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Männergesundheit


Erstmals MännergesundheitberichtBild: Kzenon - Fotolia.com

Zum ersten Mal gibt es einen Männergesundheitsbericht. Das 200-Seiten starke Werk wurde von Bundesfamilienministerin Schröder in Berlin vorgestellt.


"Männer sind nicht die Gesundheitsidioten, als die sie immer wieder dargestellt werden", erklärte Dr. Matthias Stiehler von der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit bei der Vorstellung des ersten Deutschen Männergesundheitsberichts. "Es ist vielmehr die gesellschaftliche Sicht auf Männer, die sich ändern muss." Die Veröffentlichung des 200-Seiten-Werkes hat die DKV Deutsche Krankenversicherung möglich gemacht. Einen Frauengesundheitsbericht, bezahlt von der Deutschen Bundesregierung, gibt es regelmäßig seit 2001.

Riskante Arbeitsbedingungen


Dennoch ließ es sich Bundesfamilienministerin Kristina Schröder nicht nehmen, in der Pressekonferenz auf die Verdienste der Politik hinzuweisen. Die Lebenserwartung von Männern liege fünfeinhalb Jahre unter der von Frauen, so die Ministerin. Doch nur ein Jahr davon sei biologisch erklärbar, der Rest sei kulturell und sozial bedingt "und damit veränderbar". Weshalb sie bundesweit den Boys-Day einführen will.

Dass das nicht ausreicht, machte sie selbst klar: Männer würden häufiger in unfallträchtigen Berufen arbeiten als Frauen, sie leisteten auch mehr Schichtarbeit. Doch so weit, nun bessere Arbeitsbedingungen für Männer zu fordern, ging die Ministerin nicht. Sie betonte hingegen, dass Männer sich stärker selbst unter Druck setzten und Selbstausbeutung und Mehrarbeit verbreitet seien. Warum das so ist, blieb unerklärt.

Hohe Selbstmordrate


Vorsorge sei vor allem im psychischen Bereich nötig, führte Anne Maria Möller-Leimkühler vom Münchener Universitätsklinikum aus. So übersteigt die Selbstmordrate der Männer die der Frauen um das Dreifache. Diagnostiziert werde Depression bei Männern jedoch nur selten, meinte die Sozialwissenschaftlerin. Denn sie flüchteten eher in Alkohol- und Drogenmissbrauch, sowie Gewalttätigkeit und andere antisoziale Verhaltensweisen. Doch nur zehn Prozent würden in Spezialkliniken behandelt, die anderen beim Hausarzt oder in "normalen" Einrichtungen.

Doch Männer müssten die Hilfsangebote auch wahrnehmen, forderte Möller-Leimkühler. Allerdings sein die Behandlungsbereitschaft umso geringer, je stärker das traditionelle Rollenbild ausgeprägt sei.

Doris Bardehle vom wissenschaftlichen Vorstand der Stiftung Männergesundheit wies dagegen darauf hin, dass Männer sich nicht nur selbst vernachlässigten sondern auch vernachlässigt würden. Ärzte seien nur unzureichend auf die Bedürfnisse ihrer männlichen Patienten vorbereitet. Dr. Matthias Stiehler ging noch weiter und fragte, was denn auf Männer einen solchen Druck ausübe, dass sie ihr Leben auf solch riskante Weise zu bewältigen versuchten. Dies sei durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch belegbar. Hier müsse weitere Forschung folgen.

Ralf Ruhl

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