väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

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"Welcher Vater willst Du sein?"


Familie oder Karriere - „Welcher Vater willst Du sein?“Bild: Syda Productions-fotolia.com

Vater sein und trotzdem eine erfolgreiche Karriere starten: Wie sich die beiden wichtigsten Ziele im Leben eines Vaters vereinbaren lassen, darüber sprach Karriereberater Sascha Schmidt mit Ralf Ruhl.

Erfolgreiche Karriere für Väter


väterzeit: Was heißt heute für Väter "erfolgreiche Karriere"?

Schmidt: Klassisch wird Karriere gemessen an der Dreieinheit schneller-höher-weiter. Davon wenden sich viele Väter ab. Sie suchen nach dem Sinn in ihrer Arbeit, wollen etwas tun, was sie erfüllt. Das heißt für viele, dass sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen.

väterzeit: Und für die Männer, für die Kinder nicht die Erfüllung sind?

Schmidt: Auch die haben ein Baby, ihre Firma. Darin gehen sie auf. Wichtig ist, dass sie individuell klären, welche Karriere sie machen wollen - und wie sie Vater sein wollen. Denn wer sich verbiegt, hat es schwer, im Betrieb wie in der Familie.

Partnerschaft und Karriereplanung


väterzeit: In welche typischen Fallen tappen Väter bei der Karriereplanung in der Partnerschaft?

Schmidt: Immer wieder treffe ich Väter, die vom Wollen nicht zum Tun gelangen. Sie wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, setzen dieses Ziel aber nicht um. Da erhebt sich die Frage: woran liegt das? Häufig ist der Grund, dass das Thema Vereinbarkeit in der Partnerschaft emotional hoch besetzt ist. Ein Beispiel: Die Frau wünscht, dass sich der Mann stärker in die Haus- und Familienarbeit einbringt. Gleichzeitig ist sie aber nicht bereit, auf Komfort und Lebensstandard, auf das Eigenheim im Grünen zu verzichten. Dann wird der Mann in die Ernährerrolle gedrängt; er fügt sich, weil er - klassisch rollengemäß - der Familie einen bestimmten Lebensstandard bieten will.

väterzeit: Wie kommt man aus dieser Falle wieder heraus?

Schmidt: Indem das Paar darüber spricht, was beiden persönlich im Leben wichtig ist, welche Ziele sie erreichen wollen, was sie voneinander erwarten, was sie ihren Kindern bieten wollen. In Bezug auf Erziehung und den "richtigen" Umgang mit Kindern übernehmen Männer oft schnell das, was Frauen sagen. Frauen wird immer noch grundsätzlich zugestanden, dass sie besser wissen, was für Kinder gut ist - und die meisten Frauen reklamieren das auch für sich. Da ist es wichtig, auf die "männliche Intuition" zu hören. Männer machen vieles anders als Frauen, achten nicht so darauf, dass das Kind auch den Schal umhat und das Mützchen auf dem Kopf; sie fühlen sich in der weiblichen Atmosphäre einer Kindergruppe nicht wohl, in der alle im Kreis sitzen, zu Beginn ein Lied singen und dann Fingerspiele machen. Da müssen Männer sich abgrenzen, zeigen, dass sie ihren eigenen Weg mit den Kindern gehen.

väterzeit: Und wie sieht dieser eigene väterliche Weg mit den Kindern aus?

Schmidt: Klassisch ist die Situation, in der der Vater das Baby in die Luft wirft und es sicher auffängt, die Mutter aber vor Angst um das Kleine schier vergeht. Der Vater hat das Kind, ist in dem Moment für es verantwortlich, weiß, wie weit er gehen kann, was ihnen beiden Spaß macht. Und er sieht auch dem Kind an, wenn es dem zu viel wird. Dieses Vertrauen muss die Mutter in den Vater haben. Wenn sie das nicht hat, degradiert sie ihn zum bloßen Befehlsempfänger. Sie legt ihm die Sachen hin, die er dem Kind anziehen soll, wenn er das nicht so tut, wie sie das will, gibt es ein Donnerwetter. Viele Frauen sagen, sie wollen, dass der Vater auch Mann bleibt. Aber dann müssen sie ihm das auch zugestehen!

Wenn der Arbeitgeber nicht mitspielt


väterzeit: Mit welchen Schwierigkeiten muss ein Vater von Seiten seines Arbeitgebers rechnen?

Schmidt: Leider fehlt in sehr vielen Firmen immer noch die Akzeptanz dafür, dass ein Mann auch ein Leben nach Feierabend hat. Das ist ein Generationenproblem, aber auch ein Branchenproblem. Junge Familienväter, die so knapp über 30 Jahre alt sind, wünschen sich eher Zeit mit den Kindern als eine Gehaltserhöhung - wenn der Lebensstandard gesichert ist. Manche jüngere Chefs haben auch solche modernen Familienbilder, ältere tun sich oft schwer damit. Vor allem in größeren Konzernen ist die Anpassung an den Umgangsstil des Unternehmens wichtig. Da führt dann der Wunsch nach längerer Elternzeit zum Karriereknick - das zeigen ja bereits neuere Studien.

väterzeit: Welche Branchen tun sich leichter mit dem Wunsch nach besserer Vereinbarkeit?

Schmidt: Im Öffentlichen Dienst, in den Medien und in sozialen Berufen ist das leichter als in Industriebetrieben und in der Produktion. Auch Firmen, die im Wettbewerb um Fachkräfte stehen, seien es Ingenieure oder IT-Spezialisten, gehen eher auf die Wünsche der Mitarbeiter ein. Eine Schlüsselrolle kommt dem direkten Vorgesetzten zu. Wenn der sich quer stellt, kann man noch so sehr auf die Vorteile von flexibler Arbeitszeit und Mitarbeiterzufriedenheit verweisen, da wird der Vater seine Wünsche wahrscheinlich nicht durchsetzen können und es wird zu Karriereeinschnitten kommen.

väterzeit: Was kann ein Vater da tun?

Schmidt: Nötigenfalls die Firma wechseln. Und da sind wir wieder am Anfang: Wer bestimmt über mich und meine Karriere? Ich selbst oder der Arbeitgeber? Und was bin ich bereit in Kauf zu nehmen dafür, dass die Familie im Häuschen im Grünen wohnen kann? Wer sich das klar macht, gewinnt Autonomie über sein Leben und bestimmt selbst, wie er seine Vaterschaft lebt.

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