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Ein Musical für Männer - Ist das noch zeitgemäß?


Ein Musical für Männer – Ist das noch zeitgemäß? Bild: © Serg Nvns - Fotolia.com

Sylvester Stallones Musical "Rocky" wird als das neue Männer-Musical gefeiert. Die Idee, mit der Musical-Adaption des Kult-Filmes aus den 70er Jahren das Genre Musical auch für Männer attraktiv zu machen, scheint voll und ganz aufzugehen. Aber ist ein Musical, das gezielt den "Männer-Geschmack" im Visier hat, noch zeitgemäß?

Abzusehen war der Erfolg des Rocky-Musikals bereits, als neben Stallone auch die Klitschko-Brüder als Produzenten gewonnen werden konnten. So war Wladimir Klitschko für das Training des Hauptdarstellers verantwortlich. Das Ergebnis sind perfekt choreografierte Boxkampf- und Trainingsszenen, die das Publikum dank modernster Bühnentechnik hautnah miterleben können. Gegen Ende wandelt sich die Musical-Bühne durch einen aufwendigen Schiebemechanismus schließlich ganz zur Box-Arena, so dass der Zuschauer in das dramatische Geschehen des Schlusskampfes zwischen Rocky und seinem Gegner Apollo Creed direkt hineingezogen wird.

"Ich denke schon, dass sich für "Rocky" mehr Männer interessieren, als das bei vielen anderen Musicals der Fall ist", sagte Stage-Geschäftsführer Johannes Mock-O'Hara dem Hamburger Abendblatt, als die Produktion noch in den Kinderschuhen steckte. Für Männer besonders ansprechend seien der sportliche Aspekt, Rockys Kämpfernatur und der großartige Gegner.

Aber lassen sich männliche Interessen tatsächlich auf solche Aspekte beschränken? Schließlich hat sich das grundsätzliche Bild von Männern und Frauen in den letzten zehn Jahren erheblich verändert. Spielen Labels wie "typisch männlich" oder "typisch weiblich" heutzutage überhaupt noch eine Rolle?

Geschlechterrollen weichen auf


Die Grenzen zwischen klassischen Männer-Domänen und denen von Frauen weichen immer mehr auf. Und dennoch ist der Weg aus dem Rollenkäfig für viele Männer schwierig. Ein Mann, der das Musical "Dirty Dancing" besuchen möchte, erntet vermutlich eher Gelächter als Zustimmung, stehen hier doch eine romantische Liebesgeschichte und die klassische Frauen-Domäne Tanz im Mittelpunkt. Da erfordert es schon Mut, sich zu behaupten und für seine Interessen einzustehen, vor allem wenn sie sich so wenig mit dem traditionellen Männerbild vereinen lassen. Schnell sieht man sich dem Vorwurf des "Weicheis" ausgesetzt.

Dabei sind die unterschiedlichen Interessen von Frauen und Männern keineswegs angeboren. Vielmehr hat man es hier mit Stereotypen zu tun, nach denen Jungen und Mädchen auch heute noch erzogen werden. Für das Mädchen eine Puppe und für den Sohn ein Auto - ist das noch zeitgemäß? Laut Matthias Franz, Professor am Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, werden Jungen immer noch nach Archetypen des 19. Jahrhunderts erzogen. Mächtige Rollenvorbilder geben vor, wie sich Jungen oder Männer verhalten sollten und was sie gut oder schlecht finden dürfen. Das bezieht sich nicht nur auf Verhaltensweisen wie das Weinen, auf die Kleiderwahl oder die Ernährungsgewohnheiten, es wirkt sich auch auf den persönlichen Geschmack aus - zum Beispiel bei der Wahl des Musicals.

Gibt es Männer-Musicals?


Natürlich wäre es zu kurz gegriffen die Oscar-prämierte Geschichte von "Rocky" lediglich auf zwei Boxer zu reduzieren. Immerhin geht es auch um die Geschichte eines Underdogs, der mit Ehrgeiz den Weg aus der Gosse schafft. Ein weiteres zentrales Thema ist die Liebesgeschichte zwischen Rocky Balboa und Adrian. Die Vermarktung als Männer-Musical, in dem es im Boxring durchaus zur Sache geht, hat jedoch ohne Frage zum weltweiten Erfolg beigetragen.

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