Man spricht von mir gerne als Erziehungsexperten. Das, möchte ich betonen, ist überhaupt nicht zutreffend. Meiner Meinung nach gibt es gar keine Erziehungsexperten. Es mag vielleicht Experten geben in körperlicher oder sprachlicher Entwicklung, in Gehirnforschung etc. - aber nicht in Erziehung. In der Erziehung gibt es nicht den einen Weg, der richtig wäre. Ich weiß nicht, wie man es richtig macht. In Dänemark oder in Deutschland zum Beispiel glauben Eltern, es sollte eine feste Bettzeit für Kinder geben. Doch wenn Sie einmal südlich der Alpen waren, wissen Sie, dass man das beispielsweise in Italien oder in Spanien ganz anders sieht. Worüber ich etwas weiß, ist, was man tun kann, wenn man nicht zufrieden ist, wenn man wütend oder traurig oder genervt ist - darüber weiß ich sehr vieles.
Als Eltern möchten wir unsere Wertvorstellungen, unsere Meinungen und Ansichten gerne an unsere Kinder weitergeben. Und unsere Kinder machen mit, sie kooperieren. Bis zum Einsetzen der Pubertät - dann hört es langsam auf. Wenn die Kinder etwa zwölf Jahre alt geworden sind, ist es für Erziehung zu spät. Das sagen die Kinder uns auch, aber wir hören es meist nicht. Am Anfang drücken sie es sehr diplomatisch aus, doch wenn wir es nicht verstehen, müssen sie lauter werden, manchmal viel lauter. Oder sie sprechen mit ihrem Körper. Das sogenannte Problem oder Symptom ist dabei nicht so wichtig. Wichtig ist die Person, die das Symptom trägt. Wir können das Problem nicht lösen, wir können jedoch Menschen darin unterstützen, destruktive Systeme, Perspektiven und Verhalten ins Konstruktive zu wandeln. |