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Mehr Männer in die Kitas


Ach ja, die Männer. Im Erzieherberuf sind sie immer noch dünn gesät. Mancherorts wurde die Zehn-Prozent-Marke dauerhaft geknackt. Aber in vielen Kitas sind Männer immer noch Exoten, höchstens ein pädagogischer Mitarbeiter ist dort beschäftigt, in vielen ländlichen Regionen nicht einmal das. Dabei steht bei den männlichen Schulabgängern Erzieher in den Top Fünf der gewünschten Berufe. Ein Grund: die mangelnden Aufstiegschancen und die Entlohnung, die den Erhalt einer Familie kaum möglich macht.

Dies wurde nun minimal verbessert: Die etwa 240.000 Beschäftigten dieser Berufsgruppen werden zwischen 93 Euro und 138 Euro mehr Bruttogehalt bekommen, berechnet auf eine Vollzeitstelle. Die Gesamtkosten dafür belaufen sich auf 315 Millionen Euro. Eine große Menge. Aber sicher nicht zu viel, angesichts dessen, was der Staat dafür bekommt: Gute Leistungen für die Kinder. Peanuts, wenn man betrachtet, welche Summen allein im VW-Skandal im Spiel sind. Und da geht es nicht um Kinder, sondern um Motoren.

Eine kleine Aufwertung


Gegenüber dem Schlichterspruch vom Juli hat die Gewerkschaft ver.di zwar kein höheres Gesamtpaket für die Beschäftigten herausholen können. Aber eine wichtige Umverteilung wurde erreicht: Nicht nur Altgediente, auch BerufsanfängerInnen profitieren vom Tarifabschluss. Auch die SozialarbeiterInnen bekommen etwas mehr Geld. Mit zwei Prozent zwar nur die Hälfte der vierprozentigen Erhöhung, die für die ErzieherInnen vereinbart wurde, im Schlichterspruch war hier jedoch gar nichts vorgesehen.

Das Wichtigste, wie immer, am Schluss: ErzieherInnen haben jetzt die Möglichkeit, in die Entgelttabelle des sozialen Erziehungsdienstes zu wechseln. Und das ist tatsächlich eine Aufwertung, ein Schritt nach oben in der Eingruppierung. Vielleicht auch eine Chance, mehr Männer für die Kitas zu gewinnen. Denn damit sind sie nicht mehr schlechter dran als der Betreuer im Jugendhaus oder in der Behindertenwerkstatt.

Es ist ein kleiner Schritt, der erreicht wurde. Nicht genug, um die Arbeit im Primarbereich wirklich attraktiv zu machen. Nicht genug, um wirklich anzuerkennen, dass die Arbeit mit Kindern für unsere Gesellschaft wichtiger ist als die mit Motoren. Aber dennoch: Eltern wischen sich den Schweiß von der Stirn. Denn die nächste Tarifauseinadersetzung findet erst 2020 statt. Dann sind die Kita-Kids von heute schon in der Grundschule.

Ralf Ruhl

Kita Streik beendet


Kita Streik beendetBild: © Miriam Dörr-fotolia.com

Eltern atmen auf: Der Kita-Streik 2015 ist zu Ende. Erreicht wurde etwas mehr Geld für die PrimarbildnerInnen und eine kleine Aufwertung des Berufsstandes. Vier Prozent mehr Lohn sind jedoch nicht genug, um Deutschland als Bildungsstandort attraktiv zu machen. Ein Kommentar von Ralf Ruhl.

Hohe Belastung der Eltern


Der Seufzer ist überall hörbar. Viele Eltern hatten schon mit den Großeltern telefoniert. Mit den Nachbarinnen Konferenzen abgehalten. Schließlich ging es um die Zukunft Deutschlands: Wer kann wann für die Kleinen da sein? Denn der Kita-Streik im Frühjahr hatte gezeigt: Wer Kinder hat und berufstätig ist wird grenzwertig belastet, wenn die Betreuung ausfällt. Das Vereinbarkeitsproblem wurde massiv deutlich. Eltern gaben ihren Jahresurlaub dran, Omas waren im Dauereinsatz, private Wohnungen wurden zu Kurzzeitkrippen umfunktioniert.

Deshalb war die Stimmung gekippt, auch in den Medien. Eltern würden in Geiselhaft genommen von den streikenden Erzieherinnen, war da zu lesen. Es sei unverständlich, dass Dritte leiden müssten, wenn sich Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen nicht einigen könnten.

Nötig: Druck auf die Arbeitgeber


Aber: Wie soll es denn sonst gehen? Wie sollen Arbeitgeber, die immer auf die Minimierung der Lohnkosten aus sind, dazu bewegt werden, faire oder gar gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, wenn nicht durch den Druck der Öffentlichkeit? Dass Erzieherinnen und Sozialarbeiter gute, wertvolle, wichtige Arbeit leisten, steht seit Jahren außer Frage. Sie werden öffentlich gelobt. Gerne auch von Politikerinnen und hochrangigen Vertretern der Wirtschaft. Aber wenn es darum geht, dieses Lob in Taten umzusetzen, dann verschanzen sie sich hinter dem Argument, es sei kein Geld da. Obwohl die Erzieher und Erzieherinnen ja Deutschlands Zukunft schaffen. Und die des Wirtschaftsstandortes. Obwohl sie die ersten sind, die Kinder lehren und die Grundlage schaffen für den weiteren Bildungserfolg.

Dies wollten die Erzieher und Sozialarbeiterinnen anerkannt wissen. Mit einem Gehalt, von dem sie leben können. Und nicht noch zusätzlich den Putzjob in der Kita verrichten müssen, um über die Runden zu kommen. Außerdem sind Vollzeitstellen im sogenannten Primarbereich dünn gesät. Auch ein Grund, warum viele der hier beschäftigten Frauen und Männer einer zusätzlichen Erwerbstätigkeit nachgehen müssen.

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