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01.05.2012 46. Woche
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Instrumental aggressive Handlung

Night Watch, 39,9 °C Fieber; Instrumental aggressive Handlung; Mein Sohn entwickelt das Pie-Jutsu; Lieber ohne Brille aus dem Fenster sehen...
39,3 °C

Eigentlich wollten wir heute ja in den Zoo, aber Piet war heute Morgen extrem nörgelig und überhaupt nicht gut drauf. Er fühlte sich sich warm an und als wir später die Temperatur maßen, ergab dies 38,5 °C. O.K. er hat sich wieder mal was eingefangen. Nach über zwölf Monaten und zweimal Brechdurchfall, diversen Erkältungen und oft erhöhten Temperaturen später, gerät man nicht mehr gleich in Panik und fährt direkt in die Notaufnahme. :)

Dennoch sind solche Tage mit kleinen Kindern extrem anstrengend. Piet möchte dann nie von uns runter und hängt den ganzen Tag auf uns rum, dabei dröhnt er einem gerne direkt ins Ohr. Als wir heute Mittag dann 39,3 °C feststellten, bekam er von uns ein Zäpfchen, um das Fieber zu senken. Ab 39,2 °C darf man sich ein wenig Sorgen machen und kann die Sache ernster nehmen. Am späten Nachmittag war er wieder etwas besser drauf, er hatte mittags recht lange geschlafen, so dass ich mit ihm noch eine Stunde an die frische Luft gegangen bin. Gut eingepackt versteht sich. Das hat ihm sichtlich gut getan.

Wir waren eigentlich davon ausgegangen, dass er heute Abend später in sein Bett möchte, da er über Tag beinahe nur gepennt hatte, aber dem war nicht so. Gerade ist er friedlich in seinem Bett eingeschlafen. Wenn er noch einmal wach wird, bevor wir ins Bett gehen, bekommt er noch ein Zäpfchen, damit er und wir gut schlafen können und Morgen geht es ihm hoffentlich wieder besser.

39,9 °C waren es dann um 22:00 Uhr, das wird eine harte Nacht werden.


Night Watch

Als wir abends bei unserem Sohn 39,9 °C Fieber feststellten, war uns bereits klar, dass dies eine anstrengende Nacht werden würde. Das Krankenhaus konnte ich meiner Frau erfolgreich ausreden, dennoch ist es immer ein blödes Gefühl, wenn man so ein kleines, glühendes und brüllendes Häufchen Elend auf dem Schoß hat. Meine Frau übernahm die erste Wache ich die Zweite. Piet ließ sich nicht in sein Bett legen, was bedeutet, dass er nur auf uns schlief und wimmerte. Dies wiederum bedeutet, dass wir praktisch die ganze Nacht gar nicht geschlafen haben. Heute Morgen war seine Temperatur etwas gesunken, bewegte sich aber trotz Fiebersaft immer um die 39 °C, das ist zwar nicht mehr bedenklich, aber immer noch recht hoch. Den ganzen Tag hat er nur auf uns verbracht, immerhin hat er genug getrunken.
Diese Nacht wird vermutlich nicht viel erholsamer werden.

Hier eine kleine Liste der Dinge, die der Schlafentzug heute bei mir mit sich brachte:

- Nicht nur meinem Sohn ein Leberwurstbrot schmieren, sondern der Katze auch
- Kindersicherungen erst entfernen, wenn man sich bereits den Fuß daran fast gebrochen hat
- Milch in den Kaffee schütten, obwohl man den gar nicht mit Milch trinkt
- Panisch nach dem Mobiltelefon suchen, obwohl nur das Spielzeug von Piet "Old Mc. Donald" gedudelt hat
- Viel zu schnell (ohne Sohn) auf der Autobahn rasen, damit man nicht einschläft und dann im AB-Kreuz in die falsche Richtung fahren
- Sich mit der Bodylotion duschen (eine Riesenschweinerei)
- Unter der Langhantelbank beinahe verrecken, weil man die Scheiben falsch gezählt hat (140 Kg statt 100 Kg)
- Gegen Türen laufen, die einfach nicht nach außen aufgehen wollten
- Die Katze auf dem Balkon vergessen
- Erst die Wäsche im falschen Programm anstellen und dann darin liegen lassen


Instrumental aggressive Handlung

Der zweite Teil meiner Ausbildung zur qualifizierten Kindertagespflegeperson (zertifizierter Tagesvater/ Tagesmutter) ist erheblich anspruchsvoller, als der erste Teil. Genaugenommen hängt die Qualität der Ausbildung zum Großteil von einem selber ab, denn Noten gibt es nicht. Ob man im Kurs etwas mündlich beiträgt, oder nicht, ändert rein gar nichts. Ob ich die Unterlagen zu Hause noch einmal durcharbeite, oder eben nicht, interessiert bisher niemanden. Das Gleiche gilt für ergänzende Literatur, also Bücher, die sich mit Pädagogik beschäftigen.

Netterweise kann man viele Bücher bei unserer Dozentin leihen, das spart viel Geld und erspart so manchen Fehlkauf. Nicht alle Bücher sind meinem Geschmack und meinem Anspruch nach passend. Viele sind auf dem Niveau für Grundschulkinder und damit meine ich nicht die pädagogische Zielgruppe. :)

Ich musste da letztens an meinen Deutsch-Unterricht in der Berufschule denken, die ich nach dem Abitur besuchte. Ich hatte Deutsch als fünftes Abifach und Geschichte als LK, was auch wie Deutsch ist, nur ohne Goethe. Für die erste Stunde mussten wir ein Heftchen zur neuen, deutschen Rechtschtreibung kaufen, mit dem Titel: "Ich bin ein Delphin oder ein Delfin?" Kein Satz in diesem "Unterrichtsmaterial" war länger als Subjekt-Prädikat-Objekt.
Ungefähr auf diesem Niveau ist ein Drittel der Bücher, die uns im Kurs empfohlen werden. Ein weiteres Drittel wendet sich an "Laien", also Eltern, diese Bücher sind teilweise recht gut. Es gibt aber auch einige Bücher, die wurden für Sozialpädagogen und Kinderpsychiater geschrieben. Davon habe ich gerade einige hier, das ist wirklich harter Stoff.

Das Lesen macht da nur bedingt Spaß.

Spannend wird es dann, wenn man einige Beispiele für Verhaltensweisen aus den Büchern gerade bei seinem eigenem Kind beobachten kann. Als wir am Dienstag in der Krabbelgruppe waren, hatte Piet noch seinen Beißring an der Jacke, er bekommt gerade einen Eckzahn. Diesen Beißring fand ein anderer Junge total spannend und griff nach diesem, da hing ja aber noch mein Sohn dran. Der schaute sich das einen Moment lang an, zog ebenfalls an der Kette für den Ring und als dies keinen Erfolg bracht, denn der andere Junge ist gleichalt, gleichschwer und motorisch gleich fit, schubste Piet ihn einfach um. Voila! Das nennt man eine instrumental aggressvie Handlung.

Daran merkt man, dass die Ausbildung doch ihre Spuren hinterlässt. ;)

Kinder bis zu einem Alter von 16-18 Monaten zeigen noch keine beabsichtigte Aggressivität, um einen anderen Menschen zu verletzen. Die Aggressivität der Handlung ist vorher immer Objektbezogen (instrumental), wenn andere Kinder dabei in Mitleidenschaft gezogen werden, ist dies ein echter Kollateralschaden. Piet ist also kein Sadist (Anhänger der lustvollen Aggression), sondern wollte nur den Beißring behalten. Die Entwicklung dieses Verhaltens ist auf das größere Autonomiebedürfnis zurück zu führen, ab dem Alter von 8-12 Monaten vergrößern die Kinder Explorationsradius und werden deutlich expansiver. Damit steigt leider meist auch die Anzahl der Verbote.

Verbote erhöhen die Frustration, das kennt wohl jeder. :)



Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt ne kleine Brille...

...auf der Mauer, auf der Mauer sitzt ne kleine Brille - seht euch mal die kleine Brille an, wie die Brille fliegen kann - auf der Mauer auf der Lauer saß ne kleine Brille. (Kinderlied)

Tja, so kann es gehen, ich schaute gerade mit meinem Sohn aus dem Fenster, als er sich meine Brille schnappte, um nachzusehen, ob die auch fliegen kann.

Kann sie übrigens nicht. ;)

Das ging alles unglaublich schnell und ich sah nicht nur meine Brille aus dem Fenster im dritten Stock fliegen, sondern direkt ein aktuelles Monats-Netto-Einkommen von mir gleich mit. Ich sehe zwar aus wie ein Bär, bin aber leider blind wie ein Maulwurf, da kostet eine Brille schon mal schnell einige hundert Euro. Was noch schlimmer ist, eine neue Brille zu bestellen dauert gut zwei Wochen. In den zwei Wochen wäre ich aufgeschmissen.

Glücklicherweise hatte unser Nachbar im Erdgeschoss frischen Rindenmulch verteilt, meine Brille landete knapp neben seinem Liegstuhl und blieb heile. Schwein gehabt und wieder was gelernt:

- Brillen fallen genau so schnell wie alles andere
- Lieber auf Rindenmulch landen, als auf Beton
- Mein Sohn hat die Reaktionszeiten einer Fliege
- Immer eine Ersatzbrille parat haben
- Lieber ohne Brille aus dem Fenster sehen

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Tagebuch Guido

Guido
Alter: 34
Wohnort: Neuss
Beruf: Vollzeitvater
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 15.04.2011
Letzter Eintrag: 25.06.2012

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