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11.12.2009 48. Woche
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Besser, aber nicht gut

Meiner Frau geht es besser, aber noch lange nicht gut. Und Tanja will keinen Ärger mit dem Nikolaus.
Krankheit, Krankheit, Krankheit. Gab es irgendwann mal eine Zeit, als in einer vierköpfigen Familie alle gleichzeitig gesund waren? Ich glaube nicht.

Meiner Frau geht es besser, aber keineswegs gut. Ihre Lendenwirbelsäule, die ja ihren nächtlichen Zusammenbruch bewirkt hatte, meldet sich nicht mehr. Das ist gut. Dafür sind die Beschwerden an ihrer Halswirbelsäule wieder schlimmer geworden, sodass ihr sehr häufig schwindelig ist. Das ist schlecht.

Das Problem ist, dass die Ärzte auch nicht so richtig wissen, was es ist. Irgendwie eine „Blockade“ halt oder auch nicht? Da wird halt mal ein bisschen hin- und hergedreht, „mobilisiert“ etc., aber bringen tut das nicht viel.
Am Donnerstag hatte meine Frau noch einen Termin beim MRT. Das ist ja eh schon nicht besonders lustig, in so einer Röhre zu liegen. Aber warum sind Ärzte immer so gedankenlos? Meinte doch der Arzt bei der Auswertung zu ihr: „Na, dann schauen wir mal, ob Sie nicht irgendwo einen Tumor in der Wirbelsäule haben.“ Was dann natürlich nicht der Fall war, aber muss man das wirklich so sagen?
Letztlich, so zeigt es wohl auch das MRT, ist das Ganze wohl eine muskuläre Verspannung. Was meine Frau ihren Ärzten schon von Anfang an gesagt hat.
Nächste Woche wird sie sich dann noch mal mit ihrem Arzt über das weitere Vorgehen beraten. Es wird wohl auf Osteopathie und Muskelaufbau hinauslaufen.

Das mit der Osteopathie predige ich meiner Frau schon seit langem. Aber bei ihr ist es immer das Gleiche: Wenn es darum geht, konkret was zu unternehmen, findet sie erstmal tausend Gründe, warum es jetzt gerade ungünstig ist und auf nächste Woche verschoben werden sollte. Und auf die nächste Woche. Und die nächste. Davon wird es dann aber halt auch nicht besser. Angesichts ihres Zusammenbruchs ist sie jetzt aber wohl doch endlich davon zu überzeugen, dass etwas geschehen muss.

Leider erwischte meine Frau diese Woche auch noch ein Milchstau. Eigentlich kein Beinbruch, dass ist halt unangenehm, lässt sich aber auch wieder in den Griff kriegen. Aber in ihrem, gerade auch psychisch angeschlagenen Zustand, war meine Frau am Boden zerstört und wollte am liebsten sofort komplett abstillen. Zum ersten Mal, seitdem wir Kinder haben, meinte sie, dass Kinder „total scheiße“ sind und unsere Gesundheit komplett ruinieren würden (Ey, Moment mal, das ist mein Text).

Mit fürsorglicher Betreuung, ein paar kleineren Geschenken, der „Genehmigung“, dass sie sich neue Schuhe kaufen darf und einer von mir inszenierten Pommes-Schlacht beim Abendessen konnte ich sie Gott sei Dank wieder aufrichten. (Kommentar meiner Frau: „Du bist ja voll gemein, lässt mich hier nicht in meinem Depri-Tal hängen.“) Am nächsten Tag war der Milchstau vorbei und meine Frau auch wieder besser drauf. Insbesondere nachdem sie sich dann auch noch neue Schuhe gekauft hat. Frauen..........

Ich plage mich mal wieder seit zwei Wochen mit einer Erkältung rum. Die einzigen, die ausnahmsweise mal einigermaßen gesund sind, sind die Kinder. Wird sich sicher auch bald wieder ändern.
Ich bin mal gespannt, ob wir es wirklich schaffen, wie geplant nach Weihnachten zu meinen Eltern zu fahren. Ich möchte darauf wetten, dass einer von uns so krank ist, dass es nichts wird.

Ansonsten versuche ich meine Frau zu unterstützen, wo ich kann. Eine Woche war ich mit Resturlaub zu Hause. Aber jetzt ich muss halt auch wieder arbeiten gehen.

Ich hatte zum Dezember die Erhöhung meiner Stundenzahl von 20 auf 25 Wochenstunden beantragt und auch genehmigt bekommen, also von einer halben Stelle auf 62,5 %..
Angesichts der Krankheiten meiner Frau war ich aber inzwischen eher wieder geneigt, wieder stundenmäßig runterzugehen, wusste aber nicht, wie ich das meinem Behördenleiter beibringen sollte (der ja eh kein Freund von Teilzeit ist).
Glücklicherweise bat mich mein Chef diese Woche aber zu einem „perspektivischen Gespräch“, in dem er mich dazu bringen wollte, möglichst bald wieder auf Vollzeit zu gehen. Ich schilderte ihm meine Situation und letztlich kamen wir zu einem guten Ergebnis. Ich gehe wieder auf eine halbe Stelle runter, beantrage dies aber gleich für zwei Jahre. Die andere halbe Stelle kann dann mein Chef wieder für diese Zeit besetzen. So hat mein Chef letztlich seinen Vollzeitmitarbeiter (aus 2 Teilzeitkräften) und ich kann mich mehr um meine Frau kümmern.
Ich hatte ja schon vor ein paar Blogs geschrieben, dass ich nach dem Ende der Elternzeit meiner Frau weiterhin Teilzeit arbeiten möchte, um mich wirklich bei Alexanders Erziehung einzubringen. Durch die permanenten Krankheiten meiner Frau ist das noch sinnvoller geworden. Mir ist es lieber, meine Frau sitzt einen halben Tag ruhig im Büro, als dass sie den ganzen Tag alleine Alexander hüten muss.


Immerhin startete bei uns Ende November der Weihnachtsmarkt. Und Tanja ist jetzt auch in einem Alter, wo sie das alles richtig anschauen und bestaunen kann. Also eigentlich eine gute Sache, um Zeit mit ihr zu verbringen.
Besonderen Spaß machen diese Besuche mit ihr aber meistens nicht. Wie überhaupt im Augenblick wenig mit ihr Spaß macht. Sie ist total launisch und egal, was ich sage oder nicht sage, tue oder nicht tue – irgendwann motzt sie mich voll an, weil ich nach ihrer Ansicht irgendetwas falsch mache. Wenn man das mal eine Stunde mitgemacht hat, in der man alle paar Minuten angeschnauzt wird – den entsprechenden Ton hat sie aus dem Kindergarten mitgebracht, wo das anscheinend der übliche Umgangston unter den Kindern ist – dann hat man echt die Schnauze voll.
Eigentlich freue ich mich jedes Mal, wenn ich sie aus dem Kindergarten abhole. Aber es dauert oft nur wenige Minuten, bis sie mich zur Weißglut bringt. Manchmal genügt es schon, dass ich überhaupt komme, um sie abzuholen und schon motzt sie mich an: „Ich wollte doch noch......“. Oh Entschuldigung, Eure Hoheit.


Alexander geht es gut, er ist im Gegensatz zu seiner Schwester derzeit ein ziemlicher Sonnenschein.
Er hat es inzwischen auch begriffen, wie man sich nach dem Hochziehen und Hinstellen auch wieder hinsetzen kann, ohne sich jedesmal den Kopf anzuhauen. Ein paar „Bong“ weniger. Klappt aber eben auch nicht immer.

Und er hat jetzt entdeckt, dass Krabbeln doch eigentlich eine ganz gute Sache ist. Zuletzt hatte er eine Art Arbeitsteilung zwischen Krabbeln und Robben. Auf schwierigem, weil weichem Untergrund, konkret also auf unserem dickeren Teppich, wurde gekrabbelt. Sobald er dann auf glatten Untergrund kam (Parkett, Fliesen), wurde gerobbt. Sah irgendwie ganz lustig aus, wenn er über den Teppich krabbelte und sich dann am Rand mit einem Bauchplatscher aufs Parkett schmiss zum Weiterrobben.
Jetzt krabbelt er seit ein paar Tagen doch meistens. Es sei denn, er will irgendwo ganz schnell hin, dann wechselt er doch wieder in seinen „Robben-Kraul-Stil“.

Auch geistig geht es voran. Wir versuchen natürlich im Augenblick, ihn zum Sprechen zu bringen, indem wir immer wieder die gleichen Worte sagen. Also die üblichen Einsteigerworte „Mama“ „Papa“ „Tanja“ „Ball“ und „Eisbär“ (das letzte wegen seiner besonderen Vorliebe für eine bestimmte Tierfigur).
Gestern fragte ich ihn dann: „Wo ist denn der Eisbär?“ Und Alexander blickte sich suchend um, krabbelte zu seinem Eisbär und hielt ihn triumphierend in die Höhe. Schlauer Mann!

Was ich auch total knuffig finde: Wenn Alexander sieht, dass ich den Computer anmache, juchzt er vor Freude. Denn als Hintergrundbild habe ich auf dem Desktop eines von Tanja und ihm. Ich weiß nicht, ob er sich selbst erkennt, aber Tanja erkennt er auf allen Bildern und freut sich dann unglaublich.
Das Gleiche geht auch, wenn er nach seinem Mittagsschlaf aufwacht und ich sage. „Wollen wir mal schauen, ob Mama und Tanja da sind?“ Da juchzt er auch und strampelt wie ein Wilder vor Freude.

Hinsichtlich seiner oben gepriesenen Gesundheit mussten wir dann doch zur Mitte der Woche eine deutliche Einschränkung erkennen: Durch die verstärkte normale Nahrungsaufnahme neigt Alexander jetzt massiv zur Verstopfung. Er presst dann eine harte Kugel heraus und weint total, weil das so weh tut. Insofern war dann diese Woche doch noch ein Termin bei der Kinderärztin fällig. Die meinte, dass er eine kleine Verletzung am Po habe und deswegen den Stuhl möglichst zurückhalte. Damit werde der Stuhl wieder härter, was ihm beim Kackern umso mehr Schmerzen bereite. Also ein klassischer Teufelskreislauf. Wir haben jetzt insbesondere einen abführenden Sirup bekommen und sollen ihm „stuhlauflockernde“ Breie geben. Gott sei Dank nimmt er das ohne Probleme. Hoffen wir mal, dass das bald besser ist.


Nikolaus war diese Woche auch. Tanja bekam ein paar Süßigkeiten von uns. Und das war es auch. Ich bin da immer wieder erstaunt, wie andere Eltern ihre Kinder zu solchen Gelegenheiten mit riesen Geschenken überschütten. Unsere Nachbarskinder erhielten zu diesem Anlass – neben einem wahren Berg von Süßigkeiten – gleich noch ein großes Puppenhaus. Wenn man so was schon an Nikolaus schenkt, was gibt es denn dann erst zu Weihnachten?
Nach unserer Erfahrung bringt es sowieso nichts, Kindern zu viel zu schenken. Je mehr man an Spielsachen schenkt, desto weniger spielen die Kinder effektiv damit.
Insofern wird Tanja auch zu Weihnachten nur ein paar ausgesuchte Sachen bekommen. Weniger ist manchmal wirklich mehr.

Was ich auch sehr seltsam finde, ist der Hang vieler Eltern, ihre Kinder mit Süßigkeiten zu überschütten. So haben anscheinend viele Kindergarten-Kameraden von Tanja zu Hause einen eigenen Vorrat von Süßigkeiten, aus denen sie sich nach Lust und Laune bedienen können. Klar, zur Weihnachtszeit gibt es sicher mehr Süßes, das ist auch bei uns der Fall. Aber die Eltern sollten schon noch irgendwo die Kontrolle haben.

Was mich noch mehr nervt: Wenn irgendwelche Besucher Alexander Süßigkeiten in die Hand drücken wollen. Was soll das? Er isst ja noch nicht mal richtig normales Essen und dann soll es gleich Kekse etc. geben? Warum denn? Wie wäre es denn einfach mit einem Apfelschnitz?


Wenigstens konnten wir uns diese Woche über eine Sache amüsieren. Ich hatte ja schon mal vom EKG gesprochen – dem Eierkontrollgriff, den Alexander immer macht, wenn die Windel wegkommt (den ich gut verstehen kann, ich glaube nicht, dass es sehr angenehm ist, wenn die besten Teile den ganzen Tag in einer Windel unerreichbar verpackt sind). Und dass der EKG für uns nicht so lustig ist, wenn die Windel und seine Genitalien halt vollgekackt sind. Um das Schlimmste zu verhindern, muss man da richtig schnell sein. Sobald die Windel weg ist, sofort mit dem Feuchttuch die wesentlichen Verschmutzungen beseitigen.
Diesmal hatte meine Frau die Idee, Alexander auf dem Wickeltisch einen von Tanjas Spielzeug-Rittern in die Hand zu drücken, damit er abgelenkt ist. Das funktionierte aber nicht, denn Alexander führte einfach die Hand mit dem Ritter nach unten und tauchte so den armen Kerl in die Kacke. Während meine Frau und ich uns vor Lachen kaum halten konnte, war Tanja über die Zweckentfremdung ihres Ritters ein wenig verstimmt.


Und noch eine kleine Anekdote:
Bei Tanja im Kindergarten war der „Nikolaus“ zu Besuch.
Ich zu Tanja: „Und, hat er mit Euch gesprochen?“
Tanja: „Ja, er wollte unsere Namen wissen.“
Ich: „Hast Du ihm Deinen gesagt?“ (Weiß man bei unserer schüchternen Tanja nie)
Tanja: „Ja klar.“
Ich (erstaunt und erfreut): „Wirklich?!“
Tanja: „Wollte ja keinen Ärger bekommen.“

Gruß, Gerd

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Kommentare von Lesern:

 
Pauline,Berlin:
19.12.2009 11:02
Halllo Gerd,
ich habe in deinen früheren Einträgen öfter gelesen, dass du nicht verstehst, warum viele Frauen häufig nur Positives über ihre Kinder berichten. Dazu kann ich nur sagen, dass es mir und meinem Mann genauso geht. Unser Sohn ist jetzt vier Monate und für mich ist jeder Tag rosarot. Während mein Mann, wenn er von Anderen gefragt wird, auch gerne mal schlechtes erzählt oder eben was ihn genervt hat. Meine Erklärung dafür ist, dass wir Frauen (bestimmt nicht alle, aber eben die Meisten) so hormongesteuert sind, dass wir die negativen Seiten gar nicht wahrnehmen oder gelassener sehen. Dafür spricht auch, dass man den Geburtsschmerz so schnell vergisst. in meinen Augen ist dieses Phänomen also eine Frage des Geschlechts.
Kaya, Göttingen:
15.12.2009 14:13
Hallo Gerd,
schenk Deiner Frau zu Weihnachten den Besuch bei einer Physiotherapeutin oder Heilpraktikerin, die eine Massage nach Dorn-Breuss anbietet. Langfristig ist die Sache mit Ostheopaten und dem Muskelaufbau unumgänglich - aber für die erste wirklich auch etwas anhaltende Linderung und Besserung kann ich das nur empfehlen.
Euch allen Frohe Weihnachten!
eva-maria, düsseldorf:
14.12.2009 18:58
so, gerd, dann mache du doch einfach einen termin für deine frau beim osteopathen. und fahre sie hin und hole sie wieder ab.
wenn du schon so super nett und fürsorglich bist, dann mache das doch noch einfach. sie hat sicher muffensausen vor dem unbekannten. ich hatte es auch, es gehört immer so eine kleine überwindung dazu (warum eigentlich). aber ich war SO froh, einfach hingegangen zu sein (meine schwiemu verpasste mir nämlich auch quasi den termin "du rufst da jetzt an und ich hüte samuel derweil!")
es kann einem dabei einfach nichts passieren, im gegenteil, hinterher fragt man sich, warum man nicht schon viel eher hingegangen ist.
lg und frohe weihnachten ohne krankheiten und motzerei ;)
eva
Anne, Bayern:
14.12.2009 18:22
Hallo Gerd,

es ist immer wieder ein reines Vergnügen deine Berichte zu lesen, einfach herrlich :-)
Schön, dass du deine Frau so unterstützt und weißt welche "Knöpfe" du zur richtigen Zeit drücken musst, damit es ihr besser geht!
Euch eine ruhige und gesunde Vorweihnachtszeit!
Grüße aus Bayern

Tagebuch

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Letzter Eintrag: 12.01.2010

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