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Das soziale Netzwerk der Väter


Das soziale Netzwerk der VäterBild: cydonna - photocase.com

Männer reden anders als Frauen, besonders über Emotionen. Das soziale Netzwerk von Vätern sieht daher anders aus als das von Müttern.

Männer reden anders


In der erfolgreichen 90er-US-Sitcom Friends gibt es eine Szene, in der Rachel ihren Freundinnen Monica und Phoebe in aller Länge von ihrem Kuss mit Ross erzählt. Monica und Phoebe können vor Aufregung kaum an sich halten, öffnen eine Flasche Wein, stöpseln das Telefon aus und fragen Rachel nach jedem Detail aus.

Ross erzählt seinen Freunden Joe und Chandler bei einer Pizza von dem gleichen Kuss, und der Dialog sieht so aus:

Ross: "Und dann habe ich sie geküsst."
Joe: "Zunge?"
Ross: "Ja."
Joe: "Cool."


Der Kontrast der beiden Szenen entspricht zwar einem Klischee, aber ein Klischee ist nur deswegen eines, weil in ihm viel Wahrheit steckt. Und hier lautet die Wahrheit: Männer reden mit ihren Freunden anders über emotionale Erlebnisse als es Frauen mit ihren Freundinnen tun.

Das gilt auch für das Thema Vaterschaft. Während es für Frauen umfangreiche Kurse und Angebote für die Zeit vor und nach der Schwangerschaft gibt, in denen sie sich vor allem mit anderen Frauen austauschen können, tun sich Männer schwer damit, ihre Vaterrolle mit anderen Männern zu teilen. Meist ist das aber auch gar nicht nötig - Väter finden Gleichgesinnte oft durch aktives Ausleben der Vaterrolle, durch Beteiligung am Alltag als Vater.

Spielplatzfreunde


Das soziale Netz frischgebackener Väter ergibt sich meist durch bereits bestehende Freundschaften mit Männern, die sich in der gleichen Rolle befinden, oder eben durch andere Väter, die man auf dem Spielplatz, im Kindergarten oder beim Einkaufen trifft.

Es gibt sie zwar, die Kursangebote für Männer. Doch die Erfahrung zeigt, dass nur wenige Männer das Angebot wahrnehmen, einfach deshalb, weil der emotionale Austausch dort zu sehr im Mittelpunkt steht. Deswegen ist es nicht ratsam, dass Frauen ihre Männer zu solchen Veranstaltungen schicken. Ein einfaches "Triff Dich doch mal wieder mit Deinen Freunden" ist für den Mann deutlich entspannter und ungezwungener. Bei diesen Treffen führen die Gespräche ohnehin automatisch zu den Themen Kind, Vaterschaft und allem, was damit zusammenhängt. Der entscheidende Unterschied: Es findet bei einem Bier, einem Grill-Nachmittag oder einem Fußballspiel mit Freunden statt - und nicht etwa in einer Gruppe mit lauter unbekannten Kursteilnehmern.

Das klingt aber leichter gesagt als getan. Als Paar ist es daher sehr wichtig, dass die Freiräume, die man sich im Alltag schafft, ohne schlechtes Gewissen und in fairer Verteilung genutzt werden können. Es führt unweigerlich zu Problemen, wenn der Mann jeden Abend zu seinem Kumpel verschwindet und das damit entschuldigt, dass er "sein soziales Netzwerk pflegen" will. Gleiches gilt für die Frau: Wenn Sie dem Mann keinerlei Freiraum ermöglicht, entsteht automatisch Frust beim Mann, der sich in seiner Rolle gefangen fühlt.

Nicht um Erlaubnis fragen müssen


Es führt also kein Weg daran vorbei: Durch die Verantwortung als Vater, durch das Eingebunden sein in einen routinierten Alltag, muss die Freizeit auf beiden Seiten abgesprochen und akzeptiert werden. Das bedeutet nicht, dass man jedes Mal, wenn man seine Freunde sehen möchte, um "Erlaubnis fragen" muss. Es bedeutet einfach nur, dass man nun als Familie im Team dafür sorgt, dass jeder seine Freiräume bekommt, die er benötigt, um seine Freundschaften pflegen zu können und auch etwas Abstand zum Familienalltag bekommen zu können.

In den letzten Jahren haben die Sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter, Google Plus und StudiVZ dafür gesorgt, dass man mit vielen Leuten über das Internet in Kontakt bleiben kann. Dort finden sich viele Plattformen, Gruppen und Vereine, in denen man sich als Vater austauschen und Männer in ähnlichen Situationen finden kann. Gerade für Väter auf dem Land oder in dünn besiedelten Gegenden eine wichtige Möglichkeit! Als Ersatz für richtige Freundschaften und ein gesundes soziales Netzwerk reicht das aber nicht aus.

Patrick Neef

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