väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

30.06.2013 41. Woche
Schrift vergrößern     Schrift verkleinern

Richtfest beim Baumhaus

Von Kindern, Katzen und Kaninchen
Es ist doch für mich immer wieder erstaunlich, wie wenig ich von der Familie mitbekomme, wenn ich viel zu tun habe. So steht in der kommenden Woche der Schulrechtstest an, mein erster Unterrichtsbesuch im Fach Ethik und die Schule hat auch wieder auf "normalen" Betrieb umgestellt, so dass ich meine zehn Sollstunden halten werde. Zwei Wochen, dann sind Ferien. Das wird schön. Ich freue mich auf den Unterricht und die Möglichkeit, vor den Ferien neue Wege mit den Schülern zu erproben. Na mal sehen.

Jedenfalls hat die Katze von den Nachbarn ihre Jungen bei uns bekommen. Sie lief aufgeregt und laut maunzend herum und war echt anstrengend. Da habe ich ihr eine Kiste hingestellt, diese mit weichem Stoff gepolstert, sie oben verschlossen und in die Seite einen Eingang gerissen. Die Katze kam, schaute in die Kiste und schnurrte laut los. Dann stelle ich die Kiste in eine Ecke, in der sie werdet stört noch gestört wird. Als ich dann zum Seminar fuhr, kam am Abend der Anruf, die Katze hätte zwei Junge. Das Tolle ist, dass die Mietz mit uns so vertraut ist, dass die Kinder die jungen Kätzchen mit der Mamakatz auf den Sessel legen können und die Katzenkinder auch mal anheben und selbst auf den Arm nehmen dürfen, ohne dass die Mietz nervös wird. So eine fürsorgliche und entspannte Katzenma hab ich bisher noch nicht erlebt. Wir haben den Kindern aber auch entschärft, nicht alleine mit den Kätzchen zu hantieren, sondern nur wenn die Katzenmama dabei ist und dass darauf zu achten ist, wie diese s findet. Und bisher findet sie alles gut und zog noch nicht mit den Kindern um.

Beide Töchter sind aus dem Häuschen. Katzen bei uns und ob wir sie denn behalten dürften und wie es denn so und hast du nicht gesehen. Über die Fürsorge und Verantwortung, die die erste Tochter übernimmt, freue ich mich ganz gewaltig. Sie ist oft vorausschauend und kümmert sich weite Strecken unheimlich rührend sowohl um Kaninchenkinder und Katzenkinder, als auch im ihre kleine Schwester. Auf der anderen Seite hat sie manchmal auch einfach genug von ihr und dann kriegt das Schwesterchen schnell mal ne Ohrfeige oder wird geschubst oder gekniffen. Das sind Dinge, die ich wiederum kaum verstehe. Besonders nervt es die erste Tochter, wenn die zweite auf sie genau so reagiert, wie sie es eben ihr gegenüber vor gemacht hat. Dass sie selbst in solchen Momenten eine enorme Vorbildrolle ist, an der sich die kleine Schwester orientiert, kann sie anscheinend noch nicht in der Konsequenz auf der Handlungsebene verstehen, geschweige denn umsetzen. Ist bestimmt auch zu viel verlangt.

Gleichzeitig ist es für sie aber auch so schwer, sich in solchen Momenten wirksam selbst zu schützen. Genau hier ist für mich die Frage, warum sie dann auf Gewalt zurück greift, was sie ja nun aus der Familie so nicht kennt und auch sonst nicht kennen sollte. Ich wüsste nicht woher. Komisch, oder?

Ich war die letzten Tage in Jena zu einem Seminar, dass sich mit emotionaler Kompetenz beschäftigte und in dem praktische Gefühlsarbeit im Zentrum stand. Es war einfach toll. Bestimmt kann ich davon viel mit in die Schule nehmen und ich will gerade in den letzten zwei Wochen Unterricht das thematisch mit den Schülern mir ansehen. Ich bin gespannt.

Jena ist ja für viele Jahre meine Heimat gewesen und so war ein Wiedersehen mit der Stadt und den dort lebenden Freunden eine große Freude für mich. Richtige Freunde zeichnen sich meiner Meinung nach dadurch aus, dass man trotz der Zeit des sich nicht sehens einfach weiter macht. Es gibt einfach nach wie vor das Gefühl des tiefen Vertrauens zwischen uns und keine Anlaufschwierigkeiten. Ich kann es nicht besser beschreiben. Mein Herz hängt noch immer sehr an der Stadt und den Leuten. Gleiches gilt für Dresden. Beide Städte sind unheimlich lebenswert. Doch bekommt in meiner Lebensplanung bisher Dresden noch den Vorzug, weil es sich als Rentner dort schön leben lässt und ich vorhabe, mein Berufsdasein erstmal hier in der Altmark zu verleben - so ich die Möglichkeit dazu erhalte. Jena ist einfach eine sehr junge Stadt und das macht sie aus. Doch da fällt mir ein, dass der Vater eines Freundes gerade als Rentner nach Jena zog. Er fand eine Wohnung in einem ruhigen Viertel an einem Platz, auf dem Kinder spielten und in der Nähe zur Uni, in der er die Vorlesungen für Senioren besuchen konnte. Ja, auch sowas kann ich mir für meinen Lebensabend vorstellen.

Jedenfalls war ich nun vier Tage mit dem Auto unterwegs und was sagt mir da die zweite Tochter, als ich zurück kam und sie trösten wollte, als sie von der Schaukel fiel?
"Nicht du, die Mama."
Ich wollte wissen warum. Die Antwort:
"Weil du nicht da bist."

Das gab sich dann aber im Laufe des Abends wieder, da saß sie beim Richtfest unseres Baumhauses am Lagerfeuer auf meinem Schoß und wäre fast eingeschlafen beim ausgiebigen Schmusen.

Je mehr die zweite Tochter spricht, umso lustiger finde ich ihre Sprache. Ich mag es sehr, wenn sie sich zum Beispiel vor mich hinstellt und mich dann verzaubert:
"Hex hex fibibus, du bist jetzt ein böser Papa." Dabei wackelt sie so niedlich mit jedem einzelnen Finger ihrer ausgestreckten Hände.
"Was macht denn so ein böser Papa?" wollte ich wissen.
"Der muss mich jagen."
Doch als ich meine Hände ausstreckte und böse guckte und laute Geräusche von mir gab, war es ihr zu gruselig. Ich gab aber erst auf, als sie mich zurück verzauberte:
"Halley hopp, jetzt ist es geschafft."

Fein ist auch, wie sie "schlaft und schlaften" sagt. Von diesem End-t gibt es ja eigentlich voll viele Beispiele, nur fallen mir beim Bloggen keine ein. Für mich ist es eben einfach zu normal, wie die zweite Tochter redet.

Die kommenden Tage sind alle etwas zugeballert, so dass ich nicht genau weiß, wie ich mit meiner Zeit hinkomme. Trotzdem freue ich mich auf die Schüler und auf deren Erlebnisse in den vergangenen Wochen und den gemeinsamen Unterricht. Aber worauf ich mich im Bezug zu den Ferien freue ist, dass ich wieder mehr Zeit mit meiner Familie verbringen kann. Ich mache mir keine Illusionen und ich weiß, dass das, was ich in den Ferien schon vorarbeite mir unschätzbar für die Zeit danach helfen wird. Und ich weiß auch, dass die Ferien etwas von der Ruhe vor dem Sturm haben, denn in einem Jahr will ich erfolgreich fertig sein und dann voll in mein Lehrerdasein einsteigen. Doch ist mir die Familie so wichtig. Schließlich gehe ich doch ein Stück weit für diese mir so lieben Menschen arbeiten. Dann können wir uns das Leben auch leisten, das wir uns ausmalten. Dabei noch etwas zu haben, was Freude macht, ist doch ein großer Glücksfall, oder?

In der kommenden Woche bringen meine Eltern meine Nichte aus Schweden für die kommenden drei Wochen zu uns. Die Kinder freuen sich da total drauf und zählen schon, wie oft sie noch schlafen müssen, bis es soweit ist. Auch das wird schön.

Ich wünsche euch allen eine gute Woche,
euer Herr Gaigals

Dieses Tagebuch abonnieren:


Neuer Beitrag? Bitte schicken Sie mir eine Nachricht! Die Benachrichtigungen kann ich durch Anklicken des "beenden"-Links am Ende jeder eMail stoppen.
Meine eMail:

Kommentar zu diesem Beitrag schreiben:

Name, Ort:
Mein Kommentar:
Bisher wurden noch keine Kommentare abgegeben.

Tagebuch Herr Gaigals

Herr Gaigals
Alter: 36
Wohnort: bei Dresden
Beruf: Krankenpfleger und zukünftig Lehrer
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 2 Töchter, 5 und 2 Jahre
Letzter Eintrag: 30.09.2013

Alle Väter-Tagebücher lesen   Alle Väter-Tagebücher
Tagebuch lesen  41. Woche
Richtfest beim Baumhaus