väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

24.03.2013 27. Woche
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Die Auszugsfeier ist vorbei

Die Absicht, auszuziehen steht. Doch wird es sich auch realisieren lassen?
Ich liege am Sonntagmorgen in unserem lichtdurchflutetem Schlafzimmer mit Blick zu Kultus- und Finanzministerium und zum Regierungsviertel. Es ist der Sonntag nach der Abschiedsfeier aus unserer Wohnung. Viele Freunde waren da und das Angenehmste ist, es fühlte sich eben nicht nach Abschied an.

Ich habe also gestern auch Fastenbrechen gemacht und wieder Bier getrunken. Da die Wirkung nach langer Zeit der Abstinenz stärker ist, habe ich nicht aufgepasst und als ich mich darüber ärgerte, dass die Frau Sachen von uns verschenkt, ohne mich vorher zu fragen, machte ich ihr vor unseren Freunden eine Szene. Da reitet es mich dann und ich habe einen enormen Spaß daran, blöd zu sein und die Frau vorzuführen. Mist. Am nächsten Tag ärgere ich mich darüber und es gab natürlich auch gleich die Rechnung in Form von Beischlafverweigerung. Ich liebe meine Frau und bin so glücklich, dass es sie gibt und dass wir zusammen sind und gemeinsam uns auf dem Weg des Lebens begleiten und dann mache ich sowas und bestätige damit ihr Vorurteil, dass Männer angetrunken doof statt dufte sind.

Auf der Feier gab es etliche Freunde, die sich auch Gedanken zum Landleben machten. Wir dürfen gespannt sein. Viele waren ja im vergangenen Sommer bei unserem Dorf-Versuch auch schon bei uns zu Besuch gewesen. Das wird also doch bleiben. Wir sind älter und reifer und so sind es auch die Beziehungen, die wir pflegen. Davon wird mehr erhalten, als ich es mir erst in manch düsterer Stunde ausmalte.

Sonntag - der Tag vor dem Möbellift und der Tag vor dem Umzugsauto. Die Wohnung ist großteils gepackt und steht im ehemaligen Kinderzimmer zum Abtransport bereit. Wieder konnte ich meinen Ansprüchen nicht gerecht werden, alles auszusortieren, was nicht unbedingt mit muss. So schleppe ich doch wieder alte Sachen mit mir mit, die mich eher beschweren, statt mit Freude erfüllen. Der Sinn der Frau zum Verschenken ist unter diesem Blickpunkt auch nochmal neu zu bewerten.

Die Kinder spielten herrlich bei der Feier gestern. Für sie ist es nur seltsam, dass das, was sie brauchen so wenig wird. Alles verschwindet in Kartons. Die zweite Tochter packt begeistert ein und fragt ab und an, ob wir dieses oder jenes auch mitnehmen würden.

Ein Bad und ein Frühstück später sitze ich auf dem Sofa und werde von unserer lieben Freundin aus Potsdam gefragt, ob wir denn morgen wohl umziehen wöllten, es sähe nicht danach aus - und dem ist wohl so. Es sind nur noch die Kleinigkeiten einzupacken. Viele Kleinigkeiten. Massenweise Kleinigkeiten. Tonnenweise Kleinigkeiten. Auch ich sehe in Anbetracht der fortschreitenden Zeit im Moment noch nicht den Weg, morgen den ganzen LKW voll zu bekommen. Na, ich bin gespannt. Also noch den Keller freiräumen und den Fahrradkeller. Das sind aber alles Dinge, die noch warten dürfen.

Die erste Tochter ist tief traurig, dass wir umziehen. Heute, am Tag nach der Feier, wird es ihr bewusst und sie weint leise vor sich hin und in sich hinein. Sie kann nicht getröstet werden. Erst wusste niemand, was das Kindlein denn hat. Ich spürte es gleich genau als ich aus der Wanne stieg. Leise flüsterte sie zu mir, dass sie nicht in die Altmark ziehen will. Und ich verstehe es und wenn ich hier mir die Wohnung anschaue und Dresden nochmal erlebe und an unsere Freunde denke - ja dann will ich auch nicht weg. Und das sagte ich ihr. Sie sagte es der Mama und dann musste ich Rede und Antwort stehen, warum ich solche ambivalenten Ansichten verbreiten würde. Nun sei es ja kein Wunder, dass die erste Tochter so tief traurig ist, wenn sie mit solchen Äußerungen konfrontiert würde.

Am Freitag war ich in Halle (Saale) zur Ernennung in den Beamtenstand auf Widerruf. Ich habe jetzt eine Amtsbezeichnung, mit der ich auch unterschreiben durfte: Studienreferendar für das Lehramt an berufsbildenden Schulen. Die ganze Veranstaltung war richtig schick und die Personalchefin hatte so unglaublich viele lustige Hinweise - und doch alles mit einem ernsten Hintergrund. Sie beschritt eine Gratwanderung, die mir lag und richtig gut gefiel. Die meisten meiner neuen Kollegen brauchten eine gewisse Gewöhnungszeit an diese Art. Ich würde ja gerne einige Anekdoten zum Besten geben, doch da es ja eine Dienstangelegenheit war, bin ich zur Verschwiegenheit verpflichtet.

Die Schwiegereltern nehmen heute Nachmittag die Kinder und wir können nun Wirbelwind machen. Ziel heute: die Wohnung komplett einpacken. Und das mache ich jetzt.

Das Foto zeigt die gepflanzten "Bäume" von der zweiten Tochter, die damit den Frühling herbei holen will.

Der Osterbeitrag handelt dann von der Umzugsaktion.

Eine gute Karwoche wünscht euch
euer Herr Gaigals
Bild: Frühlingsbäume

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Tagebuch Herr Gaigals

Herr Gaigals
Alter: 36
Wohnort: bei Dresden
Beruf: Krankenpfleger und zukünftig Lehrer
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 2 Töchter, 5 und 2 Jahre
Letzter Eintrag: 30.09.2013

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