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21.09.2009 22. Woche
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Der Abschied

Im Gegensatz zu meinen Mit-Tagebuchschreibern bleibe ich daheim, während Mika und Mami in den Urlaub entschwinden. Doch das bedeutet Abschied.
Auch in der letzten Woche kämpfte ich noch bis Mittwoch gegen Viren und Bakterien, allerdings deutlich auf dem aufsteigenden Ast. Mika kämpfte mit und konnte sich, bis auf einen kleinen Schnupfen, erfolgreich behaupten, was nur durch weitestgehendes Fernhalten seines Papis gelang. Daher Zeit, ein paar allgemeine Dinge loszuwerden.

Ich fange mit einem Nachtrag an. In der letzten Woche, ich hatte es gar nicht erwähnt, habe ich mein dreijähriges gehabt. So lange ist es her, dass ich mein Spenderherz bekommen habe. Wie immer, lässt mich dies zum einen an den Spender denken, zum anderen aber auch daran, dass das Leben endlich ist. Als Vater kommt diesem Thema nun besondere Bedeutung zu, zumal ich weiß, dass meine Lebenserwartung eventuell nicht der des Durchschnitts entsprechen kann. Daher mal eine Frage und gleichzeitig eine Aufforderung an alle Väter da draußen: Habt ihr Testament und Patientenverfügung erstellt? Habt ihr mit euren Familien darüber gesprochen, was geschehen soll, wenn etwas mit euch passiert? Als jemand, der beide Elternteile früh verloren hat, weiß ich aus eigener Erfahrung wie schrecklich das für ein Kind werden kann, wenn nichts geregelt ist. Das fängt bei der Existenz der Hinterbliebenen Familie an (Haus, Auto, vielleicht war man Alleinverdiener, sind noch Schulden abzutragen, ...). Vom gefühlsmäßigen Inferno ganz zu schweigen. Da wir Menschen dazu neigen solche Dinge, solang es uns gut geht, vor uns her zu schieben hier die Bitte: Trefft alle Vorkehrungen und redet mit euren Frauen und Familien darüber! Denkt an euren Nachwuchs und wie der sonst dasteht, denn das Leben kann kürzer sein, als man denkt.

Genug der Ernsthaftigkeit. Wenden wir uns wieder der Entwicklung meines Sprösslings zu. Der hat entdeckt, dass es aus irgendwelchen Gründen erforderlich ist, völlig nackt zu sein, um sich vernünftig an das ich-dreh-mich-mal-um-Training zu machen. Wir konnten nämlich auf dem Wickeltisch beobachten, wie gut sich Mika plötzlich in eine Art Brücke positionieren kann um sich dann nach Links oder Rechts (je nachdem wo sich das Objekt seiner Begierde sich befindet) abzustoßen, sobald er seiner Kleidung entledigt wurde. „Nacktdrehen“, offensichtlich der letzte Schrei in der Babywelt, um sich einen Kick zu verpassen. Nun ja, die Vollendung der Drehung fehlt noch, aber was ist schon perfekt.

Was ist das bloß für eine Sache mit dem Spucken? Wozu hat die Evolution es eingerichtet, dass sich Baby immer dann in einem Schwall über einen ergießt, wenn kein Spucktuch in der Nähe ist, man sich gerade etwas Neues angezogen hat, oder wenn man sich gerade völlig sicher ist, weil das Bäuerchen schon kam und zwar ohne „Überraschung“? Warum muss sich Baby dann auf dem Arm auch noch verhalten wie ein Streuwagen? Mika jedenfalls vollführt dann bevorzugt heftige Kopfbewegungen von links nach rechts und umgekehrt. So erreicht er ein Maximum an Arealabdeckung, bei minimalem Einsatz der Mittel. Außerdem hebelt er so die gelassene Ignoranz gegenüber kleinen Spuckflecken auf Mamis und Papis Kleidung, die sich bei ihnen nach und nach gebildet hat, komplett aus – klein gibt es nicht, nicht kleckern, k(l)otzen. Wäre sein Erzeugnis als Dünger zu gebrauchen, könnte ich ihn vor mir her über den Rasen tragen und würde mit wenig Aufwand optimale Verteilung bewirken.

Zum Ende der Woche hin kam dann ein Abschied. Ich bin für eine Woche wieder Junggeselle. Meine Schwiegereltern hatten angeboten, Mika und seine Mami auf ihren Urlaub nach Usedom mitzunehmen. Ich stimmte natürlich zu, zum einen weil Mami mal raus musste (ihr fällt so langsam die Decke auf den Kopf), zum anderen weil es dem Kleinen bestimmt gut tut und last not least, ich auch mal meine Ruhe habe. Soweit die Theorie. Als ich am Samstag meine Familie mit halbem Hausstand (mit Baby kommt sowas ja einem Umzug gleich, puh!) abfahren sah, wurde mir doch anders. Und nun vermisse ich die Beiden und kann es kaum erwarten, wenn ich Mika und seine Mami wieder in die Arme schließen kann.

Bis zum nächsten Mal,
Bruno

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Tagebuch Bruno

Bruno
Alter: 36
Wohnort: Hamburg
Beruf: Fachkaufmann für Marketing
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 14. April 09
Letzter Eintrag: 13.12.2009

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