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Vaters Tochter


Vaters TochterBild: © moodboard - Fotolia.com

Mütter identifizieren sich eher mit ihren Töchtern, Väter eher mit ihren Söhnen. Dennoch sind Väter wichtig für ihre Töchter! Wie wichtig - das wird allerdings oft unterschätzt. Dabei hilft eine gute Vater-Tochter-Beziehung dem Mädchen zu Selbstbewusstsein, beruflichem Erfolg und positiven Beziehungen zu anderen Männern. Von herausragender Bedeutung ist vor allem die Anerkennung durch den Vater.

Der erste Mann


Papa ist der erste Mann im Leben einer Frau. Und der wichtigste. Durch ihn erfährt sie, was die Liebe und die Zuneigung eines Mannes ist, wie sie sich anfühlt, wie sie sie bekommt. Auf diesem Hintergrund filtert sie alle weiteren Beziehungen zu Männern, hat die amerikanische Jugendtherapeutin Dr. Meg Meeker herausgefunden. Töchter fühlen sich, so ihre Forschungsarbeit, von Männern angezogen, die mit ihr so umgehen, wie der Vater mit ihr oder ihrer Mutter umgegangen ist. Vertrautes wird wiederholt, eben weil es bekannt ist.

Leider gilt das auch für die negative Seite des Vaterseins und kann auch eine Erklärung dafür sein, warum manche Frauen immer wieder "an die falschen Männer geraten" oder in Gewaltbeziehungen ausharren. In diesen Fällen ist ein Umlernen nötig - und in therapeutischer Behandlung auch möglich. Viele Untersuchungen, u.a. von Prof. W.E. Fthenakis, zeigen, dass Mädchen, die eine positive Beziehung zu ihrem Vater haben, weitaus seltener zu Drogen und Alkohol greifen, deutlich weniger zu Depressionen und anderen psychischen Krankheiten neigen, auch Essstörungen treten seltener auf.

Viel Vater - viel Selbstbewusstsein


Mädchen mit einer guten Beziehung zu ihrem Vater haben in aller Regel ein gutes Selbstbewusstsein. Amerikanische Studien mit Frauen in Führungspositionen zeigen, dass sie von ihren Vätern stark in die traditionelle Männerwelt eingeführt wurden: Ausflüge zum Angeln oder zum Footballspiel waren an der Tagesordnung. Auch Ansporn für gute Leistungen in der Schule und im Sport erfuhren sie durch ihren Vater. Sie wurden also früh mit den Anforderungen der Leistungsgesellschaft vertraut gemacht und lernten, sich in ihr zu bewegen.

Nun muss nicht jedes Mädchen zur Führungsfrau werden. Aber die Unternehmungen mit dem Vater haben einen großen Einfluss auf das Erlernen der Geschlechtsrolle. Mit den Söhnen ins Stadion gehen, mit ihnen einen Blick unter die Motorhaube werfen oder den Fernseher richtig einstöpseln - das tun viele Väter. Mit den Töchtern findet das weitaus seltener statt. Wohl auch, weil viele Männer gar nicht erwarten, dass sie hier ein Interesse teilt. Da ist Ermutigung angesagt! Und manche gut gemeinte Äußerung verkehrt sich in ihr Gegenteil: "Toll, hätte nie gedacht, dass ein Mädchen so hoch auf den Baum klettern kann" heißt eben nicht "toll, dass du das geschafft hast!" Es heißt "normale Mädchen klettern nicht auf Bäume."

Lob und Anerkennung


Beim Loben ist es also angebracht, sich auch klar zu machen, auf welchen Boden es fallen kann. Ansonsten ist Anerkennung durch den Vater das A und O für ein selbstbewusstes Mädchen. Wer das erfahren hat, kann Herausforderungen besser meistern und hat weniger Probleme im Umgang mit Autoritäten. Auch die Aggression, das meist als männlich verteufelte Gefühl, ist in ihrer Person besser verankert.

Manche Mutter hat allerdings Schwierigkeiten, wenn der Vater sich so viel mit seiner Tochter beschäftigt. Da steht möglicherweise Eifersucht im Raum oder die Angst, für die Tochter nicht mehr wichtig zu sein. Vielleicht auch der Verlust eigenen Selbstwerts, wenn sich die Mutter sehr über ihre Erziehungsaufgabe definiert. Hier sind Gespräche zwischen Mann und Frau angesagt - und vor allem die Einsicht, dass letztendlich die Tochter den Preis für eine gestörte Beziehung der Eltern bezahlt.

Ralf Ruhl

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