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11.01.2009 0. Woche
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Alexander ist da

Ich konnte bei der Geburt dabei sein! Schnell noch alles regeln, mit Nachbarn, Störungsstelle, Techniker und Handwerker, der heute bei uns arbeiten sollte. Klar, an diesem Tag kam alles zusammen! Und dann ab in die Klinik.
Liebe Leserinnen und Leser,

hier kommt mein Bericht.

Freitag Abend:
Ich sitze vor dem Computer. Im Haus ist es still, Tanja schläft schon seit einiger Zeit. Bevor ich es mir nachher alleine mit einem Glas Wein gemütlich mache, lasse ich die ereignisreichen letzten 24 Stunden noch einmal Revue passieren.

Am gestrigen Tag (Donnerstag) waren eigentlich alle Geburtsvorbereitungen bei uns abgeschlossen. Alles, was erledigt werden konnte, hatten wir erledigt. Jetzt konnten wir die letzten Tage vor der Geburt noch etwas genießen.
Leider klagte meine Frau, dass ihr Bauch so drückte. Oder das Baby im Bauch? Jedenfalls drückte es ziemlich überall, oben und unten, rechts und links. Keine Wehe, denn es war ja kein krampfartiger, ziehender Schmerz, sondern ein allgemeines Drücken. Gegen Abend wurde das Drücken noch unangenehmer und ich schlug vor, sie solle doch mal die Beleghebamme Daniela anrufen. Wenn wir sie schon bezahlen, dann sollten wir ihren Rat auch nutzen. Meine Frau meinte zwar, was denn Daniela da raten könne, dieses drückende Gefühl kannte sie ja schon aus den vergangenen Wochen, wenn auch nicht so stark. Aber als ich Tanja ins Bett brachte, hörte ich sie dennoch telefonieren.
Sie bekam den klassischen Tipp aller Hebammen: Mal für 45 Minuten heiß baden und schauen, was passiert. (Was machen eigentlich die Schwangeren ohne Badewanne?)

Nach 45 Minuten war der Zustand unverändert. Also erneutes Telefonat. Vorsichtshalber schlug Daniela vor, meine Frau solle in die Klinik kommen, dann könne man mal ein CTG machen und weitersehen.
Da ich Tanja hüten musste – der einzige Nachbar, der das übernehmen konnte, war natürlich nicht da – fuhr meine Frau alleine in die Klinik. Für mich setzte das Warten ein. Gegen 23 Uhr schrie plötzlich Tanja, so dass ich sie aus dem Bett nehmen musste. Kaum hatte ich sie auf dem Arm, läutete das Telefon. Mist. Ich also mit der wieder halb schlafenden Tanja auf dem Arm zum Telefon. Es war meine Frau: Der Muttermund war etwas geöffnet und Wehen hatten eingesetzt. Die Fruchtblase war bisher nicht geplatzt. Sie würde also in der Klinik bleiben müssen und vielleicht schon in den nächsten Stunden das Kind bekommen.

Da ich Tanja hüten musste, verblieben wir damit, dass ich am nächsten Morgen Tanja in den Kindergarten bringen und dann schnellstmöglich in die Klinik nachkommen würde.
Aufgeregt und mit vielen Gedanken kam ich natürlich nicht zur Ruhe. Irgendwann gegen 1 Uhr bin ich wohl eingeschlafen und war um 5 Uhr schon wieder wach. Ob das Baby jetzt schon da war?
Plötzlich um 5:30 Uhr: schriller Alarm im Haus. Der Rauchmelder? Ich lief durchs Haus, um die Ursache zu finden. War ja klar, die blöde Heizungsanlage war mal wieder undicht. Wasser stand auf dem Boden des Heizungsraums und der Wasseralarm hatte angeschlagen. Ich rief beim Notdienst an, der mir zusagte, baldmöglichst einen Techniker vorbeizuschicken. Durch den Lärm war natürlich Tanja wach geworden, die schlaftrunken die Treppe herunter kam. Ich legte mich wieder mit ihr hin und sie schlief sofort wieder ein. Das war gut, denn eine unausgeschlafene und damit quengelige Tanja war das letzte, was ich an diesem Tag brauchte.

6 Uhr klingelte das Telefon. Ich rannte zum Telefon, Tanja schlief glücklicherweise weiter. Es war meine Frau.
Und, was ist? Nein, das Baby war noch nicht da. Die Wehen hatten in der Nacht zeitweise nachgelassen, so dass meine Frau ab halb 3 auf der normalen Station war. Gegen 8 Uhr würde Daniela wieder vorbeikommen und erneut ein CTG machen. Gut, dann konnte ich bei der Geburt – so sie denn jetzt einsetzte? – dabei sein.

Zwischen 6 und 7 ordnete ich die nächsten Schritte. Erst mal anziehen und ordentlich frühstücken. Ohne Mampf kein Kampf.
Beim Nachbarn nachfragen, ob er erst mich und Tanja in den Kindergarten und dann mich in die Klinik fahren konnte (unser Auto hatte ja meine Frau). Das ging. Dann bei der Störungsstelle nach dem Techniker fragen. Und mit einem anderen Handwerker, der heute bei uns arbeiten sollte, abstimmen, wie wir weiter verfahren. Klar, an diesem Tag kam alles zusammen.

Kurz vor dem Losfahren kam der Techniker für die Heizung. Auch hier mal wieder Glück, schon nach 2 Minuten hatte er den Defekt behoben. Ab ins Auto, zum Kindergarten und Tanja abliefern. Den Erzieherinnen Bescheid sagen, dass ich heute Tanja möglicherweise erst sehr spät abhole. Und dann ab in die Klinik. Warum fuhr mein Nachbar eigentlich so unendlich langsam???

Im Kreißsaal traf ich meine Frau und Daniela. Die Wehen hatten wieder eingesetzt und wurden stärker. Es ging los.

Die nächsten Stunden vergingen recht langsam. Erst nach und nach weitete sich der Muttermund. Die Fruchtblase platzte nicht. Die Wehen werden auch erst nach und nach stärker. So unterhielten wir uns halt mit Daniela über ihren Job, über Hebammen und Geburten im Allgemeinen und im Besonderen, über gute und bescheuerte Vornamen. Zwischendrin dann einige Formulare unterschreiben. Meiner Frau ging es eigentlich sehr gut, selbst bei einer Muttermundöffnung von 7 cm waren die Wehen noch erträglich.

Und dann der Blasensprung, die immer stärkeren und immer schmerzhafteren Wehen und zum Schluss diese unendlich anstrengenden letzten Wehen, bis Alexander endlich, endlich das Licht der Welt erblickte. Gerade bei diesen letzten Wehen ging es überhaupt nicht voran, der Kopf wollte und wollte nicht durchkommen. Daniela wollte aber auch keinen Dammschnitt machen und so brauchte es halt dann doch noch 4-5 zusätzliche Wehen, bis er endlich gegen 13:30 Uhr raus kam. Mutter und Kind waren wohlauf. Auch die Nachgeburt klappte ganz leicht. Ein Dammriss musste noch genäht werden, aber besser ein Riss als ein Schnitt.

Insgesamt gesehen, war diese Geburt für uns schöner als die erste. Bei der ersten hatten wir keine Ahnung, was auf uns zukam. Die Betreuung war damals schlecht gewesen, ich wurde kaum einbezogen und als man uns das Baby präsentierte, waren wir – ich habe es ja schon mal beschrieben – eher erstaunt als glücklich.
Diesmal wussten wir, was auf uns zukam, wir hatten mit Daniela eine sehr liebevolle und kompetente Begleiterin, die es auch verstand, mich wirklich mit einzubinden, so dass ich mir nicht wie beim ersten Mal überflüssig vorkam. Na klar, die letzten paar Minuten waren nicht schön, aber auch diese empfand ich als nicht so furchtbar wie beim ersten Mal (noch mal muss ich das trotzdem nicht machen).
Und diesmal haben wir uns auch sofort über das Baby gefreut. Diese Konsterniertheit wie beim ersten Mal – boah, was ist dat denn, wie rum hält man das denn, darum sollen wir uns jetzt kümmern??? – fehlte vollständig.

Dann das übliche Abwarten, die ersten Untersuchungen, wickeln und anziehen. Gar nicht so leicht, man verlernt das doch schnell.

Ich blieb noch bei meiner Frau, bis sie auf die Neugeborenen-Station verlegt wurde. Dann musste ich Tanja vom Kindergarten abholen und fuhr mit ihr sofort wieder in die Klinik. So recht geheuer war Tanja ihr Brüderchen nicht. Am Anfang wollte sie ihn noch nicht mal aus der Nähe ansehen. Aber schon bald überwog ihre Neugier und sie begutachtete ihren kleinen Bruder. Und noch etwas später wollte sie ihn auf den Schoß nehmen.

Wir sind jedenfalls glücklich und zufrieden. Und gespannt auf die nächsten Wochen. Am Montag werde ich noch kurz ins Büro gehen, meine Akten übergeben, sofort Urlaub einreichen und Elternzeit für nach dem Urlaub beantragen. Dann wird wohl auch schon meine Frau aus dem Krankenhaus entlassen.

Ach ja, die technischen Daten: Mit 51 cm eher etwas kleiner als der durchschnittliche Junge, für diese Größe mit 3800 gr aber recht schwer. Kopfumfang waren 36 cm. (Ist es nicht seltsam, diese Angaben der technischen Daten? Aber aus irgendwelchen Gründen ist dieses Vergleichen für viele unendlich wichtig.)

So, noch das Glas Wein trinken und ab ins Bett. Die nächsten Wochen werden anstrengend.


Nachtrag Sonntagabend:
Wieder die gleiche Situation. Tanja im Bett, meine Frau und Alexander noch im Krankenhaus und ich am Computer, um Euch noch vom Wochenende zu berichten.

Die letzten beiden Tage waren doch sehr anstrengend für meine Frau und mich. Meine Frau hatte natürlich im Krankenhaus alle Hände mit Alexander zu tun. Der ist übrigens kerngesund. Das Stillen hat gut begonnen, aber meine Frau ist ja da schon erfahren. Dummerweise schläft Alexander sehr viel tagsüber und ist dafür nachts bis um 3 Uhr wach. Hoffen wir mal, dass sich dieser Rhythmus bald umstellt. Aber auch Tanja war eine Nachteule und ich erinnere mich an viele späte Stunden, die ich mit ihr verbracht habe, während meine Frau schon lange im Bett war. Auch meiner Frau geht es gut, die Nachwirkungen der Geburt sind zwar merkbar, aber hoffentlich bald abgeklungen.

Auch für mich waren die letzten beiden Tage recht hektisch. Zum Einen hatte ich ja Tanja die ganze Zeit und war jeweils zwei Mal pro Tag mit ihr im Krankenhaus. Und dann musste zum Anderen noch hier zuhause alles fertiggemacht werden. Nicht zu vergessen der ganz normale Haushalt mit Waschen, Bügeln, Putzen etc. (und Blogschreiben ;-) ). Wenn ich mal eine Minute nichts zu tun hatte, war sofort Tanja mit einem Puzzle oder einem Buch zur Stelle. Ich bin froh, wenn sie morgen in den Kindergarten geht und wir dann bis zum Ende der Woche einfach etwas mehr Ruhe haben.

Apropos Tanja: Man merkt schon, wie sie hin- und hergerissen ist. Auf der einen Seite mag sie ihren Bruder durchaus und will ihn ständig auf dem Schoss haben, beim Wickeln helfen und so weiter. Auf der anderen Seite meinte sie aber dann auch mal: „Ich mag meinen Bruder überhaupt nicht.“ Sie erkennt, dass sich etwas verändert hat, wenn sie auch vermutlich die Dimension noch nicht überblickt. Als ich sie gestern fragte, wie ihr der neue Bruder gefällt, meinte sie: „Wenn er schreit, das mag ich gar nicht. Aber sonst mag ich ihn schon. Kleine Brüder sind halt sehr anstrengend.“

Die Krankenhausbesuche waren mit ihr auch nicht unbedingt leicht. Mal den Bruder anschauen, okay. Ihn auch mal auf den Schoß nehmen, okay. Aber dann könnten Papa und Mama ruhig mal mit ihr im Krankenzimmer Verstecken spielen. Schon beim zweiten Besuch brachte ich Bücher für sie mit, um sie zu beschäftigen.

Die Betreuung meiner Frau der Station war übrigens perfekt. Die Station war nur halb belegt und insofern hatten die Mitarbeiter(innen) viel Zeit. Meine Frau wurde wirklich umsorgt von vorne bis hinten. Das Essen war gut und sehr reichlich, fast schon Hotelniveau. Musste ja auch für zwei reichen. Nein, nicht für das Baby. Sondern für Tanja, die natürlich fleißig im Krankenhaus mit essen musste.

So, jetzt fällt mir nichts mehr ein.

Bis dann
Euer Gerd

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Kommentare von Lesern:

 
sina, berlin:
29.09.2009 19:35
hu hu mein sohn ist am 19,01, geboren lg
Kirstin, Berlin:
16.01.2009 07:48
Herzliche Glückwünsche zum kleinen Baby. Ich wünsche Euch eine schöne Zeit zu viert und hoffe, dass die glücklichen Momente dem Stress überlegen sind. Alles Liebe für Euch!!
Kathrin:
14.01.2009 16:03
Meine herzlichen Glückwünsche zur Geburt, schön, dass ihr es gemeinsam erleben durftet!!!!!!
Wünsche einen guten Anfang zu viert!
Mich würde ganz spontan noch interessieren, ob die Namen Eurer Kinder auch anonymisiert sind oder nicht.

LG,

Kathrin
claudia, muc:
13.01.2009 19:42
Herzlichen Glueckwunsch fuer euer neues Leben zu viert!!!
eva-maria, düsseldorf:
13.01.2009 17:18
herzlichen glückwunsch zum sohnemann!!
hört sich doch alles perfekt an! eine geburt ist halt kein spaziergang, wa ;D
ich wünsche euch eine schöne eingewöhnungszeit. geniesst sie, denn sie geht viel zu schnell vorbei.....
liebe grüße, eva
eva-maria, düsseldorf:
13.01.2009 16:59
herzlichen glückwunsch zum sohnemann!!
hört sich doch alles perfekt an! eine geburt ist halt kein spaziergang, wa ;D
ich wünsche euch eine schöne eingewöhnungszeit. geniesst sie, denn sie geht viel zu schnell vorbei.....
liebe grüße, eva
Katja......:
13.01.2009 11:14
Na auch die,die Euer Kind leihweise genommen hätte wünscht Euch viele Nerven und ruhige Stunden.Meine große ist damals auch mit ihrem Laufrad im Zimmer(Einzelzimmer)rum gefahren,weil nur Kind angucken doch viel zu langweilig wäre.Ihr schafft das schon,aber hättet ihr ihn nich Lutz nennen können,denn von diesem Namen hätte ich meinen Mann schon nich überzeugen können,gott sei Dank wurde es dann doch wieder ein Mädchen:-)Aber schreib ja weiter alle Höhen und Tiefen eurer üblichen familiären Chaoswelt:-)
Renate, Stuttgart:
13.01.2009 10:42
Herzlichen Glückwunsch zur Geburt Eures Sohnes! Freut mich, dass Du nun doch bei der Geburt dabei sein konntest und dass alles gut gegangen ist. Alles Gute für Euch!
Barbara, Göttingen:
13.01.2009 10:27
Herzlichen Glückwunsch!!! Wie schön, dass es alles so geklappt hat und wie schön, dass ihr zusammen sein konntet und Du diese zweite Geburt stressfreier fandest.
Herzlichen Glückwunsch Euch Vieren und Alles Gute!
Barbara

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Letzter Eintrag: 12.01.2010

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