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22.04.2012 45. Woche
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Die Schlacht der Bälle

200: Die Schlacht der Bälle; Kindergeburtstag: Das Wohnzimmer auf links gedreht; Kindergebiss: geringes Einkommen - schlechte Zähne?
200

Zweihundert Bälle befinden sich im neuen Bälle-Bad von Piet, seiner Osterüberraschung von uns für ihn. Unser Sohn klettert inzwischen sehr erfolgreich selber rein und raus. Als wir heute noch am Frühstückstisch saßen und den zweiten Kaffee tranken, denn die Nacht war wieder unglaublich anstrengend, begann Piet die Bälle, einen nach dem Anderen, aus der Muschel in unser Wohnzimmer zu werfen. Meine Frau zählte mit: "...34,35,36..."

Irgendwo nach 50 hatte Piet dann aufgegeben, das Wohnzimmer war auch schon bereits gut bunt geworden. Wir begannen die Bälle wieder in die Muschel zu werfen. Da meine Frau nicht besonders zielsicher ist, sie wirft halt wie ein Mädchen (Achtung: frauenfeindliche Aussage!), traf sie mich, statt dem Bällebad.

Na gut, wenn sie einen Krieg möchte, kann sie einen haben. :)

Innerhalb von Sekunden entbrannte eine umfangreiche Schlacht, unser Sohn konnte es gar nicht fassen, dass Mama und Papa mit SEINEN Bällen spielen. Kurz entschlossen machte er mit und begann ebenfalls mit den Bällen zu werfen und zwar wie ein Mann. ;)


Die glorreiche Sieben

Letzte Nacht hat Piet durchgeschlafen, von 7:00 Uhr abends bis 7:00 Uhr morgens. Wir hatten ihn völlig fertig gemacht. :)

Vormittags war er bei meiner Mutter, dort wird er ja bekanntlich dauerbespaßt, das ist anstrengend (für beide). Geschlafen hat er mittags nicht, er hat sich mal wieder mit allen Mitteln dagegen gewehrt. Am Nachmittag kamen dann Freunde von uns, die wir, seit deren Kinder auf der Welt sind, eher selten gesehen haben. Die beiden Jungs sind inwischen 2 und 5 Jahre und, sagen wir mal, aktiv. :)

Piet wollte gerne beim Toben mitmachen und sah sehnsüchtig dabei zu, wie die Beiden unser Wohnzimmer "auf links gedreht" haben. Auf so was sind wir aber inzwischen gut vorbereitet, so dass dem Spaß nichts im Weg stand. Als sich die Action allerdings in sein Spielzimmer verschob und "sein" Bobby-Car in Gebrauch genommen wurde, war der Spaß vorbei. Das fand unser Sohn jetzt total unfair, denn damit spielt er (mit etwas Hilfe) auch mit 12 Monaten bereits sehr gerne. Der Besuch war noch da, als meine Frau ihn in sein Bett brachte. Er fiel direkt in eine Art komatösen Schlaf. Wir wachten in der Nacht einige Male auf, weil er sich so gar nicht rührte, es war allerdings alles in Ordnung. Was haben wir dabei gelernt?

- Piet kann durchschlafen, es ist biologisch möglich
- Unser Wohnzimmer ist auch für Kinder über drei Jahren geeignet
- Ein Bällebad, eine Kinderrutsche und ein Bobby-Car können auch Fünfjährige noch beschäftigen
- Kinder können mit fünf Jahren ein iPad sicher bedienen
- Unsere Katze ist extrem kinderresistent


Kindergeburtstag

Es heißt, für jedes Jahr soll das Kind ein Gastkind einladen dürfen. Das wäre ja nur ein Kind gewesen, das fanden wir irgendwie zu wenig. Daher haben wir vier Kinder mit Begleitpersonen eingeladen und dafür als Ausgleich die gesamte Verwandtschaft ausgeladen. Die kommen nun schön verteilt im Laufe der nächsten Tage. Gekommen sind dann letztendlich zwei Kinder, genauer gesagt zwei Mädchen mit den Müttern. Die Väter waren krank bzw. verhindert, schade.

Piet fand es leider nicht so schön, wie wir es gerne gesehen hätten. Er spielt zwar mit großer Begeisterung mit anderer Kinder Spielzeug, wenn wir woanders sind, aber sein Spielzeug teilen ist offenbar ein Konzept, das er nicht vorgesehen hat. Er fand es total blöd, dass die Mädels auch Spaß mit seinem Kram hatten. Da wurde uns beiden noch einmal dringend klar, dass wir schnellstens ein Tageskind brauchen, damit Piet rechtzeitig teilen lernt. Er brüllte also die halbe Zeit, statt sich mit seinen Gästen zu beschäftigen. Hmm, dumm gelaufen.

Kimba erklärte den beiden neuen Kindern direkt auch, was erlaubt ist und was nicht. Als erfahrene Mutter läuft man vor neuen Herausforderungen schließlich nicht weg. Nach einiger Zeit war es ihr dann aber doch zu viel und sie verzog sich auf die obere, kinderfreie Etage und ward nicht mehr gesehen.

Wir hatten vormittags eingeladen und gegen Mittag ging unser Sohn fix und alle in sein Bett, die Gäste reisten wieder ab. Jetzt pennt er und ich habe Zeit diesen Artikel zu schreiben, was machen wir denn nun mit dem angefangenen Geburtstag?


The Dentist

Nachdem in den Osterferien keine Krabbelgruppe stattgefunden hat, ging es nun gestern endlich wieder los. Dass sich für diesen Termin eine Zahnärztin angekündigt hatte, war mir komplett entfallen. Es ging dabei um ein Aufklärungsgespräch zur Zahnpflege für Kleinkinder. Eigentlich halte ich mich für gut informiert und erwartete daher keine wirklichen Neuigkeiten, aber dem war nicht so.

Es begann mit dem Hinweis, dass sich die Anzahl der Fälle von Karies bei U3-Kindern je nach Einkommen der Eltern massiv unterscheiden. Da eine Kinderzahnbürste und Zahnpasta ja nicht die Welt kosten, kam mir dies nicht logisch vor und daher zweifelte ich den Zusammenhang stark an. Auf Nachfrage erhielt ich von der Ärztin die entsprechenden Unterlagen und Statistiken zugesandt. Was ich darin las, fand ich sehr erschreckend.

Die Stadtteile mit dem höchsten "Migrationshintergrund" und dem höchsten Anteil an "Leistungsempfängern" des Sozialamtes haben auch mit Abstand die höchsten Kariesraten bei Kindern. Teilweise sind in sozial schwachen Wohngebieten die Zahlen der behandlungsbedürftigen Kinder viermal so hoch wie in sozial starken Gebieten.

Die Gründe hierfür sehen wie folgt aus:

-Wissensdefizite bei den Eltern oder Desinteresse
-zu später Beginn der Zahnpflege
-exzessiver Konsum zuckerhaltiger Getränke oder Lebensmittel
-zu später Erstbesuch beim Zahnarzt
-fehlende Fluoridierung
-Schnuller oder Nuckelflasche

Auf den ersten Blick sind die Gründe keine Überraschung, wenn man aber mal genauer hinsieht, fällt einem auf, wie viele Eltern sich nicht an die Empfehlungen halten. Auf der Straße sieht man kaum ein Kind, dass im Alter zwischen einem Jahr und drei Jahren keinen Schuller im Mund hat. Wenn ich mir ansehe, was die Kinder zu trinken bekommen, ist das selten Wasser, meistens ein (auch verdünnter) Fruchtsaft. Viele Kinder bekommen bereits mit einem Jahr Süßigkeiten, oder Nutella als Brotaufstrich. Die Fluoridierung kann man den Kindern zwar nicht ansehen, aber vermutlich putzen nicht alle Eltern ihren Kindern täglich die Zähne.

Die Empfehlung ist einmal am Tag für Kinder bis zwei Jahren ab dem ersten Zahn, ab zwei Jahren zweimal täglich. Bei der Flouridgabe ist eine fluoridhaltige Kinder-Zahnpasta der Fluorette vorzuziehen, da die Wirksamkeit höher ist. Beides darf/soll aber nicht gleichzeitig verwendet werden, um eine Überdosierung zu vermeiden.

Damit waren die neuen Erkenntisse aber noch nicht am Ende. Als die Zahnärzten den Eltern in der Krabbelgruppe zeigte, wie viel Zucker in welchem Lebensmittel oder Getränk ist, dachte ich eigentlich, mich kann dort nichts überraschen. Immerhin bin ich durch meine Lebensmittel-Unverträglichkteiten und Allergien ein halber Ökotrophologe. ;)

Aber auch diesmal kam eine Überraschung um die Ecke. Mir war zwar bekannt, dass 0,25 Liter Apfelsaft 10 Stücke (30g) Zucker enthält und damit der Zuckergehalt sogar höher ist, als in Cola, aber dass in einem (Frucht-)Gläschen, auf dem steht "ohne Zuckerzusatz" dennoch eine Zuckerfalle stecken kann, war mir neu. Es wurde zwar kein Zucker zugegeben, aber wenn man das Kleingedruckte genau liest, steht dort meistens "aus Konzentrat". Es muss aber nicht die gleiche Menge Wasser wieder zugegeben werden, wie ursprünglich in der Frucht war. Gibt der Hersteller nur 50% Wassser zu, verdoppelt sich dadurch der Zuckergehalt zum Ursprungsprodukt. Daher ist ein echter Apfel immer einem Saft oder Mus vorzuziehen. Das Gleiche gilt natürlich für alle Früchte.

Angesichts des enorm hochen Zuckergehalts in Fruchsäften wird auch klar, dass das Verdünnen nicht wirklich hilft. Selbst bei einer Verdünnung von 1:4 sind in einem Fläschchen immer noch gut 2-3 Stück Würfelzucker, das ist zuviel. Eine weitere Zuckerfalle ist ein kleiner Joghurt (125 g), ein Becher enthält 20 Stück Zucker, oder eine (Männer-)Handvoll Gummibärchen 25 Stück Würfelzucker. Auch andere vermeintlich "gesunde" Süßigkeiten sind voll mit Zucker, eine Milchschnitte langt zum Beispiel mit 7 Stück Zucker zu. Hierbei geht es nicht um die Kalorien, sondern in erster Linie um das Futter für die Karies-Bakterien. Zu den offiziellen Zuckern, die jeder sofort im Kleingedrucken erkennt, gibt es auch noch Zuckerarten, die sich hinter einem schönen Namen tarnen, wie Maltose, Lactose und Fruktose.

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Kommentare von Lesern:

 
Guido, Vollzeitvater:
26.04.2012 09:32
@Gerd: Ja, ich habe bereits ein Kommentar dazu in meinem privaten Blog geschrieben. @Yvonne: Ja, das sehe ich grundsätzlich genauso.
Gerd, Norddeutschland:
25.04.2012 09:59
Hast Du Dich schon mit den neuen Hygienevorschriften befasst, die auch für Tagesmütter / - väter gelten sollen?
Yvonne, Berlin:
23.04.2012 20:48
Herzlichen Glüvkwunsch auch an die Eltern zum 1. Geburtstag! Was das Essen angeht, kann man sich doch eigentlich an die Faustregel halten: je weniger denaturiert die Nahrungsmittel sind, desto besser, oder?

Tagebuch Guido

Guido
Alter: 34
Wohnort: Neuss
Beruf: Vollzeitvater
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 15.04.2011
Letzter Eintrag: 25.06.2012

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