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15.07.2013 43. Woche
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Sommer und Ferien

Von Besuch, Musik und Katzenjammer
Liefen doch die Tage die Mädchen mit Sägespänen auf dem Kopf über den Hof. Sie hatten sich lustige Tücher umgebunden und waren nun Elfen und die "Gänsebene" waren der "Elfentaub".
Lustig auch, wie die zweite Tochter Melone sagt. Leider kriege ich das Wort nie ganz mit und wenn ich sie gezielt danach frage, weicht sie aus und sagt nur noch "Lone". Das macht sie in letzter Zeit öfter mit mir: nicht mehr sagen, was sie sagte, weil ich genau das gerne wissen will und sie sich bewusst ist, es anders auszusprechen. Dabei mag ich das so sehr.

Oh, gestern wurde ich von der ersten Tochter angemeckert. Ich war noch in der zukünftigen Küche mit Farbe von der Wand kratzen beschäftigt, als sie sich erkundigen kam, ob ich im Bett nachher ein Buch vorlesen würde. Klar sagte ich, wenn sie mich dann holen kommt, wenn sie bettfertig sei, könne ich auch vorlesen. Sie jubelte und hüpfte davon - und kam und kam nicht wieder. Da ich hörte, wie die Frau den Kindern vorlas ging ich davon aus, dass ich nun nicht mehr gebraucht würde und wollte nach der Arbeit gerade duschen gehen, als das Kind in der Tür erschien: "Wie lange ist bei dir eigentlich gleich? Wie stellst du dir das vor, mich einfach so lange warten zu lassen?" Dazu hatte sie einen finsteren Blick aufgelegt und die Fäuste in die Hüften gestürzt, die Ellenbogen zu den Seiten abgespreizt. So stand sie da, wie ein kleiner Teufel, der gleich unheimlich wild auf mich losgehen wird und nichts als kleine Fetzen von mir übrig lässt. War zu so später Stunde dann doch ein wenig gruselig. Doch mit Verständnis und viel Empathie konnte ich das Kind trösten und auf morgen dann auch vertrösten.
Die Nichte aus Schweden ist ja zu Besuch. Im letzten Jahr war sie sechs Wochen bei uns gewesen, in diesem nur gute zwei. Sie wird also zum kommenden Wochenende von meinen Eltern nach Rügen gebracht und ihren Eltern übergeben. Auf die Nichte freuten sich die beiden Töchter unheimlich, besonders die zweite Tochter war ja total aus dem Häuschen, obwohl wir Eltern vermuteten, dass das wieder so ein "Kindergarten-Ding" sei. Und tatsächlich, kaum war die Nichte da, waren alle sehr zufrieden: die erste Tochter zog mit ihrer älteren Cousine über das Grundstück und teilweise auch darüber hinaus und die zweite Tochter spielte glücklich für sich allein - ihr reichte es, die Cousine in der Nähe zu wissen. Manchmal wollte sie auch mitspielen. Das ging manchmal und manchmal auch nicht. Dann aber war sie sehr traurig. Na ja, die erste Tochter achtete sehr darauf, von der wertvollen Zeit mit der Cousine möglichst wenig zu entbehren. Doch gibt es nun auch die Situationen, in denen die Nichte mit den Holztieren, den Elfen und Miniplastepferden spielt, was auch die zweite Tochter liebt. So haben diese beiden etwas gefunden, wo sie zusammen unheimlich versunken inniglich zusammen sind und sich mit nur wenigen Worten verstehend wunderbar spielen können. Das kann ja die erste Tochter gar nicht verstehen. Sie ist darüber so tief traurig, dass es mir richtig ans Herz geht. Sie macht keine Szene oder schreit oder trotzt - nein, tief traurig. Erst versuchte sie das innige Spiel der beiden mit Alternativen weniger interessant sein zu lassen. Jetzt sucht sie sich eher Trost oder ein eigenes Spiel. Die Nichte braucht manchmal ihre Auszeit. Wenn ihr alles zu viel ist, dann macht sie mit ruhigen Spielen oder Buchlesen eine Pause. Da ergänzt sie sich gut mit der zweiten Tochter. Und wie die beiden zusammen spielen ist aber auch einfach zu schön. Und dass die erste Tochter darüber traurig ist verstehe ich. Schön, dass sie für sich einen eigenen Weg gefunden hat, damit umzugehen.

Die Nachbarskatze kommt seit einigen Tagen wieder auf Blitzbesuche vorbei. Da freue ich mich aber, dass sie doch Ausgang hat. Doch immer wenn sie hier ist, sucht sie nach ihren Kindern. Verstehe ich nicht. Sie müsste doch wissen, dass die auf dem Nachbargrundstück sind und nicht mehr hier bei uns. Aber die Mietz kommt her, gluckst so Katzenmamageräusche, schaut auf den Dachboden und geht nach kurzer Zeit wieder. Komisch. Gestern war der erste Tag, an dem sie sich mal wieder schmusen ließ. Sonst kam sie ja ausschließlich zum Streicheleinheiten abholen. Jetzt ohne Kinder, da wo sie sie eigentlich haben will, wirkt sie schon sehr verändert. Ich hoffe, dass wird sich wieder geben, wenn ihre Kindlein groß und bei anderen Familien sind. Eine soll ja sowieso zu uns kommen. Da bin ich immer noch drauf gespannt.

Gestern kommt die erste Tochter und Zimmer und singt: "Hör ich am liebsten menschenverachtende Untergrundmusik, menschenverachtende Untergrundmusik..." Die Frau schaut mich fragend an: "Wenn das eigene Kind Refrains von van Dannen singt, kann man sich da als Eltern gratulieren oder sollte man sich da mal hinterfragen?"

Die Schwalben sitzen auf der zweiten Brut, es wird also bis zum Ende des Sommers noch etwas dauern. Gerade haben ja auch die Sommerferien begonnen. Meine ersten als Lehrkraft. Die ersten beiden Nächte habe ich etwas mehr als zwölf Stunden jeweils geschlafen. Ich machte mir schon Gedanken, ob ich krank sei. Doch konnte mich die Frau beruhigen und darauf lenken, dass ich ja einfach nur mal in den letzten Tagen mehr zu tun hatte, als in den letzten Tagen des Studiums. Ich war sowieso erstaunt, wie doch diese Stimmung der letzten Schultage schlaucht und diese kollegiale Feierabend-Stimmung von den Schülern auch auf die Lehrer übergreift. Sich dagegen zu wehren, fand ich unheimlich anstrengend.

Nun jedenfalls sind Sommerferien und ich will was im Garten und Haus machen und mich dabei erholen und dann zum Familientreffen in die Sächsische Schweiz fahren und mich dann so langsam wieder auf das neue Schuljahr und die anstehenden Arbeiten im Seminar vorbereiten. Also die erste Woche ist frei und das gefällt mir.

Gestern kam die zweite Tochter zu mir und berichtete mal wieder von ihrem Kindergarten: "Wir sind auf eine Insel gefahren, Jens, da war eine große Elbe und wir standen da: 'Wie kommen wir da jetzt nur rüber?' Da haben wir ein Seil genommen, das an einen Baum gebunden und hui sind wir auf die andere Seite fahrt. So war das." Dann ging sie wieder.

Hach, Ferien, genießt sie alle!
Euer Herr Gaigals

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Tagebuch Herr Gaigals

Herr Gaigals
Alter: 36
Wohnort: bei Dresden
Beruf: Krankenpfleger und zukünftig Lehrer
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 2 Töchter, 5 und 2 Jahre
Letzter Eintrag: 30.09.2013

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