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27.06.2011 8. Woche
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Keine lustige Woche

Piets Uroma, meine Oma "Afrika", ist tot geblieben. Väter bringen es einfach nicht. Babe, ich will dein Badewasser saufen.

19.06.2011 Piets Uroma, meine Oma "Afrika", ist tot geblieben.

Heute Morgen ist Piets Uroma, im Alter von 94 Jahren, "tot geblieben" (verstorben), leider hatte sie wegen ihrer schlimmen Demenz nicht mehr realisiert, dass er ihr Urenkel war. Da muss Piet auf seine zweite Uroma bauen, die freut sich jedes mal ein Loch in den Bauch, wenn wir vorbeikommen.

Meine Oma wohnte früher in Horst, zwischen "Sibirien" und "Grönland". Der Ort liegt in Schleswig-Holstein, von uns aus gesehen "hinter" Hamburg. Als Kind war das für mich ganz weit weg, mindestens so weit weg wie Afrika. Da wohnte zu der Zeit mein "Onkel" Uli. Auf seiner Farm in Rhodesien (Simbabwe) haben wir ihn leider nie besucht, da meine Mutter enorme Flugangst hat. Aber immerhin in sein Ferienhaus bei Athen haben wir es mal geschafft.

Meine Oma betrachtete aber bis zum Schluss ihren Geburtsort in Ostpreußen, Lewitten im Kreis Preußisch Eylau, als ihre Heimat. Irgendwann fahre ich mal dorthin, heute heißt der Ort Soldatskoye (Солдатское), vielleicht kapiere ich ja dann, warum sie in diesem Punkt so hartnäckig war. Lewitten hatte 1939 ganze 397 Einwohner, ein echtes Dorf. Meine Oma ist eine geborene Meyer, nur für den Fall, dass hier jemand Ahnenforschung betreibt und meine Hilfe gebrauchen kann. Also gerne bei mir melden.

Die Beerdigung von meiner Oma findet am Mittwoch statt, Piet nehmen wir wohl mit.

21.06.2011 Sechs Tage und sieben Nächte

Vor sechs Tagen und sieben Nächten hat Piet seine erste von vier 6-Fach-Impfungen bekommen. Er war drei Tage lang recht platt und hat viel geschlafen, am dritten Tag bekam er leicht erhöhte Temperatur.

In den letzten drei Tagen quält er sich allerdings ganz fürchterlich, vor allem nachts. Er brüllt, wenn er nicht gerade mal kurz zufällig schläft, mehr oder weniger die ganze Zeit. Wir glauben allerdings eher an Verdauungsstörungen, als an eine direkte Nebenwirkung der Impfung, sicher sind wir da aber nicht.

Die durchgemachten Nächte sind nun auch für unseren Sohn anstrengend und er ist tagsüber völlig fertig, was ihn aber nicht vom "arbeiten" abhält. "Arbeiten" nennen wir sein wüstes Gestrampel und das unkontrollierte "Um-sich-schlagen", dies ist für ihn auch keine Freude. Unsere Katze Kimba hat er bereits öfters erwischt, die steht da aber zum Glück drüber und lässt sich nicht provozieren.
Immerhin macht der Piet zum Schlagen eine echte Männerfaust. ;)

Uns nimmt das auch ganz gut mit, aber man gewöhnt sich ja an fast alles. Diese Woche ist die letzte, die meine Frau und ich gemeinsam haben, um Piet zu betüddeln. Ab nächste Woche ist dies ganz alleine mein Job, zumindest tagsüber und in der Nacht. Ich bin ja mal gespannt, wie es dann so funktioniert.

22.06.2011 Väter bringen es einfach nicht

"Tritt nicht auf deinen Sohn!"
"Du hälst den falsch! Siehtst du nicht, dass er sich quält?"
"Also, so wie du den jetzt hälst, wird dem noch schlecht!"
"Du kannst dein Kind doch nicht so halten!"

Was haben alle diese Sätze gemeinsam?

- Ich habe alle diese Sätze heute Morgen gehört
- Keine Frau würde einer Mutter so etwas sagen
- Nur Vätern wird mit diesen Vorurteilen begegnet

Heute Morgen war die Beerdigung meiner Oma. Eigentlich kein erfreulicher Anlass, aber wir hatten ja Piet dabei und der sorgt immer für ein wenig Freude in seiner Umgebung, selbst auf einem Friedhof.
Ein Talent, dass sicher nur kleine Kinder haben.

Nach der Beisetzung gab es noch den traditionellen Leichenschmaus in Form eines zweiten Frühstücks. Meine Mutter hatte zu diesem Anlass im "Willicher Hof" einen Tisch gebucht. Wie alle erfahrenen Außendienstler wissen, bucht man sich NIE in einem Hotel oder einer Gaststätte ein, das auf "Hof" endet.
Dies hat einen guten Grund, auch der "Willicher Hof" war da keine Ausnahme. Die letzte Renovierung war vermutlich vor meiner Geburt, zumindest hatte ich diesen Eindruck. In Räumen, in denen man tagsüber Licht anmachen muss, um seinen Teller zu finden, esse ich nicht gerne. Aber vermutlich war in Willich die Auswahl nicht so groß und der Bestatter hat sicher einen Deal mit dem benachbarten Hotel.
Verstehe ich, muss mir aber nicht gefallen.

Zu der Beerdigung war, in Ermangelung lebender Verwandter meiner Oma, neben dem engsten Familienkreis netterweise auch die Kaffeerunde meiner Mutter erschienen. Das fand ich wirklich nett, denn teilweise sind die Gäste von weit her angereist oder hatten selbst gerade erst enge Verwandte beerdigen müssen. Aus Spaß geht ja nun wirklich niemand auf eine Beerdigung.

Natürlich sind die Kaffeedamen meiner Mutter alle erfahrene Omas, wobei ich einige der oben genannten Sprüche von meiner eigenen Familie untergejubelt bekommen habe. Was mich nur noch mehr ärgert.
Was soll denn das?

Wie ich meinen Sohn halte, ist alleine meine Sache und wenn ich inzwischen etwas im Umgang mit Kindern gelernt habe, ist es die Tatsache, dass es "falsch" nicht gibt. Jeder kümmert sich instinktiv richtig um sein Kind, zumindest glaube ich fest daran. Ich versuche solche, völlig unnötigen, Sprüche zu überhören. Allerdings habe ich mir schon mal überlegt, mit den gleichen Geschossen zurück zu schießen.

Auf das Gesicht bin ich mal gespannt, wenn ich demnächst einer zu irgendeiner erfahren Oma sage:

"Wenn du meinen Sohn gleich fallen lässt, trete bitte nicht noch drauf!"

23.06.2011 Babe, ich will dein Badewasser saufen.

Gestern Abend haben wir Piet, nachdem wir wieder zu Hause waren, zu allererst gebadet. Er war ja durch die Hände zahlreicher fremder Omas gewandert und roch überhaupt nicht mehr nach unserem Sohn.
Da musste dringend der Ur-Zustand wieder hergestellt werden.

Baden macht Piet immer noch Spaß, mittlerweile nehmen wir auch etwas Babyseife dazu, die ersten Wochen wurde noch im klarem Wasser gebadet. Das Badewasser lassen wir dann immer abkühlen und gießen damit am nächsten Morgen die Pflanzen auf dem Balkon.

"Schlapp, Schlapp, Schlapp"

Was war denn das für ein Geräusch? Hat sich Kimba wieder ein Wasserglas von uns gekapert?
Nein, hmm, dann gehen wir mal besser nachsehen. Wir fanden unsere Katze, mit den vorderen Pfoten auf dem Waschtrog abgestützt, das Badewasser saufend. Das kann nicht gesund sein, oder?

Wir haben dann das Wasser sofort weggeschüttet, Kimba war allerdings sichtlich beleidigt.

Nachtrag:

Sorry, dass es diese Woche nicht so "lustig" war, ich gelobe Besserung für die nächste, versprochen.

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Kommentare von Lesern:

 
Gerd, Norddeutschland:
27.06.2011 20:17
Wer sagt denn, dass es mit Kindern lustig ist? Nach 5 Jahren und zwei Kindern kann ich eindeutig sagen: ohne war es viel lustiger.

Tagebuch Guido

Guido
Alter: 34
Wohnort: Neuss
Beruf: Vollzeitvater
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 15.04.2011
Letzter Eintrag: 25.06.2012

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