Ich dagegen nehme zivilisiert vor Kurven das Gas weg, zirkele vorsichtig durch die Steilwand, damit mein Wagen die Bodenhaftung nicht verliert, gebe Vollgas, um den Looping absturzfrei zu schaffen und mache auch einmal langsamer, um den gegnerischen Rennwagen an den Engstellen vorbeizulassen, damit ich möglichst viele Runden unbeschadet drehe. Natürlich habe ich versucht, den beiden Bruchpiloten das vorbildliche Fahren beizubringen. "Der Sinn des Spiels besteht darin, als Erster ins Ziel zu kommen", dozierte ich, "und nicht, am weitesten fliegen zu können." Schlagartig verloren sie jegliches Interesse. Und ich erinnerte mich an einen kleinen Jungen, dem mit ähnlichen Sprüchen der Spaß an der Modelleisenbahn ausgetrieben wurde.
Vater, Sohn und Carrera-Bahn
Lieblingsspielzeug von früher - wie spielen die Kinder heute damit? So, dass es auch dem Papa Spaß macht, ist die Erfahrung von Markus Schmid. Jedenfalls bei Carrera-Rennern und Eisenbahn.
Dampflok gegen Monstertruck
Irgendwann haben meine Söhne die Kartons entdeckt, in denen die alte Eisenbahn verpackt war. Sie haben die Gleise zu völlig irrwitzigen Strecken zusammengesteckt, auf denen sie ausprobieren, wie schnell ein Zug fahren kann, ohne zu entgleisen. Die 60-Jahre-Villa steht neben einem Bauernhof, der Pool dient als Viehtränke, und über den stolzen Burghügel fahren schreiend bunt bemalte Monstertrucks. Es ist alles andere als eine idyllische Modelleisenbahnwelt. Aber meine Sprösslinge haben viel Spass.
Also lasse ich sie machen, genauso wie ich sie an der Carrerabahn austoben lasse, auch wenn ihren Crash-Cars inzwischen Windschutzscheibe und Spoiler fehlen. Ich bin überzeugt, dass sie später trotzdem keine Verkehrsrowdies werden. Statt mich über die demolierten Autos zu ärgern, habe ich mir meinen eigenen, unfallfreien Porsche gekauft. Manchmal lassen sich meine Söhne sogar dazu herab, mit mir ein Rennen zu fahren. Dann werden aus den Bruchpiloten plötzlich geschickte Fahrer, die mir mit ihren Schrottkisten lässig Runde um Runde abnehmen.
Markus Schmid