bei dem vielen Neuem eher ein Gang runter geschaltet. Sie steht ebenfalls und einmal auch frei. Das hat sie so erschrocken, dass sie gleich auf den Po plumste und weinte. Die Windeln dienen eben nicht nur zum Auffangen von Ausscheidungen, sondern eben auch zum Steißschutz. Polly hält ihren Bewegungsradius gering, erforscht dafür lieber die Dinge ganz genau. Lysanne tobt hingegen schon los und möchte den größeren Kindern hinterher. Anfangs hielt sie dann irgendwann inne und erschrak, weinte. Blieb dabei aber in ihrer Krabbelposition, ohne sich umzuschauen. Inzwischen tobt sie sonstwohin. Sie hat sogar krabbelnd die 7 Stufen eines Klettergerüstes überwunden und rutschte dann mit etwas H
Christiane, Dresden:
29.05.2018 12:14
Hmm, ich glaube, das wird keiner mehr lesen, aber ich war schon verblüfft. Bei den anderen Tagebüchern gab es immer noch einen Abschlussbericht von der Geburtstagsfeier. Schade! Ich hoffe, euch allen geht es gut und wünsche euch eine tolle und turbulente Zeit mit etwas mehr Schlaf! Ganz liebe Grüße, Christiane
Christiane, Dresden:
17.05.2018 13:14
Lieber Daniel, seit 2 Wochen rätsel ich, ob das jetzt schon der Abschiedsbericht war... kommt da noch einer? Würde mich ja riiiiesig freuen!
Liebe Grüße aus Dresden
Christiane, Dresden:
17.05.2018 12:12
Lieber Daniel, seit 2 Wochen rätsel ich, ob das jetzt schon der Abschiedsbericht war... kommt da noch einer? Würde mich ja riiiiesig freuen!
Liebe Grüße aus Dresden
Daniel, Berlin:
28.04.2018 22:02
Hey Sara, vielen Dank für deine Glückwünsche. Wir üben gerade mit Mücken. Anderes Krabbelgetier darf gerne fernbleiben. Dir viel Erfolg bei deiner Jagd und Freude an der Familie!
Schöne Grüße,
Daniel
Daniel, Berlin:
28.04.2018 21:59
Vielen Dank, Fanni! Die paar Jahre vergehen doch wie im Flug. ;-) Euch viel Spaß, eine dauerhafte schöne Zeit zusammen und sorgenfreie Tage.
Liebe Grüße,
von der Spree
Sara, Frankfurt :
28.04.2018 10:25
Hey! Auch von mir Happy Birthday an ‘Double Trouble’ aus Frankfurt! Best excuse: Ich hab mal wieder Nissen gekillt ;) diese Woche.
Macht’s gut!
Fanni:
23.04.2018 07:51
Mensch Daniel, genau gestern habe ich mich deinen literarischen Ergüssen hingegeben...Und verpasst, dir/euch und deinen Mäusen zu gratulieren...Happy Birthday!
So, noch so 17 Jahre, dann wird die Verantwortung weniger;) toi toi toi- bin überzeugt, ihr rockt das!!!
LG vom Rhein
Daniel, Berlin:
22.04.2018 19:37
Liebe Susanne,
vielen Dank für deine Zeilen. Ich weiß gar nicht recht, was ich antworten soll. Auf jeden Fall berührt mich das schon. Eine Entscheidung habe ich noch nicht getroffen. Auf jeden Fall vielen Dank und liebe Grüße nach Bayern. Daniel
Gast:
20.04.2018 08:42
Hallo lieber Daniel,
ich kann Dich beruhigen - ich lese Deine Berichte immer sehr gerne und freue mich auch mal die Sicht der Männer zu hören/lesen.
Außerdem finde ich euer Leben mit 4 Kindern - als Mama von einem Sohn - interessant.
Ich finde es jetzt schon schade, wenn von Dir bald keine Berichte mehr kommen.
Viele Grüße aus Bayern
Susanne

Tagebuch Daniel

Daniel
Alter: 45
Wohnort: Berlin
Beruf: Betriebswirt
Familienstand: verheiratet, 4 Kinder
Geburtstag Kind: 22.04.2017
Letzter Eintrag: 19.04.2018

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