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23.09.2012 2. Woche
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Ausflug und Abschiedsfeier

Ein Ausflug mit Rentnern, eine Feier in der Scheune und Tage ohne Mama
Nun ist schon der Herbst gekommen.

Diese Woche war unheimlich bewegt gewesen. Aber ich will ein bisschen weiter ausholen. Den Sommer verbrachte ich mit meiner Familie bei meinen Eltern auf dem Land. Wir befinden uns tatsächlich in der komfortablen Situation, uns die Zeit nehmen zu können und unsere Kinder erleben zu dürfen, wie sie wachsen und auf dem Dorf die Natur ganz anders erleben, als es in der Stadt möglich ist. Das Dorf liegt in der Altmark und hat nur 350 Einwohner. Und das Grundstück meiner Eltern ist ein ehemaliges Pfarrhaus, das von großen alten Bäumen und Büschen umstellt ist.

So war das halbe Jahr mit meinen Eltern aber auch ein Versuch, generationsübergreifend zu leben. Eine Betrachtung des Sommers auf dem Land möchte ich vielleicht in einem der kommenden Einträge vornehmen. Heute genügt es mir, von der vergangenen Woche hier zu berichten. Nun hat leider schon die letzte Woche hier angefangen und meine erste Tochter stellte heute fest, dass ihr Popo größer geworden sei: “das ist jetzt ein richtiger Asch.“ Aber nicht nur die Hinterteile werden hier größer: anfänglich sage die zweite Tochter Pi und Ami zu den Großeltern, was sich über den Sommer hinweg zu Opi und Omi vervollständigte.

Mit diesen beiden hatten wir in der vergangenen Woche mehrere Höhepunkte. Am Dienstag fuhr der Rentnertreff der Volkssolidarität in die Tieroase, einem privaten Mini-Tierpark, der in einem der Nachbarorte schon seit einigen Jahren existiert. Ein Tierpark auf dem Land finde ich unheimlich toll. So sind wir, die beiden Kinder und ich, mit den Rentnern dort mit hingefahren und die Frau konnte zu Hause in Ruhe sich auf die schriftliche Prüfung vorbereiten, die am kommenden Donnerstag fällig ist. Der Bus sollte eine eingeschobene Tour zwischen zwei Schulbusfahrten fahren, die aber vom Busfahrer leider vergessen wurde. So warteten die lieben alten Leute geduldig auf den Bus. Nachdem dieser sich aber eine halbe Stunde nicht blicken ließ, wurde nachgeforscht. Der Ersatzbus sollte dann zwar bald da sein, doch zog sich auch das. Mit den Kindern wollte ich eigentlich mit dem PKW hinterherfahren, weshalb wir uns auf dem Hof in Sichtweite zu den wartenden Rentnern die Zeit vertrieben und die Kinder fröhlich im Sonnenschein spielten, während ich noch Sträucher verschnitt. So war die Wartezeit uns nicht lang und wir hatten derweil unseren Spaß.

Als nun der Ersatzbus geordert war, wurde klar, dass es doch ein großer ist, in dem wir alle Platz hätten. So gesellte ich mich mit den Kindern zur geplanten Ankunft zu den Wartenden und dann ging die Fahrt verspätet aber fröhlich auf in Richtung Tieroase.

Dort angekommen hatten alle großen "Kaffeedurscht" und so haben wir alle Kaffe getrunken. Die Kinder bekamen jeder ein großes Stück Kuchen und verputzten alles restlos. Die erste Tochter wollte danach sogar noch ein wenig Nachschlag haben, was es leider nicht gab. Nun waren die Kinder leider eher fertig mit ihren Kuchenstücken und dem Glas Wasser, als der Rest der Truppe und so schauten wir uns schon einmal die Tiergehege an. Dabei lernten wir den Betreiber der Tieroase auch etwas näher kennen. Er ist ein entspannter kumpelhafter Typ, mit dem sich die Kinder und ich auf Anhieb gut verstanden. Er führte uns dann auch zu den Affen, Steinkäuzchen, Stinktieren, Waschbären, Luchsen, Straußen, Emus, Meerschweinchen und Tropenvögeln und konnte zu jedem Tier eine Geschichte erzählen, wie es kam, dass dieses in dem Tierpark, der auch als Tierauffangststation fungiert, landete.

Nun war ich sehr zufrieden, die Kinder ausgetobt und wir beschlossen die Runde durch den Tierpark. Aber welch ein Schreck, die Runde endete nicht am Bus, sondern wieder auf den Sitzen des Kaffeetrinkens. Und dann wurde die Musikbox angeworfen und der Tierparkcheff höchtpersönlich fing an zu singen. "Und die Hände zum Himmel..." und "Schwarzbraun ist die Haselnuss..." Ei, singen konnte er, das muss ich ihm lassen. Nur der Geschmack war eher auf das Zielpublikum, denn auf Randgruppen ausgelegt. Also auch die Kinder hatten ihre helle Freude und tanzten und hüpften durch den Garten, nur ich hatte leider die ganze Zeit Gänsehaut auf der Fußsohle.

Die Schlager-Parade ging aber auch vorbei und alle waren traurig, dass nun schon Schluss sei. Die erste Tochter hat bei dieser Veranstaltung auch gleich eine Freundin im gleichen Alter gefunden, mit der sie sehr zum Unverständnis der zweiten Tochter die ganze Rückfahrt viel Spaß hatte und nicht bei uns saß.

Ja und drei Tage später hatten wir beschlossen, eine Abschieds-Feier zu geben. Vor einigen Tagen hatten wir die Tenne der Scheune frei geräumt. Mit Kerzenschein und den Gartenmöbeln ausgestattet macht die jetzt echt was her. Es ist sehr gemütlich auf der Tenne zu sitzen, zu grillen, zu trinken und Lieder zu singen. Die Kinder waren begeistert, die Eltern waren begeistert und die Großeltern erst recht. Daher hatten wir so auch die Abschiedsfeier geplant - und es war sehr schön. Ich freue mich, wie die Kinder Spaß am Feiern hängen und dafür auch ein Gespür haben, dass es jetzt etwas besonders gibt. Und ich bin der Überzeugung, dass gerade Feiertage unser Leben strukturieren und eben Akzente setzen, die nur dadurch zu merken sind, dass sie sich im Besonderen vom Alltag abheben. Diese mit Genuss und Aufmerksamkeit begehen, macht das Leben nochmal so schön.

Die Schwiegermutter war zufällig Freitag in der Gegend und so konnte sie mitfeiern und danach direkt die Frau mit in heimische Gefilde mitnehmen, in denen sie in Ruhe sich auf ihre Prüfung vorbereiten möge. Da die Schwiema die Enkelchen sehr lieb hat, war von all denen wenig zu erleben. Nur an und ab lief ein Kind durch die Scheune, Hasche mit einem der Gäste zu spielen. Auch wenn es in der Scheune abends nicht so schnell kalt wird, wie auf der Wiese, so wurde es aber auch als bald frisch. Während sich noch die Gäste verabschiedeten, wurde ich zur Frau und den Kindern gerufen, die jetzt schlafen sollten. Als sich die Frau verabschiedete, wollte die zweite Tochter “au mit“. Aber als klar war, dass wir bleiben, nahm sie mir die Brille von der Nase, schloss ihre Augen und sage zu mir: “Du au!“ Ja wer kann so einer netten Einladung zum Schlafen schon wiedersehen? Aufräumen durfte ich am nächsten Tag dann immer noch.

Jetzt bin ich schon die dritte Nacht mit den Kindern alleine. So toll bekomme ich die beiden Spätzies mit der Frau nicht ins Bett! Wir haben ein schönes Abendprogramm und heute sind beide beim Vorlesen eingeschlafen. Was wünscht Mann sich mehr?

Herzlich euer

Herr Gaigals

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Kommentare von Lesern:

 
Meike, Kassel:
27.09.2012 13:51
Ja Klingone, das stimmt. Meine Große (die Kleine ist erst 4 Wochen als) nörgelt auch mehr herum, wenn wir beide da sind. Kommt einem wirklich manchmal so vor, als wolle sie uns gegeneinander ausspielen, obwohl sie es nicht absichtlich macht.
Herr Gaigals, das Tagebuch finde ich übrigens super!
Klingone, Northeim:
27.09.2012 10:52
Das kenne ich gut, dass die Kids besser ins Bett gehen und insgesamt es weniger Auseinandersetzungen gibt, wenn ich sie alleine habe. Meine Frau sagt das selbe. Ist allein erziehen also leichter? Ganz sicher nicht! Aber die Kinder spüren, dass ein Wochenende mit Papa etwas besonderes ist und dass ihre Mithilfe notwendig ist. Und nebenbei wollen auch sie die kostbare Papa-Zeit nicht mit unnötigem Ärger verbringen. Wenn Mama wieder da ist, können sie es sich leisten, die Eltern gegeneinander auszuspielen. Unbewusst natürlich.

Tagebuch Herr Gaigals

Herr Gaigals
Alter: 36
Wohnort: bei Dresden
Beruf: Krankenpfleger und zukünftig Lehrer
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 2 Töchter, 5 und 2 Jahre
Letzter Eintrag: 30.09.2013

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