18.10.2009 26. Woche

   

Schlafprobleme, Temperatur, herumpöbeln – kurz: er wächst!

Es kündigte sich langsam an. Rosige Wangen, ein bisschen quengeln hier, ein wenig quaken da. Temperatur um die 37,8 herum und – für uns verwöhntes Elternpack das Schlimmste – Probleme beim Einschlafen. Einschlägige Literatur bestätigte uns: Es war wieder Zeit für einen Wachstumsschub.

Wo Mika sonst zeitig seinen Schönheitsschlaf einforderte und den vorlesenden (Pu, der Bär ist gerade schwer angesagt –zumindest bei mir) Papi schon mal lautstark zum Verlassen des Zimmers aufforderte, da ging der Herr dazu über sich pöbelnd den Schnuller aus dem Mund zu reißen und lauthals nach elterlichem Beistand zu verlangen. Nicht ohne den Schnuller vorher auch sorgsam weit weg vom Bett geworfen zu haben, damit die werten Eltern (psst, nicht das Licht anmachen, sonst wird er noch wacher), wie betriebsblinde Maulwürfe im Dunkeln den Boden danach abtasten können, um das Spiel dann nach etwa zehn Minuten von vorn zu beginnen. Auch beliebt ist das Spiel: rate mal wo mein Kopf ist. Wenn Papi nämlich den Boden erfolgreich abgesucht hat und zum Kindsbett robbt, um den Schnuller in der Hoffnung auf baldiges Einschlafen wieder in der Luke zu platzieren, kann es jetzt durchaus vorkommen, dass statt des Mundes der große Zeh nach dem Schnuller schnappt. Unser Sohn hat es nämlich drauf, durch diverse Turnübungen eine 180° Drehung im Bett zu vollführen – so er nicht bei 90° in den Gitterstäben hängen bleibt, was zu noch größeren Pöbeleien führt.

So geht es uns seit einigen Tagen ungefähr ein bis zwei Stunden lang. Gut für mich, die Kilos müssen runter und das stetige Treppauf, Treppab trainiert ungemein. Hoffen wir mal, dass es sich nach dem Schub wieder legt.

Ein weiteres Highlight dieser Woche war die erste Fütterung mit Brei. Ein Paar Löffel Karotte sollten es sein, ganz ratgeber- und kinderarztkonform. Von dem ursprünglichen Plan, die Gegend rund um den Esstisch mit Folie auszulegen abgekommen, saßen wir in „ollen“ Klamotten gekleidet, dass mit Lätzchen versehene Kerlchen auf dem Schoß gebannt vor dem Gläschenwärmer. Dann ging es los. Mami hielt Mika und ich durfte die Premiere vollziehen. Und so geschah es. Völlig unspektakulär verschwand der Löffel in Mikas Mund. Ein überraschter Blick, ein Schlucken, Grinsen und dann ging der Schnabel von alleine auf – mehr!!! Ein zwei Flecken auf dem Lätzchen und ein Klecks auf Nase und Kinn, mehr wies nicht auf die Fütterung hin. Gut gemacht – alle Beteiligten.

Der zweite Teil des Vater-Baby-Spielkurses stand auch auf dem Programm. Es gab ein Paar Neuankömmlinge und diesmal kam es dann doch zu den gefürchteten Überpapi-Diskussionen. Es ging um Schlafrituale. Die würden ja nur von uns genervten Eltern eingesetzt um Ruhe zu haben. Kinder könnten schließlich selbst regulieren wann sie schlafen wollen und wann nicht, hat er gelesen. Außerdem wenn das Kind alle zwei Stunden aufwacht, dann ist das eben so. Muss man notfalls eben die Nacht daneben sitzen. Andernfalls könne man psychische Störungen riskieren.

Ich kann dazu nur sagen: Wir haben von Anfang an Rituale durchgeführt, Füttern, gemeinsames Bettfertig-Machen, Vorlesen, Gutenachtkuss und Schluss. Manchmal fordert Mika das Prozedere laut krähend ein, manchmal bricht er es selbst ab, weil er so müde ist. Trotz Ritual hat er immer das Heft in der Hand gehabt und siehe da, er schläft seit über drei Monaten in seinem Zimmer und – bis auf die Phasen eines Schubs – bis zu zwölf Stunden durch. Psychische Schäden erwarte ich eher bei Eltern die jedes Verhalten der Babys und jeden Erziehungsschritt bis zum Erbrechen auseinanderanalysieren und dabei vergessen, ihr Kind vor allem wie ein Kind zu behandeln. Und Kinder brauchen nun mal eine Richtung gewiesen, Grenzen gesteckt und, als Hilfe um mit dem Alltag klarzukommen, eben auch Rituale. Was meint ihr?

Eine erbauliche Woche wünscht
Bruno