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25.06.2013 40. Woche
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Die Wasserstände fallen

Von sinkenden Pegeln, lustigem Baden und Pizzabacken
Aber an Normalisierung ist noch lange nicht zu denken. Die Schule beginnt allmählich wieder den Schulbetrieb aufzunehmen und die letzten evakuierten Menschen aus den Überschwemmungsgebieten werden noch in dieser Woche woanders untergebracht. Doch gerade jetzt ist Solidarität mit den Flutopfern gefragt. Gerade jetzt bekommen Sie erst wirklich die Auswirkungen der Überschwemmung zu spüren. Erst jetzt gibt es die verschiedensten ergreifenden Einzelschicksale - Menschen, die vor dem Nichts stehen. Wichtig ist, dass die Unterstützung und Spendenbereitschaft, die zur Zeit der Flut so enorm war, jetzt bei sinkenden Pegelständen nicht nachlässt. Jetzt ist auch der praktische Einsatz gefragt - Helfer, die vor Ort den Schlamm beseitigen, bei Reparaturen helfen und zerstörtes Inventar auf den Straßen zusammentragen. Helfende Hände werden gerade jetzt hier in der Altmark gebraucht.

Und ich kann nichts praktisch machen. Meine todo-Liste platzt aus allen Nähten. Was ich alles bis zur nächsten Woche zu tun habe, passt auf keine Kuhhaut. Daher schreibe ich es auch hier nicht.

In der vergangenen Woche war die Frau mal wieder im Krankenhaus. Meine Eltern weilen in Schweden und so war ich sowas wie Stohwittwer und hatte viel Zeit mit den Kindern.

Am Sonnabend, pünktlich zum Sommerbeginn und zur Sommersonnenwende, veranstalteten wir ein schönes Pizzabacken im Holzofen des Nachbardorfes. Mein Bruder ist der beste Pizzabäcker. Und die Veranstaltung mit Freunden der neuen Heimat ein riesen Erfolg. Ich wünsche mir so sehr einen Lehmbackofen. Damit kann man so leckere Sachen backen und eigenes Brot habe ich in Dresden auch immer selbst gebacken. Gerne würde ich das hier auch wieder aufleben lassen. Aber auch dieses Vorhaben ist eins jener, die auf die Zeit nach dem Referendariat verschoben werden.

Die erste Tochter hatte riesen Spaß mit den anderen Kindern des Dorfes durch die Gegend zu rennen, Pizza zu essen und Verstecken zu spielen. Ein sechs jähriges Kind zu haben, ist eine richtig schöne Sache. So große Kinder denken mit und sind auch teilweise sehr verständig und dann eben auch wieder gerade das als nicht. Ich liebe sie einfach.

Zum Beispiel als sie merkte, dass die Kirschen reif sind, schleppte sie die kleine Leiter in der Gegend herum, auf dass sie an die leckeren Früchte käme. Die Leiter war natürlich zu klein, aber ich mag es, wie sie denkt und Lösungen findet.

Als sie am Frühstückstisch mit Kirschen erschien, war die zweite Tochter sehr verwundert:
"Bist du in den Baum gelettert?"
Kopfschütteln der ersten Tochter.
"Wackelt?" zweite Tochter greift einen dünnen imaginären Baum und wackelt selbst vor und zurück. Wieder Kopfschütteln der ersten Tochter.
Nachfrage der zweiten Tochter: "Wie hat du das macht?"

Ich mag auch das Denken der zweiten Tochter. Zum Beispiel überträgt sie Bekanntes auf Unbekanntes. Zum Beispiel stach sie eine Mücke in die Kniekehle, was sie mehrere Tage beschäftigte: "Eine Mücke stecht mich in meiner Knie-Achsel."

Ach und noch ein schönes Beispiel für ihre "Bl-Schwäche": "Du bist föd."

Baden am Abend in dem drei Kilometer entfernten Fluss war jetzt in den heißen Tagen unsere "Lieblie"-Beschäftigung. Ich finde es so toll, wie die erste Tochter schwimmt. Und die zweite hat enormen Respekt vor dem Wasser. Sie ist aber jetzt schon so groß, dass sie sich an meinen Schultern festhalten kann, während ich schwimme. Dabei strampelt sie mit den Beinen - ein riesen Spaß. Nach dem Baden setzten sich die Kinder in eine riesige Matschpfütze und bewarfen sich mit Matsch. Und dann den Onkel, der fröhlich zurück warf. Innerhalb kürzester Zeit gab es eine richtige Schlammschlacht - welch ein Spaß. Danach einfach ab ins Wasser und alles angespült. Dann in der Sonne sitzen und alles trocknen lassen. Sommer auf einer Wiese an einem Fluss. Was will man mehr?

Am Freitag zur Sommersonnenwende gab es ein schönes Lagerfeuer mit Grillgut auf dem Dreibeinrost. Leider waren alle anderen bei Zeiten so müde, dass ich alleine dann am Feuer bis in die Nacht hinein noch saß und den dämmerigen Nordhimmel bestaunten. Meine Schwester in Schweden kann richtig die Mitternachtssonne genießen und Mittsommer in der alten schwedischen Tradition feiern, auch wenn dies nur noch von Kulturvereinen und teilweise auch noch im ländlichen Raum praktiziert wird. Ansonsten kann man sich das schwedische Fest in Bullerbü anschauen. Solch eine Tradition würde ich gerne auch hier etablieren. Was machten denn unsere Altvorderen zur Sommersonnenwende oder zu Johanni?

Liebe Grüße
euer Herr Gaigals

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Tagebuch Herr Gaigals

Herr Gaigals
Alter: 36
Wohnort: bei Dresden
Beruf: Krankenpfleger und zukünftig Lehrer
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 2 Töchter, 5 und 2 Jahre
Letzter Eintrag: 30.09.2013

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