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Zu wenig Geld in der Parkuhr


Trotz kleiner Missgeschicke: Für Marcus war die Geburt seines vierten Kindes Glück pur!

Langsam aufstehen

Ich lag verkehrt rum im Bett als meine Frau mich weckte mit den Worten: "Schatz, ich glaube unser Sohn macht sich auf den Weg." Wow. Ich musste mich strecken und tief atmen, denn schnell hatte ich kapiert, was heute auf mich zukommen sollte. Und dann hat es mich doch wieder voll umgehauen. Die Worte meiner Frau Maren, gingen mir mitten ins Herz. Ich erhielt plötzlich einen Energieschub und war bereit. Es sollte unser viertes Kind zur Welt kommen, also ruhig bleiben! Maren hat mir beschrieben, dass sie dieses Ziehen seit heute Nacht verspürt und sie sich sicher ist, dass es nun soweit ist.

Wir hatten vor knapp zwei Wochen beim Frauenarztbesuch erfahren, dass das Fruchtwasser knapp wird. Obwohl der errechnete Geburtstermin der 21. Februar war, stand seither eine mögliche Geburtseinleitung im Raum. Ich hoffte auf eine natürliche Geburt, wie ich sie bisher kannte. Wir waren danach häufiger zu Untersuchungen als üblich aber das beruhigte mich. Maren wirkte auch beruhigend auf mich. Ich vertraute auf ihren Instinkt. Auf jeden Fall war ich heute Morgen einfach erleichtert.

Danach, 7:20 Uhr, rief ich meinen Schwiegervater an. Sobald es losgeht, wollten meine Schwiegereltern sich auf den Weg zu uns machen. Das war ein echt kurzer Dialog. "Guten Morgen, hier ist Marcus. Es geht los." Antwort: "Alles klar. Wir fahren sofort los." Super! Mein zweites Telefonat kündigte unser Kommen im Kreißsaal an. Die Dame am Telefon klang nett und entspannt, das half.

Frühstück mit Olympia


Jetzt traf ich unsere Große. Die Nachricht hat sie natürlich gleich ihren Geschwistern mitteilen müssen. War nicht so schlimm, ich habe gleich die olympischen Spiele am Fernseher aktiviert und dann haben wir den Frühstückstisch gemeinsam gedeckt. Maren aß ein halbes Brötchen und ich habe sogar noch mit Frühstücksei für ausreichend Energievorrat gesorgt. Ich hatte gerade Gefallen am Super G der Damen gefunden, als Maren erwähnte, dass es jetzt schön wäre, wenn wir langsam aufbrechen würden. Das hat gewirkt. Fernseher aus. Ebenfalls wie im Vorfeld vereinbart, gingen unsere Drei ohne Theater zu unseren Nachbarn, wo sie die Zeit bis zum Eintreffen von Oma und Opa überbrücken sollten.

In der Hoffnung auf ein Familienzimmer schmiss ich noch das Nötigste für eine Übernachtung in Marens Reisetasche, fuhr den Wagen vor, denn Maren fiel das Gehen inzwischen sehr schwer. Mein Nachbar wünschte mir noch alles Gute und los ging es. Das war gegen 9 Uhr.

Von unterwegs rief ich meinen Vater an, um ihm mitzuteilen, was jetzt bevorstand. Wir sind in unserem Zimmer vom Kreißsaal um 9:35 Uhr angekommen. Das kann ich deshalb so genau sagen, weil in jedem Raum eine Funkuhr steht. Auch im Bad, wo Mats dann später Punkt 13:00 Uhr zur Welt kam. Eine Hebamme hatte uns empfangen und Maren legte sich auf das breite Bett. Die Hebamme tastete den Bauch ab und stellte die Frage, ob das Kind quer läge. Das hat uns kurz aufgeschreckt. Wir wussten, dass der Kopf des Babys seit Tagen fest im Becken lag. Ich fragte mich, ob so etwas möglich sei und wurde nervös. Ein kurzes Gedankenkino mit Kaiserschnitt begann, Angstgefühle waren da. Dann fiel mir wieder ein, dass ich Maren vertrauen will und nicht einer Hebamme, die sich beängstigende Mutmaßungen nicht verkneifen kann. So habe wurde ich wieder ruhig, Maren war es auch. Der Ultraschall bestätigte dieses Gefühl. Wir waren erleichtert.

Die bessere Hebamme


Deshalb gefiel es mir auch gut, dass uns wenig später eine andere Hebamme begrüßte, die Bereitschaft hatte und wegen des großen Andrangs von nun an für uns da war. Sie hatte genau die richtige Balance von Dasein und Zurückhaltung. Als CTG und alle anderen Untersuchungen abgeschlossen waren, wollte Maren in die Wanne. Die stand in einem kleinen Raum in unserem Geburtsbereich. Die Wehen waren inzwischen schmerzhaft aber noch immer im Abstand von ca. 7 Minuten. Ich habe Maren die Ausschläge auf dem CTG als Höhenprofile von Bergen veranschaulicht. Sie kann mit Kronplatz, Venetalm oder Matterhorn echt was anfangen. In der Ruhephase war sie für solche Informationen empfänglich. Ansonsten besteht mein Job in Zurückhaltung. Es fiel mir jedoch schwer, Ruhe zu bewahren. Manchmal verirrten sich meine Gedanken in Überlegungen, was man denn machen könnte, um das Warten erträglicher zu machen. Aber schon bei der Ankunft meinte eine Schwester zu mir, ich sei tiefenentspannt und das konnte ich ganz gut annehmen.

Maren war so gegen Viertel vor elf in der Wanne und die Wehen wurden heftiger. Das Wasser tat ihr gut, dennoch rechnete ich damit, dass sie irgendwann, wenn es so richtig zur Sache geht, aussteigen würde. Die Hebamme war jetzt dauerhaft dabei. Ich hatte mein Handy tatsächlich im Olympia-Live-Ticker am Bett gelassen und bin einige Mal dorthin gegangen um zu schauen, ob unsere Langlaufmädels um die Medaillen mitlaufen. Dann wurden die Wehen immer schmerzhafter. Ein CTG wurde kabellos in der Wanne unter Wasser abgenommen. Das hat mich sehr beruhigt, wusste ich doch so, dass mit dem Baby alles in Ordnung ist.

Au weia, die Parkuhr!


Ein unbekannter Handyton überraschte uns. Ich schaute kurz nach und stellte fest, dass es der Wecker war, den ich eingestellt hatte, weil ich nur drei Stunden am Parkautomat gelöst hatte. Wie bescheuert. Es schien aber gerade ruhig, so dass ich kurz nach Draußen bin um nachzulösen. In Marens Geldbörse war noch genügend Kleingeld. Ich beeilte mich, doch hatte ich den Autoschlüssel drin liegen lassen. Ich also wieder rein und dann rief mir die Hebamme zu, ich sollte nicht mehr so weit weg gehen. Ich schnappte den Autoschlüssel und rannte einen neuen Rekord vom Kreißsaal bis zum Parkplatz und wieder zurück. Meine schnelle Atmung hatte ich am Wannenrand hockend in Windeseile wieder im Griff.

Nun kam noch eine Ärztin hinzu, die bis zur Geburt blieb. Ich konnte Maren ab und zu mit Wasser versorgen und weiterhin einfach nur da sein. Sie stemmte sich mächtig gegen die Wanne und hielt sich mit ihren Händen an zwei Griffen. Das sollte sie einen Tag später mit Hämatomen am Ellenbogen und derbem Muskelkater in Brust, Armen und Rücken bezahlen. Ich suchte leichten Kontakt zu einer der Hände am Griff, doch immer behutsam genug, so dass sie nicht genervt war. Mein Gesicht hat sich immer ordentlich mit verzogen, wenn wieder eine dieser Hammer Presswehen kam. Ich habe sie noch nie so schreien hören. Das meine ich auch im Vergleich zu den anderen Geburten.

Manchmal hielt sie sekundenlang die Luft an, das konnte ich kaum aushalten. Die Zwischenphasen sorgten kaum noch für Erholung. Wie lange hält sie das durch, fragte ich mich. Die Hebamme und Maren arbeiteten richtig gut zusammen. Und endlich war das Köpfchen da. Haare hat er, dass konnte ich schon sehen, jetzt fehlte noch eine Wehe und dann war er ins Wasser geschlüpft. Wie er da so im Wasser tauchte war unglaublich. Mein erster Eindruck war, dass er weiß und blau ist. Die Hebamme legte ihn schnell auf Marens Brust und schon in dem Moment entspannten sich die Züge in Marens Gesicht und wandelten sich in Lächeln. Dieser Moment hat mich überwältigt und meine Augen wurden ziemlich nass. Dieses Glück, dieser Frieden, diese Herzlichkeit, Verbundenheit - himmlisch!

Alles dran am Sohnemann


Während wir die erste Dreisamkeit genossen teilten wir mit, dass er Mats heißen sollte. Ich durfte die Nabelschnur durchtrennen, da lag Maren noch im Wasser. So eine Nabelschnur kann echt zäh sein, ich musste zwei Mal nachfassen. Kurz darauf bekam ich den Kleinen auf den Arm und Maren konnte die Wanne verlassen. Sie so glücklich zu sehen ist unbeschreiblich. Als sie dann im Bett lag mit unserem Mats in den Armen, konnte ich nichts mehr von dem Schmerz erkennen. Sie lebte ganz im Augenblick, das war so schön zu sehen. Die Nachgeburt war für sie dann wie nebenbei erledigt. Wir konnten bei der Untersuchung der Plazenta zuschauen, auch die war in Ordnung, und ich war glücklich.

Den kleinen Mats haben wir dann auch mal angeschaut und mit Freuden festgestellt, dass alles dran war. Der schnuffelte ein Bisschen und hat auch mal genießt. So ein süßer Kerl. Wir hatten immer Zeiten für uns, Zeiten der Ruhe. Das war sehr angenehm. Wir drei kuschelten auf unserem Bett. Ich informierte unsere Eltern telefonisch. Unsere Kinder waren total aufgedreht und alle glücklich. Dann kam noch das Messen und Wiegen: 54 cm, 3740 g.

Ich nahm Mats in meine Arme. Er schlief so friedlich und mir zog es auch die Augen zu. Ich ließ das geschehen und war im Frieden. Ich weiß noch, wie Maren bemerkte, wie schön es sei, uns beide so zu beobachten. Eine herrliche Zeit. Gegen 15:30 Uhr wachte ich wieder auf. Ich fühlte mich so gelassen. Leider ist aus unserem Familienzimmer nichts geworden. Dafür kamen zu viele Babies an.

Ich habe Marens Sachen noch rüber in ihr Stationszimmer gebracht und bin dann los zu meinen anderen Dreien. Oma und Opa noch dazu und dann haben wir Mats und Maren gemeinsam besucht. What a difference a day makes!

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