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Star Wars - eine Vater-Sohn-Saga


Vater-Sohn-Konflikt - Selbstfindung und AbnabelungBild: Michael Eichhammer-fotolia.com

Vater gegen Sohn, Gut gegen Böse, Hell gegen Dunkel - das sind die zentralen Motive der "Krieg der Sterne"-Geschichten. Star Wars greift zentrale Konflikte der Selbstfindung und Abnabelung auf, hat fast religiöse Qualitäten und ist nicht zuletzt eine Geld-Druck-Maschine. Denn Väter beschenken gerne ihre Söhne mit den Merchandising-Produkten, die sie als Kind selbst gern gehabt hätten.

Der böse Vater


"Ich bin dein Vater!" So lautet der zentrale Satz aus der Star Wars-Saga, die jetzt im Film mit einer siebten Episode, "das Erwachen der Macht", weitergeführt wird. "Ich bin dein Vater" sagt Darth Vader, der asthmatisch atmende Zentral-Bösewicht der in den späten Siebzigern ins Kino gekommenen Episoden vier bis sechs. Sein Sohn ist der strahlende Held dieser drei Filme, Luke Skywalker, und dann gibt es sogar noch eine Tochter, Skywalkers Zwillingsschwester Leia.

Darth Vaders Anerkennung der Vaterschaft wird nicht sonderlich gut aufgenommen, was kein Wunder ist: Der berühmte Satz fällt in einem Lichtschwert-Duell zwischen Vater und Sohn, zwischen Böse und Gut, das der Sohn nur überlebt, weil er flieht. Außerdem: Wer möchte schon einen Papa, der wegen seines Glaubens an eine faschistoide Macht für unzählige Tode verantwortlich zeichnet? Der frühere Kollegen ebenso abgeschlachtet hat wie schutzbefohlene Kinder in einem Tempel?

Zentrale Kindheitskonflikte


Und doch ist es wohl gerade diese unglückliche Eltern-Kind-Beziehung, die seit fast vierzig Jahren nun schon viele Zuschauerinnen und Zuschauer zu Fans gemacht hat und macht. Das meint Elke Mader, Professorin für Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien. "Diese Szene, in der Darth Vader und Luke Skywalker miteinander kämpfen und Vader seinem Sohn die Hand abschlägt: Das ist eine sehr drastische Darstellung von Konflikten zwischen Eltern und Kind, zwischen Vater und Sohn, die gerade bei Jugendlichen sehr zentral sind."

Micha Steinbrück, evangelischer Pastor in Wolfsburg und selbst Star Wars-Fan, sieht Vaders Bekenntnis zur Vaterschaft als Anknüpfung an Jesus‘ Worte: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" am Kreuz und auch "Bitte, dass dieser Kelch an mir vorübergeht" im Garten Gethsemane. Steinbrück weist darauf hin, dass das Verhältnis zwischen Darth Vader und Luke Skywalker von Neid und Eifersucht geprägt ist, etwas, das häufig vorkommt in konflikthaften Vater-Sohn-Beziehungen.

Pikant ist dann noch, dass Vader im Prequel der Star Wars-Saga, also in den Episoden eins bis drei, die um die Jahrtausendwende in die Kinos gekommen ist, als Ergebnis einer unbefleckten Empfängnis vorgestellt wird. Ein vaterlos aufgewachsener Junge wendet sich als Erwachsener dem Ultrabösen zu, er wird zeitgleich zum Vater und zum Monster.

Das Kinderzimmer als Star-Wars-Universum


Nicht nur in George Lucas’ Saga auf der Leinwand gibt es also jede Menge Vatergeschichten, auch im Publikum finden sie sich: Mein Papa ist mit mir in den frühen Achtzigern in "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" gegangen, wie viele andere Väter mit ihren Kindern auch. Eine Tradition, die heute und morgen weitergeführt wird. Neben dem Kinobesuch schenken Väter ihren Kindern die Star Wars-Merchandising-Produkte. Hierzulande gibt es derzeit kaum ein Kinderzimmer, das ohne Lego-Star Wars, Plastiklichtschwert oder Stormtrooper-Figuren auskommt. Unter dem Weihnachtsbaum liegen imperiale Raumgleiter, bei der Erstkommunion wird das Lexikon zur Star Wars-Saga verschenkt, in die Schultüte eine Minifigur von Obi-Wan Kenobi gepackt, für die Mädchen gibt es Prinzessin-Amidala-Glitzerstifte.

Das Star Wars-Publikum wächst unaufhörlich: Zur Generation Luke Skywalker, die beim Start von "Krieg der Sterne" 1977 dabei war, kommen die Fans von Anakin und Amidala aus den ab 1998 veröffentlichten Filmen, und die Kinder, die vor allem über das Merchandising angezogen werden. Bald wird der neue Film das Publikum wieder vergrößern. "Das gleiche Phänomen ist auch bei den Rolling Stones zu beobachten: Wenn man heutzutage auf ein Rolling Stones-Konzert geht, hat man mehrere Generationen dabei." Das sagt Professor Roman Anlanger von der Fachhochschule des BFI Wien, der die Marketingstrategien von Star Wars untersucht hat.

Erinnerung an das eigene Leben


Dass mit diesem Massenphänomen jede Menge Geld gemacht wird, versteht sich: Als George Lucas seinen Medienkonzern Lucasfilm Ltd. inkl. der Rechte an den nächsten Star Wars-Filmen 2012 an die Disney-Company verkauft hat, wechselten über vier Milliarden Dollar den Besitzer. Und doch ist die Star Wars-Saga nicht nur eine Cashcow, mehr als bloß Popcornkino. Spricht sie neben dem Wunsch nach guter Unterhaltung eben ein weiteres Grundbedürfnis der Menschen an: Wir alle wollen besser mit unseren Konflikten zurechtkommen, die sehr oft der eigenen Familie entspringen. Dabei kann uns dieser Satz helfen: "Ich bin dein Vater", gekeucht von einer Menschmaschine, die abgrundtief böse erscheint. Diese Überzeichnung, die symbolische Darstellung, das bestätigt auch Elke Mader von der Universität Wien, gibt die Möglichkeit, den eigenen erlebten Konflikt nachzuspüren und im eigenen Leben vielleicht noch einmal neu zu verorten. Möge die Macht mit uns sein.

Barbara Streidl

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