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24 Stunden voller Ereignisse - Die Geburt von Alexander


Ich sitze vor dem Computer. Im Haus ist es still, Tochter Tanja (3) schläft schon seit einiger Zeit. Bevor ich es mir nachher alleine mit einem Glas Wein gemütlich mache, lasse ich die ereignisreichen letzten 24 Stunden noch einmal Revue passieren.

Alle Geburtsvorbereitungen abgeschlossen


Am gestrigen Tag waren eigentlich alle Geburtsvorbereitungen bei uns abgeschlossen. Alles, was erledigt werden konnte, hatten wir erledigt. Jetzt konnten wir die letzten Tage vor der Geburt noch etwas genießen.
Ein gewisses Unbehagen vor der kommenden Geburt war da. Tanjas Geburt vor 3 Jahren war keineswegs so verlaufen wie geplant. Die Hebammen im Kreiskrankenhaus waren kühl bis unfreundlich gewesen. Ich als zukünftiger Vater wurde kaum einbezogen und kam mir ziemlich hilflos vor. Teilweise waren wir über Stunden (jedenfalls kam es uns so vor) alleine gelassen worden. Die Hebamme hatte ohne Ankündigung einen Dammschnitt gemacht. Und zuletzt war die Nachgeburt nicht herausgekommen, so dass sie unter Vollnarkose entfernt werden musste.
Um uns jedenfalls die unfreundlichen Hebammen im Krankenhaus zu ersparen, hatten wir uns diesmal frühzeitig um eine Beleghebamme gekümmert. Daniela war noch recht jung, aber erfahren genug und hatte eine umwerfend fröhliche und zuversichtliche Art. Wir mochten sie sofort. Es war gut, dass wir sie schon vorher kennen lernen konnten. Die Gewissheit, dass sie uns ins Krankenhaus begleiten und die ganze Geburt mitmachen würde, half uns schon sehr.
Dass wir in einem Krankenhaus entbinden wollten, war für uns klar. Die optimale medizinische Betreuung ist gegeben. Da wollten wir auf Nummer sicher gehen. Was bringt die tollste Umgebung zuhause oder im Geburtshaus, wenn das Neugeborene sofort ärztliche Hilfe braucht?

Wohin mit Tanja, wenn das Brüderchen kommt?


Ein kleines Problem war die Betreuung von Tanja. Mangels Verwandtschaft in der Nähe konnten wir nur hoffen, dass die Geburt am Tag stattfand, wenn Tanja im Kindergarten war. Oder dass unsere Nachbarn zuhause waren, damit diese auf Tanja aufpassen konnten. Insofern war es keineswegs sicher, ob ich wirklich bei der Geburt dabei sein würde.

Schmerzen im Bauch!


Jetzt also noch ein bisschen zurücklehnen.
Leider klagte meine Frau, dass ihr Bauch so drückte. Oder das Baby im Bauch? Jedenfalls drückte es ziemlich überall, oben und unten, rechts und links. Keine Wehe, denn es war ja kein krampfartiger, ziehender Schmerz, sondern ein allgemeines Drücken. Gegen Abend wurde das Drücken noch unangenehmer und ich schlug vor, sie solle doch mal Daniela anrufen. Wenn wir sie schon bezahlen, dann sollten wir ihren Rat auch nutzen. Meine Frau meinte zwar, was denn Daniela da raten könne, dieses drückende Gefühl kannte sie ja schon aus den vergangenen Wochen, wenn auch nicht so stark. Aber als ich Tanja ins Bett brachte, hörte ich sie dennoch telefonieren.
Sie bekam den klassischen Tipp aller Hebammen: Mal für 45 Minuten heiß baden und schauen, was passiert. (Was machen eigentlich die Schwangeren ohne Badewanne?)

Nach 45 Minuten war der Zustand unverändert. Also erneutes Telefonat. Vorsichtshalber schlug Daniela vor, meine Frau solle in die Klinik kommen, dann könne man mal ein CTG machen und weitersehen.

Zur Sicherheit in die Klinik


Da ich Tanja hüten musste - die Nachbarn waren natürlich nicht da - fuhr meine Frau alleine in die Klinik. Für mich setzte das Warten ein. Gegen 23 Uhr schrie plötzlich Tanja, so dass ich sie aus dem Bett nehmen musste. Kaum hatte ich sie auf dem Arm, läutete das Telefon. Mist. Ich also mit der wieder halb schlafenden Tanja auf dem Arm zum Telefon. Es war meine Frau: Der Muttermund war etwas geöffnet und Wehen hatten eingesetzt. Die Fruchtblase war bisher nicht geplatzt. Sie würde also in der Klinik bleiben müssen und vielleicht schon in den nächsten Stunden das Kind bekommen.

Schlaflos voller Gedanken und dann noch Alarm


Da ich Tanja hüten musste, verblieben wir damit, dass ich am nächsten Morgen Tanja in den Kindergarten bringen und dann schnellstmöglich in die Klinik nachkommen würde.
Aufgeregt und mit vielen Gedanken kam ich natürlich nicht zur Ruhe. Irgendwann gegen 1 Uhr bin ich wohl eingeschlafen und war um 5 Uhr schon wieder wach. Ob das Baby jetzt schon da war?
Plötzlich um 5:30 Uhr: schriller Alarm im Haus. Der Rauchmelder? Ich lief durchs Haus um die Ursache zu finden. War ja klar, die blöde Heizungsanlage war mal wieder undicht. Wasser stand auf dem Boden des Heizungsraums und der Wasseralarm hatte angeschlagen. Ich rief beim Notdienst an, der mir zusagte, baldmöglichst einen Techniker vorbeizuschicken. Durch den Lärm war natürlich Tanja wach geworden, die schlaftrunken die Treppe herunter kam. Ich legte mich wieder mit ihr hin und sie schlief sofort wieder ein. Das war gut, denn eine unausgeschlafene und damit quengelige Tanja war das letzte, was ich an diesem Tag brauchte.

Auf in die Klinik zur Geburt


6 Uhr klingelte das Telefon. Ich rannte zum Telefon, Tanja schlief glücklicherweise weiter. Es war meine Frau. Und, was ist? Nein, das Baby war noch nicht da. Die Wehen hatten in der Nacht zeitweise nachgelassen, so dass meine Frau ab halb 3 auf der normalen Station war. Gegen 8 Uhr würde Daniela wieder vorbeikommen und erneut ein CTG machen. Gut, dann konnte ich bei der Geburt - so sie denn jetzt einsetzte? - dabei sein.

Zwischen 6 und 7 ordnete ich die nächsten Schritte. Erst mal anziehen und ordentlich frühstücken. Ohne Mampf kein Kampf. Beim Nachbarn nachfragen, ob er erst mich und Tanja in den Kindergarten und dann mich in die Klinik fahren konnte (unser Auto hatte ja meine Frau). Das ging. Dann bei der Störungsstelle nach dem Techniker fragen. Und mit einem anderen Handwerker, der heute bei uns arbeiten sollte, abstimmen, wie wir weiter verfahren. Klar, an diesem Tag kam alles zusammen.

Kurz vor dem Losfahren kam der Techniker für die Heizung. Auch hier mal wieder Glück, schon nach 2 Minuten hatte er den Defekt behoben. Ab ins Auto, zum Kindergarten und Tanja abliefern. Den Erzieherinnen Bescheid sagen, dass ich heute Tanja möglicherweise erst sehr spät abhole. Und dann ab in die Klinik. Warum fuhr mein Nachbar eigentlich so unendlich langsam???

Rechtzeitig im Kreißsaal


Im Kreißsaal traf ich meine Frau und Daniela. Die Wehen hatten wieder eingesetzt und wurden stärker. Es ging los.

Die nächsten Stunden vergingen recht langsam. Erst nach und nach weitete sich der Muttermund. Die Fruchtblase platzte nicht. Die Wehen wurden auch erst nach und nach stärker. So unterhielten wir uns halt mit Daniela über ihren Job, über Hebammen und Geburten im Allgemeinen und im Besonderen, über gute und bescheuerte Vornamen. Zwischendrin dann einige Formulare unterschreiben. Meiner Frau ging es eigentlich sehr gut, selbst bei einer Muttermundöffnung von 7 cm waren die Wehen noch erträglich.

Alexander erblickt endlich das Licht der Welt


Und dann der Blasensprung, die immer stärkeren und immer schmerzhafteren Wehen und zum Schluss diese unendlich anstrengenden letzten Wehen, bis Alexander endlich, endlich das Licht der Welt erblickte. Gerade bei diesen letzten Wehen ging es überhaupt nicht voran, der Kopf wollte und wollte nicht durchkommen. Daniela wollte aber auch keinen Dammschnitt machen und so brauchte es halt dann doch noch 4-5 zusätzliche Wehen, bis er endlich gegen 13:30 Uhr raus kam. Mutter und Kind waren wohlauf. Auch die Nachgeburt klappte ganz leicht. Ein Dammriss musste noch genäht werden, aber besser ein Riss als ein Schnitt.

Es war eine schöne Geburt und wir wurden diesmal gut betreut


Insgesamt gesehen, war diese Geburt für uns schöner als die von Tanja. Bei der hatten wir keine Ahnung, was auf uns zukam. Die Betreuung war damals schlecht gewesen, ich wurde kaum einbezogen und als man uns das Baby präsentierte, waren wir dann eher erstaunt als glücklich.

Diesmal wussten wir, was auf uns zukam, wir hatten mit Daniela eine sehr liebevolle und kompetente Begleiterin, die es auch verstand, mich wirklich mit einzubinden, so dass ich mir nicht wie beim ersten Mal überflüssig vorkam. Na klar, die letzten paar Minuten waren nicht schön, aber auch diese empfand ich als nicht so furchtbar wie beim ersten Mal (noch mal muss ich das trotzdem nicht machen).

Dann das übliche Abwarten, die ersten Untersuchungen, wickeln und anziehen. Gar nicht so leicht, man verlernt das doch schnell.

Ich blieb noch bei meiner Frau, bis sie auf die Neugeborenen-Station verlegt wurde. Dann musste ich Tanja vom Kindergarten abholen und fuhr mit ihr sofort wieder in die Klinik. So recht geheuer war Tanja ihr Brüderchen nicht. Am Anfang wollte sie ihn noch nicht mal aus der Nähe ansehen. Aber schon bald überwog ihre Neugier und sie begutachtete ihren kleinen Bruder. Und noch etwas später wollte sie ihn auf den Schoß nehmen.

Jetzt sind wir zu viert


Jetzt sind wir also zu viert. Kaum zu glauben, aber wahr. Das Leben wird sicher nicht leichter werden, aber es geht weiter. Unaufhaltsam. Und wir sind mittendrin mit unseren beiden Kindern.

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