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01.08.2009 29. Woche
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Rückwärts immer!

Meiner Frau geht es vielleicht etwas besser. Und ich darf vier Wochen zu Hause arbeiten.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wieder eine Woche rum.

Immerhin habe ich auf Nachfrage am Montag Nachmittag (mein Abteilungsleiter kam erst um 11 Uhr zum Dienst und musste dann erstmal Geburtstage von Kollegen mitfeiern) erfahren, dass mein Antrag auf „Heimarbeit“, oder wie es offiziell bei uns heißt: „Alternierende Wohnraumarbeit,“ genehmigt wurde. Allerdings nur für maximal vier Wochen und unter der Maßgabe, dass mit mir „abrechenbare Ergebnisse“ vereinbart würden.
Schon interessant, sitze ich im Büro, verlangt niemand von mir „abrechenbare Ergebnisse“, es ist selbstverständlich, dass ich was abliefere. Will ich mal zu Hause bleiben, liegt es aber offenbar nahe, dass ich nur ein Faulpelz bin, der sich um die Arbeit drücken will. Bei meinen Chefs scheinen die wissenschaftlichen Untersuchungen, wonach Mitarbeiter in Teilzeit oder eben in Heimarbeit effektiv mehr leisten, noch nicht angekommen zu sein.

Tatsächlich arbeite ich zu Hause viel strukturierter. Im Büro ist es ja allein erforderlich, anwesend zu sein und beschäftigt zu tun (so nach dem Stromberg-Motto: „Die Arbeit? Öööööh, lääääääuft!“). Ob und wie viel ich arbeite interessiert nur bedingt, wenn ich eben physisch präsent an meinem Arbeitsplatz sitze. Da ist für mich als Mitarbeiter die Versuchung groß, „mal eben“ ins Internet zu gehen oder „mal eben“ einen Schwatz mit den Kollegen zu halten. Außerdem wird man ja auch dienstlich abgelenkt, wenn Emails eingehen, die man „mal eben“ anschaut, oder andere Sachen nebenher erledigt.
Zu Hause geht aber jede Minute Arbeit von meiner eigenen Zeit ab, insofern arbeite ich viel zügiger. In den paar Tagen habe ich in weniger Zeit deutlich mehr geleistet als ich im Büro gearbeitet hätte.
Und interessanterweise macht die Arbeit auch sofort wieder mehr Spaß. Das Wissen, nicht an bestimmte Arbeitszeiten gebunden zu sein, führt bei mir dazu, dass ich eben durchaus mal abends um 22 Uhr noch mal eine Stunde arbeite, einfach weil ich es selbst bestimmen kann.
Problematischer wird das dann ab der 2. Augustwoche, dann hat Tanja drei Wochen Kindergartenferien. Da muss ich mir dann die Freiräume erkämpfen, wenn ich nicht jeden Abend da sitzen will.

Meiner Frau geht es vielleicht etwas besser, aber nur etwas. Sie meint, es würde auf jeden Fall helfen, dass ich Alexander, wenn er quengelig wird, nehmen kann. Morgens ist ja Alexander meist noch ganz gut drauf, aber je später der Tag wird, desto quengeliger wird er.
Da bei meiner Frau von den Knochen her alles in Ordnung ist, soll nun durch Physiotherapie die Blockade gelöst werden. Mal schauen, ob das was wird.
Vielen Dank für den Tip mit der Osteopathie. Das habe ich sowieso schon im Hinterkopf.

Alexanders besitzergreifende Art wird langsam echt schmerzhaft. Denn wenn wir ihn mit dem Bauch zu uns tragen, liebt er es, sich irgendwo bei uns festzukrallen. Im besten Fall in unserer Kleidung. Im schlechtesten Fall in unseren Haaren (also bei meiner Frau, bei mir ist da wenig zum festhalten) oder noch schlimmer in unserer Haut am Hals. Das ist richtig, richtig schmerzhaft, zumal er auch nicht loslässt, wenn man schon am „Aua!“-Rufen ist. Der Hals meiner Frau ist schon richtig mit kleinen Wunden übersäht, so sehr drückt er zu.

Wenigstens geht es bei ihm im Augenblick mit dem abendlichen Einschlafen wieder recht gut. An ganz besonders guten Tagen schläft er wieder beim letzten Stillen ein. Ansonsten nach fünf Minuten im Kinderwagen, den ich bei uns im Viertel rumschiebe. Was angesichts der warmen Witterung sogar gar nicht so schlecht ist.
Ich weiß, ich weiß, eigentlich sollte man Kinder gar nicht daran gewöhnen, dass sie auf eine bestimmte Art und Weise einschlafen. Einfach hinlegen und einschlafen lassen. Aber ich bin im Augenblick einfach froh, wenn er ohne großes Geschrei einschläft.

Alexander ist weiter sehr beweglich und rollt sich jetzt schon einmal quer durchs Zimmer. So schnell kann man gar nicht schauen. In einem Moment liegt er friedlich auf seinem Rücken auf dem Teppich, im nächsten sieht man ihn gerade noch, wie er unter unserem 2 Meter entfernten Fernsehtisch verschwindet.
Beim Hochstützen auf die Arme schafft er es sogar inzwischen, sich ein bisschen zu schieben. Aber dummerweise nach hinten, nicht nach vorne. Was für ihn natürlich frustrierend ist. Er sieht ein Spielzeug, stemmt sich hoch, um hinzukommen …… und rutscht nach hinten weg. Ey, Alex, kennst Du nicht den Spruch „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“?

Im Augenblick hasse ich die Abende und liebe die Nächte. Abende bedeuten nämlich, nachdem wir Tanja endlich im Bett haben, einen müden, aber noch nicht nachtschlafmüden Alexander bei Laune zu halten, sein Gequengel zu ertragen und ihn dann zum Schlafen zu bringen. Das ist einfach sau-anstrengend, gerade wenn man selbst müde ist.
Dafür sind die Nächte gut. Da ist einfach mal Ruhe im Haus, keiner quengelt, keiner will rumgetragen werden.
Genauso auch beim Mittagsschlaf. Ich lege mich gerne mal mittags für ein paar Minuten hin. Aber gar nicht mal so sehr zum schlafen, sondern einfach mal, um 20 Minuten Ruhe zu haben.

So, nun auf in die letzte Woche vor Tanjas vermaledeiten Kindergartenferien……

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Kommentare von Lesern:

 
Cosima, Dresden:
03.08.2009 15:41
Hihihi... Stromberg kamm mir in den Sinn und ein/zwei Zeilen später nanntest Du ihn selbst... hahahaaa... ;-)
Schade, dass man nur für 4 Wochen ein Einsehen mit Dir hat.

LG Cosima

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Letzter Eintrag: 12.01.2010

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