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Die richtige Lage bei der Geburt


Die richtige Lage bei der GeburtBild: Alfred Wekelo - Fotolia.com

Willkommen zum Väterzeit-Quiz. Unsere heutige Frage lautet: Wie heißt die für das Kind optimale Lage kurz vor der Entbindung? Ist es A) Querlage B) Beckenendlage oder C) Schädellage? Die Auflösung erfahren Sie hier!

Richtig oder falsch gelegen?


Die richtige Antwort lautet: C) Schädellage. Wenn Sie es gewusst haben, dann können Sie das Lesen in dieser Zeile beruhigt einstellen - müssen Sie aber nicht. Vielleicht erfahren Sie ja doch noch die ein oder andere Neuigkeit. Für alle anderen gilt: Weiterlesen, denn im Kreissaal gibt’s keinen Publikums- oder Telefonjoker.

Jetzt aber Schluss mit den Witzen. Denn noch immer bedeutet ein zum Beginn der Geburt falsch liegendes Kind ein Gesundheitsrisiko für sich und die werdende Mutter. Und entscheidet dadurch mit über die Frage, ob eine natürlich Geburt oder eine Entbindung per Kaiserschnitt notwendig ist.

Mit dem Kopf durch die Wand


Bei der Schädellage, genauer gesagt der "vorderen Hinterhauptlage", handelt es sich um die Haltung, die Mutter Natur für die Entbindung vorgesehen hat. Das noch ungeborene Kind steht dabei quasi Kopf im Mutterbauch: der Schädel steckt - Hinterkopf voran - Richtung Becken im Geburtskanal. Die gekreuzten Beine liegen unter den Rippen der Frau. Das Köpfchen hat bei der späteren Entbindung die Aufgabe, die Bahn für den Rest des Körpers frei zu machen.

Diese Haltung sollte das Kind ungefähr vier Wochen vor der Entbindung eingenommen haben und tut es im Normalfall auch. 96 Prozent aller Kinder haben diesen Dreh raus und damit ihren Teil für eine natürliche Geburt beigetragen. Denn sobald der Pressvorgang gestartet wird, drückt sich das Baby mit dem Hinterkopf voran durch den äußeren Muttermund, macht durch Drehungen und Wendungen Platz für die Schultern, der Rest des Körpers stellt dann kein Problem mehr dar.

Mit Popo voran


Die Beckenendlage oder Steißlage, je nachdem wo die Beinchen liegen, ist für alle Beteiligten unangenehm. Das Kind hat sich nicht gedreht, es verharrt trotz näher rückenden Geburtstermins in der Lage, die es in den vergangenen acht Monaten als gemütlich empfand. Statt des Köpfchens steckt der Popo im Geburtskanal, der Kopf befindet sich unter den Rippen der hochschwangeren Mutter.

Eine normale Geburt ist immer noch möglich - aber schwieriger und risikoreicher. Die Eltern sollten auf der Hut sein: Von Plänen wie Hausgeburt oder Geburtshaus sollte man Abstand nehmen, der Gang ins Krankenhaus ist die sichere Wahl. Hier wartet das Fachpersonal, das im Fall der Fälle einen Kaiserschnitt vornehmen kann, wenn sich das Kind trotz aller Mühen der Hebamme und des Facharztes zur Geburt nicht gedreht hat. Und zu diesem kann es kommen, wenn die Arme des Kindes den Eintritt des Oberkörpers in den Geburtskanal behindern. Oder die Nabelschnur eingeklemmt wird und die Versorgung des ungeborenen Kindes in Gefahr ist.

Das Kind liegt falsch - was nun?


Wenn sich das Kind quer stellt


Im seltenen Fällen (ca. 0,5 Prozent) kann es auch vorkommen, dass das Baby im Mutterbauch sich quer stellt, bzw. legt. Das Kind liegt waagerecht, der Kopf ist rechts, bzw. links vom Geburtskanal, ein natürlicher Austritt durch das Oval des Beckens ist ausgeschlossen. Auch hier wird, genau wie bei der Beckenendlage, versucht, das Kind bis zum letzten Moment noch in die richtige Lage zu drehen. Doch falls die Versuche fehlschlagen, ist ein Kaiserschnitt unumgänglich.
Wird eine Querlage festgestellt, ist der Gang ins Krankenhaus ein Muss, alles andere wäre viel zu gefährlich für Mutter und Kind. Dort wird versucht, die Lage des Kindes zu ändern. Dabei besteht die Gefahr, dass sich das Kind um die eigene Achse dreht und sich mit der Nabelschnur abschnürt. Dann ist die Versorgung des Kindes gefährdet und es muss schnell operiert werden.

Das Kind liegt falsch - was nun?


Wenn beim Arzt festgestellt wird, dass das Kind falsch liegt, werden Hebamme und Frauenarzt in den nächsten Tagen verschiedene Tricks und Kniffe anwenden, um das Kind in die für die Entbindung optimale Schädellage zu bringen. Die Untersuchung, ob die Lage des Kindes richtig oder falsch ist, erfolgt routinemäßig - von außen lässt sich kein Unterschied erkennen.

Es gibt unterschiedliche Versuche, die sich in vielen Fällen bewehrt haben, wie uns Hebamme Susanne Otte-Seybold verrät. Die Leiterin der Hebammenpraxis "Menschenskinder" in Bad Vilbel gehört zu den wenigen Praxen, die auch speziell Männer auf solche Schwierigkeiten vorbereiten. Denn bei wenigstens zwei dieser Maßnahmen kann auch der Mann unterstützend tätig werden.

Moxibustion


Durch Moxibustion, eine Art Akkupunktur durch Hitze, soll das Kind "zur Drehung in die Schädellage motiviert" werden, so Otte-Seybold. Hier kommt die so genannte Moxa-Zigarre zum Einsatz, Beifußfasern (Moxa), die in Papier eingewickelt und angezündet werden. Diese werden dann auf einen speziellen Punkt am Körper der Frau gedrückt und sollen, je nach erhitzter Körperstelle, unterschiedliche Effekte haben. Zum Beispiel den, dass das ungeborene Kind einen halben Salto macht.

Hierzu wird der Zhiyin-Punkt anvisiert, eine Stelle in der Nähe des Zehennagels des kleinen Zehs, wie die erfahrene Hebamme erklärt. "Das ist der Punkt für die innere Drehung", hierdurch wird das Kind zur Bewegung angeregt. Otte-Seybold zeigt Männern, deren Frauen ein falsch liegendes Kind unter der Brust tragen, wo der Punkt ist und mit wie viel Feingefühl die Moxa-Zigarre dort Anwendung findet. Was nach Hokus-Pokus klingt, hat sich in der Vergangenheit schon häufig bewährt. Viele Kinder sind durch die Hitze-Akkupunktur zur inneren Drehung bewegt worden.

Ursachen für Fehllagen


Becken hoch - die indische Brücke


Gut, es muss nicht gleich die "indische Brücke" sein. Tatsache ist aber, dass die Frau durch Beeinflussung ihrer Körperhaltung die Lage des Kindes aktiv verändern kann. Dazu muss das Ungeborene erst einmal "seinen Hintern hoch kriegen". Klemmt der Popo schon im Geburtskanal, dann muss er da erst einmal raus, so Otte-Seybold. Dazu müsse die Mutter sich "hoch lagern", das Becken und der Po müssen in die Höhe. Bei der so genannten "Knie-Ellenbogen-Haltung" kann der Mann helfen. Die Mutter soll sich dazu auf den Boden legen, die Knie anwinkeln und ein Hohlkreuz formen. Der Vater kann dieses stützen, denn für eine Hochschwangere ist das ein echter Kraftakt, vor allem wenn man es nicht nur ein paar Sekunden macht.
Doch erst dann kann die Schwerkraft, deren Gesetze auch im Mutterbauch gelten, ihre Arbeit verrichten und das Kind rutscht erst aus dem Geburtskanal und empfindet die folgende Lage als nur wenig gemütlich. Nach einer Weile sollte das Baby von selbst auf den Gedanken kommt, sich herumdrehen, "eine Art Purzelbaum" zu schlagen, wie Otte-Seybold sagt. Der Vollständigkeit halber sei auch noch die "indische Brücke" erklärt: Auch hier liegt die Schwangere auf dem Boden, am besten mit Kissen unter dem Gesäß. Dann werden die Füße gegen eine Wand gestellt und Schritt für Schritt die Lage des Beckens auf diese Weise erhöht. Auch hier kann der Mann assistieren und psychische sowie physische Unterstützung anbieten.

Äußere Drehung


Wenn keine der beiden bisher erklärten Methoden gefruchtet hat, muss der Facharzt ran - natürlich nur, wenn die werdende Mutter einverstanden ist. Neben ihm wartet die OP-Crew, allzeit Bereit für den Kaiserschnitt. Die Frau liegt schon in den Wehen, doch das Ungeborene verharrt mit dem Hintern voran im Geburtskanal. Dann versucht der Arzt mit Druck von außen das Kind quasi auf den Kopf zu stellen. Die Chancen, dass das Kind da mitspielt liegen bei über 50 Prozent.

Aber sie birgt auch das Risiko von Komplikationen, wie Otte-Seybold erklärt. So könne es durch die äußere Drehung zu einer Ablösung der Plazenta kommen oder die Nabelschnur könne sich um das Kind wickeln bzw. abgeklemmt werden. Dann ist die Versorgung des Kindes gefährdet, deshalb "macht man das grundsätzlich nur im Krankenhaus und unter Kaiserschnittbereitschaft". Allerdings kommen nur in den seltensten Fällen Komplikationen vor.

Ursachen für Fehllagen


Was genau die falsche Haltung von Kindern kurz vor der Geburt bedingt, ist noch nicht endgültig geklärt. Bei Mehrlingsgeburten, also Zwillingen oder Drillingen, ist das häufige Auftreten von Beckenend- oder Steißlagen durch den Mangel an Platz zu erklären: es gibt im Mutterbauch einfach nicht genug Raum für das Kind, um sich zu drehen.

Auch bei Frühgeburten ist die festgestellte vermehrte Fehlhaltung nachzuvollziehen, da das Baby im Bauch nicht genug Zeit zum Drehen hatte. Und bei den restlichen Kandidaten? Einige norwegische Forscher behaupten, dass Eltern, die bei der Geburt selber falsch lagen, ein erhöhtes Risiko haben, dass der eigene Nachwuchs es ihnen gleich tut. Und wenn es das nicht ist? Dann will ein Baby, das mit dem Hintern voran in diese Welt rutscht, uns vielleicht eine Botschaft vermitteln - nur welche?

Karsten Frei

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