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25.07.2010 46. Woche
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Achterbahn der Gefühle

Geschwister, gibt es was Schöneres? - Aussprache mit Susanne - Trauriger Unfall in der Familie
Nun sitze ich hier, möchte eigentlich einiges schreiben, weis aber noch nicht, wie ich es in Worte fassen soll. Es ist relativ viel passiert und meine Emotionen und Gefühle sind mal wieder Achterbahn gefahren.

Die Woche begann relativ ruhig, so war ich zumindest der Meinung. Sollte sich am Ende der Woche allerdings als Irrtum herausstellen, aber der Reihenfolge nach.

Die Kinder entwickeln sich immer mehr zu richtigen Geschwistern. Entweder bilde ich es mir ein oder ich begreife etwas langsamer. Auf jeden Fall habe ich besonders in dieser Woche bewusst das Mit- und Gegeneinander von Nala und Severin wahr genommen. Die beiden können so herrlich miteinander spielen. Und das immer mehr. Mit zunehmender Mobilität und Gangsicherheit von Severin beginnt Nala ihn immer mehr ihn in ihre Spiele mit einzubinden. Die ruhigeren gemeinsamen Unternehmungen, wie Spielen im Sandkasten oder lesen von Büchern, machen die beide ja schon seit einiger Zeit gemeinsam.

Jetzt kommen Tobereien mit dazu. Sei es Fangen spielen oder auch mit dem Ball kicken bzw. werfen. Viel Spaß macht es den beiden auch, die Sitzauflagen der Terassenstühle im Wohnzimmer auszubreiten und mit ihnen herumzutoben.

Nala hat zum Geburtstag ein kleines Kinderzelt (ein sogenannten Feenzelt) bekommen. Den beiden macht es einen Riesenspaß sich entweder mit all den Sitzauflagen darin zurück zu ziehen und einfach darin rum zu kugeln. Oder neueste Variante: Man geht in das Zelt und läuft damit quer durch die Wohnung. Das Gekichere und vor Freude jauchzen lässt einem das Herz aufgehen. In diesen Momenten wissen wir immer ganz genau, warum wir uns für ein Geschwisterchen für Nala entschieden haben. Selbst Stürze bei solchen Tobereien bleiben meist ohne Geschrei und Weinen.

Ein herrliches Bild muss diese Woche auch tagsüber gewesen sein (habe ich leider nur erzählt bekommen). Beide müssen in der Küche gestanden und Susanne beim Kochen zugeschaut haben. Severin schmiegte sich dann an Mamas Bein und wollte kuscheln. Diese war verständlicherweise gerade anderweitig beschäftigt. Da nahm kurzerhand Nala ihren Bruder in den Arm, woraufhin beide sich innigst umarmten und miteinander kuschelten. Es muss ein Bild gewesen sein, von dem Eltern immer träumen und sich wünschten, das es doch immer so sein möge.

Andererseits können sich die beiden dann aber auch innerhalb von Sekunden wegen einer Kleinigkeit so in die Haare bekommen, das geschubst, gekratzt, an den Haaren gezogen und teilweise auch geschlagen wird. Dann muss einer von uns Ringrichter spielen. Ich weiß nicht ob es in der Natur der Sache liegt, aber ich habe da eine höhere Schmerzgrenze als Susanne. Es ist nicht so, das ich nicht einschreite, aber ich lasse mir meistens mehr Zeit. Dabei habe ich immer die Hoffnung, das sich die beiden Streithähne selber wieder beruhigen und vertragen. Susanne ist da fast immer etwas schneller und geht dazwischen.

Am Samstag kamen dann Opa mit seiner Frau, um auf die Kinder aufzupassen. Susanne meinte dann, ich solle mich fertig machen, sie wolle die Gelegenheit nutzen und mit mir mal allein weggehen. Sie wolle mit mir in ein Café fahren, wo wir Ruhe hätten. Auf meine Frage, wieso Ruhe, meinte sie, sie müsse sich mit mir unterhalten. Da gingen bei mir schon die Alarmglocken an. Wenn eine Frau mit ihren Mann zum „Unterhalten“ weggehen möchte, ist meist was faul.

Und so war es dann auch. Es folgte eine Unterredung über unsere Beziehung. Sie hätte gemerkt, das ich in letzter Zeit lethargischer geworden wäre und mich immer mehr zurück ziehen würde. Sie hätte sich sehr über mein Verhalten geärgert und wäre diese Woche deshalb so reserviert gewesen, ob mir das nicht aufgefallen wäre. Mir war zwar nicht aufgefallen, das sie reservierter gewesen ist, was aber vielleicht wirklich daran gelegen haben mag, das ich seit einiger Zeit mir eine gewisse Gleichgültigkeit zugelegt hatte. Einfach aus den Erfahrungen der letzten 3 Jahre heraus, hatte ich auch kein Bedürfnis darüber zu reden, da ich der Meinung war, dass es bis auf einen kurzen Moment ohnehin keine Veränderung bringt.

Kurz und gut, wir haben die Zeit tatsächlich genutzt uns 1 ½ Stunden einmal ausführlich über die jeweiligen Gefühle, Bedürfnisse und Ärgernisse auszutauschen. Und ich kann zumindest von mir behaupten, dass ich ein solch langes Gespräch nicht geführt hätte, wenn ich diese Frau nicht so verdammt lieben würde.

Nachdem wir uns gegenseitig klar gemacht haben, war wir jeweils vermissen und was uns ärgert, haben wir uns nach dem Verlassen des Cafés noch vor dem Auto in den Armen gelegen und uns Abends wieder richtig versöhnt (keine Einzelheiten...).

Dann haben wir diese Woche noch eine Schocknachricht erhalten. Ein Kind mit 15 Jahren aus der Familie ist bei einem Kopfsprung in einen See auf einen Stein geprallt. Es hat zwar Gott sei Dank und Dank zweier versicherter Ersthelfer vor Ort überlebt, aber es muss damit gerechnet werden, das es für die Zukunft querschnittsgelähmt sein wird. Die ganze Familie ist verständlicherweise geschockt. Auch Susanne hat erstmal eine Runde geweint. Man sieht dann seine eigene Kinder, wie sie rumtoben und rumrennen und hat so ein furchtbares Schicksal plötzlich unmittelbar vor Augen. Natürlich hat man immer wieder von solchen Unfällen gehört und gelesen. Aber die waren weit weg. Man kannte die Leute nicht und hatte somit keinen Bezug dazu. Aber plötzlich wird so ein Drama in unmittelbarer Nähe Realität.

Gleichzeitig ergreift einen auch eine gewisse Ohnmacht, weil man genau weiß, das mein sein Kind nicht 24 Stunden am Tag in Watte einpacken kann. Und je älter sie werden, desto schwieriger wird das „Behüten“ sowieso. Also bleibt einem nur die Hoffnung, das ein solches Schicksal nie dem eigenen Kind widerfährt.

Den Sonntag haben wir somit neben gemeinsamen Unternehmungen auch mit Besuch bei Onkel und Tante verbracht, um sich noch mal innerhalb der Familie Mut und Optimismus zuzusprechen und die gegenseitige Unterstützung zuzusichern.

Tja, so hatte diese Woche zum einen positiven Ausklang, was die Beziehung zwischen mir und Susanne betrifft, zum anderen aber auch einen traurigen.

Trotzdem hoffentlich mit frischem Elan in die neue Woche und Euch am Ende davon berichten.

Liebe Grüße

Euer

Wieland

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Tagebuch Wieland

Wieland
Alter: 47
Wohnort: Kassel
Beruf: Versicherungskaufmann
Familienstand: Verheiratet
Geburtstag Kind: 17.12.08, 10.7.07
Letzter Eintrag: 05.09.2010

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